Stories #5: Im Herbst
Essay zum Thema Literatur
von Graeculus
Kommentare zu diesem Text
Hallo Graecu,
es ist immer wieder erstaunlich, dass Erzählungen über die Schicksale einfacher Leute, hier mit Einschränkungen, im zaristischen Russland so faszinierend sein können. Wenn ich deine Zeilen lese, verfalle ich fast der Versuchung, mich der Meistererzählungen oder der Werke der anderen großen russischen Schriftsteller anzunehmen, alles andere stehen und liegen zu lassen und einfach nur zu lesen. Dass du sie, die Zeilen, so gekonnt anbietest, steht für mich außer Frage. War mir sozusagen ein Vergnügen.
Herzlich Gil.
es ist immer wieder erstaunlich, dass Erzählungen über die Schicksale einfacher Leute, hier mit Einschränkungen, im zaristischen Russland so faszinierend sein können. Wenn ich deine Zeilen lese, verfalle ich fast der Versuchung, mich der Meistererzählungen oder der Werke der anderen großen russischen Schriftsteller anzunehmen, alles andere stehen und liegen zu lassen und einfach nur zu lesen. Dass du sie, die Zeilen, so gekonnt anbietest, steht für mich außer Frage. War mir sozusagen ein Vergnügen.
Herzlich Gil.
Dieser Essay war bereits geschrieben, als ich mich gestern mit einem Exil-Syrer unterhalten habe, der gerade Tschechow aus dem Russischen ins Arabische übersetzt. Wir haben uns beinahe in den Armen gelegen vor Begeisterung über Tschechow.
Der Syrer meinte übrigens, Tschechow habe die Kurzgeschichte dem Roman vorgezogen, weil es einfacher sei, 100 m als den Marathon zu laufen.
Ja, das mag einfacher sein - aber die 100 m in 9,8 sek. zu laufen, ist es nicht!
Der Syrer meinte übrigens, Tschechow habe die Kurzgeschichte dem Roman vorgezogen, weil es einfacher sei, 100 m als den Marathon zu laufen.
Ja, das mag einfacher sein - aber die 100 m in 9,8 sek. zu laufen, ist es nicht!
Übrigens habe ich mich hinreißen lassen und schon fünf Erzählungen gelesen. Wem habe ich das zu verdanken?
Du, das freut mich riesig! Das ist der schönste Erfolg.
Russische Erzähler sind Meister darin, Menschen auf der untersten sozialen Stufe in ihrem Leid zu schildern. Es ist gut, dass du auch einen Typ der Kurzgeschichte vorstellst, in dem äußerlich wenig passiert.. Die Meisterschaft des Erzählers besteht hier darin, die Tragik des herunter gekommen Gutsherrn zu beschreiben. Es wird jetzt schon sichtbar, dass du ganz unterschiedliche Varianten von Kurzgeschichten präsentierst.
LG
Ekki
LG
Ekki
Du drückst es gut aus. Russische Erzähler können gut das Elend, die Trauer, das Scheitern darstellen.
Übrigens gibt es auch bei Dostojewskij (ich meine, es ist in den "Brüdern Karamasow") eine solche Szene, in der eine Frau ihren Mann, der sie über alles liebt, in der Hochzeitsnacht verläßt. Auch sie heißt Marja, und zwar Schatow, wenn ich mich nicht irre.
Auch wenn das in einen Roman eingebettet ist, mag es eine 'typisch russische' Konstellation sein.
Übrigens gibt es auch bei Dostojewskij (ich meine, es ist in den "Brüdern Karamasow") eine solche Szene, in der eine Frau ihren Mann, der sie über alles liebt, in der Hochzeitsnacht verläßt. Auch sie heißt Marja, und zwar Schatow, wenn ich mich nicht irre.
Auch wenn das in einen Roman eingebettet ist, mag es eine 'typisch russische' Konstellation sein.
"Action" alleine, denke ich, macht noch keine gute Erzählung.
In diesem Falle stellt sich doch von Anfang an die Frage, welches Geheimnis rankt sich um diese abgerissene Gestalt und wird es gelüftet. Das ist allemal ein Grund bis zum Ende zu lesen.
Aus heutiger Sicht finde ich den Blick auf die gesellschaftlichen Zustände im zaristischen Russland interessant.
TT
In diesem Falle stellt sich doch von Anfang an die Frage, welches Geheimnis rankt sich um diese abgerissene Gestalt und wird es gelüftet. Das ist allemal ein Grund bis zum Ende zu lesen.
Aus heutiger Sicht finde ich den Blick auf die gesellschaftlichen Zustände im zaristischen Russland interessant.
TT
Das ist es, und ich meine sogar, daß die gesellschaftlichen Verhältnisse in Rußland immer interessant sind - wenn auch im Sinne des chinesischen Fluches "Mögest du in interessanten Zeiten leben".
Habe eine Schwäche für russische Literatur.
Habe eine Schwäche für russische Literatur.
Ich sage es mal so: Der Herr hat wenigstens einen Grund, warum er säuft...
Man kann auch sagen: Ich trinke, weil ich lebe. Ich lebe, also trinke ich.
(Ist das der Grund, weshalb es keine Kultur ohne Drogen gibt?)
(Ist das der Grund, weshalb es keine Kultur ohne Drogen gibt?)