Heimat wie sie leuchtet

Gedicht zum Thema Vergessen

von  GastIltis

Sobald das Nordlicht uns die karge Gegend,
Stadt, Land, Gewässer, Ufer, Luft erhellt,
ist das uns, an der Nordmanntanne sägend,
ein Zeichen, seht, es gibt sie noch, die Welt.

Am Leuchtturm warten schon die ersten Schnitter
auf den vertrauten Wechsel Lang/Kurz/Lang
und dann das nächste Gammablitzgewitter.
Das bringt ihr Augenblinzeln erst in Schwang.

Die Brandung und die Wellen sind entfernte
Verwandte von dem alten Nebelhorn.
Am Dünenstreifen startet nun die Ernte
vom besten Strand-Hochleistungs-Haferkorn.

Ja, das ist Heimat, wie sie steht und leuchtet.
Das Herz wird schwer, wenn man es nur bedenkt.
Wenn jetzt noch wer die Zunge satt befeuchtet,
dann ist der Tag und auch der Rest geschenkt!


Anmerkung von GastIltis:

Empfohlen von: plotzn, Al-Badri_Sigrun, franky, LottaManguetti, Mullenlulle, AZU20, TassoTuwas, Moja, EkkehartMittelberg, Jo-W..
Lieblingstext von: Al-Badri_Sigrun, LottaManguetti, EkkehartMittelberg.
Erhellend!

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Kommentare zu diesem Text


 LottaManguetti (16.12.19)
Moin moin, Gil. Der Mensch, glaube ich, wird sich immer nach seinen Ursprüngen sehnen.

Ein sehr melancholisches Gedicht wieder.

Lotta

 GastIltis meinte dazu am 16.12.19:
Liebe Lotta,
wenn ich deine Zeilen lese, könnte ich fast vor Traurigkeit untertauchen. Auf Graecus Empfehlung hin habe ich wieder mal mit Tschechows „Meistererzählungen“ zu lesen angefangen. Gleich im Kopf der zweiten Erzählung steht der Halbsatz: „Wem klage ich meinen Schmerz …?“
Heute zum Frühstück habe ich meiner Frau von „Rothschilds Geige“ erzählt. Ich sollte so etwas nicht lesen, meinte sie. Sehnsucht ist ein eigenartiges Gefühl.
Danke und liebe Grüße von Gil.

 AZU20 (16.12.19)
Ja, Heimat leuchtet immer. LG

 GastIltis antwortete darauf am 16.12.19:
Danke!
Wem sagst du das, Armin, Bruder im Geist.
Herzlich Gil.

 TassoTuwas (16.12.19)
Lieber Freund, dein Versuch mir Heim (at) zu leuchten ist löblich. Zwar bleibt mit mittenmang manches fremdländisch, doch Hoffnung keimt auf, entdecke ich doch grad in vierter Generation meinen migranten Hintergrund. Da gibt es doch was zu feiern und darum ist der Köm schon kaltgestellt. Also Prost und lass es dir gut gehen. In die Tundra hinterm Leuchtturm sende ich Grüße. TT

 GastIltis schrieb daraufhin am 16.12.19:
Als hätte ich es geahnt!
Wenn wir noch weiter graben, waren direkte Vorfahren von uns auf Gotland zu Hause und die Geschichte muss (wieder einmal) umgeschrieben werden. Dieses Mal aber endgültig. Ich öffne mal meinen umfangreichen Platten-, nein Flaschenschrank, um die geeignete Befeuchtungsbedenklichkeit herauszufischen. Petri Heil und danke für Hinweis und Grüße.
Herzlich Gil.

 EkkehartMittelberg (16.12.19)
Lieber Gil, ich kenne zwei Nordlichter, die ihre Heimat lieben. Bei dem einen drückt der Nebel die Dächer schwer, bei dem anderen leuchtet das Land. Doch der Unterschied ist kleiner, als es auf den ersten Blick scheint, denn beide lieben das Karge ihrer Heimat und verleihen ihm Glanz.
Herzliche Grüße
Ekki

 GastIltis äußerte darauf am 16.12.19:
Schön, lieber Ekki,
wie du auch bei scheinbar Gleichem die Unterschiede doch so deutlich herausarbeiten kannst. Du bist und bleibst eben ein Meister der Analytik. Dabei, als ich die fünfeinhalb Jahre Dresden hinter mir hatte, war ich schon drauf und dran, mich nicht nur in die Stadt, die damals noch sehr unvollkommen war, sondern auch in Land und Leute, vor allem die Liebenswürdigkeit im Umgang miteinander zu verlieben. Aber ich hatte es mir in den Kopf gesetzt.
Danke und viele Grüße an dich von Gil.
Jo-W. (83)
(16.12.19)
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 GastIltis ergänzte dazu am 16.12.19:
Lieber Jo,
das ist ein schöner Beitrag, vor dem ich einen großen Respekt empfinde. Warum? Weil ich eigentlich das Gefühl auch verloren habe, verloren an eine Zeit, die die Erinnerungen einfach weggewischt hat. Eigentlich bin ich ja Altmärker. Aber ich habe nur einen Teil meines Lebens dort verbringen können, die ersten Jahre, bis ich zur Schule musste und dann die Zeit in den Ferien, bis mein Großvater starb. Wenn ich mit einer fast gleichaltrigen Cousine spreche, die ihre Kindheit, Jugend und einen Teil ihrer Zeit als Erwachsene dort leben durfte, und die Erinnerungen demnächst in einem Buch herausbringen wird, bedrängt sie mich stets, es ihr gleichzutun, und auch die Erinnerungen an die Zeit aufzuschreiben. Nur, sie sind fort, für andere, spätere verdrängt worden.
Eigentlich habe ich meine Heimat verkaft. Einen Rest habe ich zur Flurbereinigung an einen Großbauern der neuen Zeit für einen Geldbetrag plus einer Schlackwurst verkauft. Eine echte Schlackwurst, die so geschmeckt hat, wie ich sie aus der Erinnerung noch kannte. Heimat.
Danke, lieber Freund Jo.
Herzlich grüßt dich Gil.
Al-Badri_Sigrun (61)
(17.12.19)
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 GastIltis meinte dazu am 17.12.19:
Dann habe ich ja, liebe Schmetterlingsblüte,

eigentlich das Gedicht, ohne es zu ahnen, fast für dich allein geschrieben. Dass mich nur nicht die Brandung erschlägt!
Ich habe eben mal im Kopf zusammengerechnet, dass ich wohl insgesamt ein ganzes Jahr, wenn auch über Jahrzehnte verteilt, direkt am Strand verbracht habe, wobei ich von dieser Zeit nicht einen Tag missen möchte. Und, ich hatte stets bodenständige Leute in der Nähe.
Nun kann ich deine Sehnsucht verstehen.
Danke für deinen wunderbaren Beitrag.

Herzlich grüße ich dich zurück. Gil
Al-Badri_Sigrun (61) meinte dazu am 17.12.19:
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