Wir telephonieren

Aphorismus zum Thema Kommunikation/ Dialog

von  Graeculus

„Das Pferd frißt keinen Gurkensalat“ soll der erste jemals über eine Telephonverbindung gesprochene Satz gewesen sein.
Ich habe nicht den Eindruck, daß der Bedeutungsgehalt der meisten Telephongespräche seitdem zugenommen hat.

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Kommentare zu diesem Text


 TrekanBelluvitsh (23.12.19)
Es kommt darauf an, was du daraus machst. Stichwort: Kopfkino!

Wie (mittlerweile wohl) jeder habe auch ich im Zug schon folgendes Telefonat mitbekommen: "Ich bin in 20 Minuten zuhause." Nun sah der Telefonierende so aus, als ob er jeden Tag zur Arbeit fährt und - es war später Nachmittag - diese nach getaner Arbeit auch wieder verlässt. Kommt er dann nicht jeden Abend nach Hause? Scheinbar hatte e sich auch nicht im Vergleich zu anderen Tagen verspätet. Wenn dem so gewesen wäre, hätte er sicherlich ein Begründung angehängt, oder, wenn dies nicht sein erster Anruf ob der Verspätung gewesen wäre etwas wie ein "bin endlich hier raus" angehängt.

Tat er jedoch nicht. Ergo: Er wollte seiner Partnerin/seinem Partner einfach nur die Möglichkeit geben, den Hausfreund/die Hausfreundin ihrerseits/seinerseits heim zu schicken.

 Graeculus meinte dazu am 23.12.19:
Wenn es bei einem einmaligen, kurzen Telephonat bleibt, mag das der Zweck sein.
Wenn aber jemand in der S-Bahn von Düsseldorf bis Duisburg ununterbrochen im Gurkensalat-Stil in sein Gerät redet, was denken wir dann? Angst, allein zu sein?

 Regina (23.12.19)
In der Tat sind Mitteilungen wie "Ich bin gerade am Bahnhof" häufig bei Vieltelefonierern am Handy. Der Partner wird über den Aufenthaltsort unterrichtet, falls man selber vergessen sollte, wo man sich befindet. Gruß Gina

 Graeculus antwortete darauf am 23.12.19:
"Ich bin gerade am Bahnhof in Düsseldorf."
"Jetzt bin ich in Derendorf."
"Jetzt bin ich in Rahm. in 10 Minuten bin ich zu Hause."
"Bin in Großenbaum. Keine Verspätung. Bis in fünf Minuten!"

Ständige Selbstvergewisserung?
Ich denke mir dazu: "Jetzt stehe ich an der Haustür und stecke den Schlüssel ein."

 AchterZwerg (23.12.19)
Hallo Graeculus,
ich finde, die Aussage ließe sich ihne Weiteres auf die meisten Gespräche übertragen. also auch auf die, die ohne Smartphone auskommen.

Gruß und Frohe Weihnachten
der8.

 Graeculus schrieb daraufhin am 23.12.19:
Läßt sich übertragen, ja. Leider wissen wir nicht, was der erste überhaupt jemals gesprochene Satz war. Man kann sich mit Phantasie einiges denken, und nicht alle Optionen gehen in die Richtung: "Liebling, soeben habe ich das Rad erfunden!"

 TassoTuwas (23.12.19)
Wie man ins Telefon hinein spricht, so schallt es heraus!
Oder so ähnlich
TT

 Graeculus äußerte darauf am 23.12.19:
Und noch ein bißchen lauter, dann brauchen sie gar kein Telephon mehr.

 EkkehartMittelberg (23.12.19)
Hallo Graeculus,
ich vermute, dass es vielen Menschen nur darum geht, dem anderen zu signalisieren, dass sie an ihn denken. Wenn sie das oft tun, fehlt es ihnen an Fantasie für alternative Formulierungen. Ich sehe solche banalen Floskeln nachsichtig.
Frohe Weihnachten
Ekki

 Graeculus ergänzte dazu am 23.12.19:
So kann man es sehen. Der akustische Schaden für die Umgebung ist manchmal beträchtlich. (Ich weiß nicht, ob Du öfters öffentliche Verkehrsmittel benutzt.)

Auch Dir harmonische Festtage!
Wolfgang

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 24.12.19:
Ich sehe das so wie Ekkehart, allerdings ist es in der Tat meistens nicht notwendig, in das Telefon hineinzuschreien.

Textchen gerne gelesen, auch wenn die Schreibweise "Telephon", sehr, sehr old school ist und daher irgendwie befremdlich wirkt.

 Graeculus meinte dazu am 24.12.19:
Wohl wahr. Und wenn ich für old school altmodisch sage, ist das dann old school oder altmodisch?

Ich bin bemüht, logisch & konsequent zu denken, wobei es mir nicht einleuchtet, daß man denselben griechischen Buchstaben φ mal als Telefon, mal als Philosoph, mal als Elefant, mal als Hypertrophie wiedergibt.
Es sollte mehr darauf geachtet werden, wie man schreibt, oder? Und es sollte mehr an die Wurzel unserer Kultur, an die Griechen gedacht werden.

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 24.12.19:
Ja, es sollte mehr darauf geachtet werden, WIE man schreibt.

 Artname (24.12.19)
Gefällt mir sehr gut! Besitzt ausreichend Neues, Relevanz und Witz!

lg

 Graeculus meinte dazu am 24.12.19:
Danke für die netten Worte zum Gurkensalat.

 Dieter Wal (24.12.19)
Bei Übermut und wenn niemand dabei ist, der sich für mich schämen könnte, mische ich mich manchmal in völlig bescheuerte Unterhaltungen per Smartphone in S-Bahnen ein.

Den meisten Menschen fehlt jede Wahrnehmung, dass ihr öffentlich ausgebreitetes partnerschaftliches Gesabbel gegen Feierabend in S-Bahnen nur alle Übrigen nervt.

In Berlin ist es neuerdings nicht selten, dass sie sich auf Tuchfühlung in S-Bahnen neben einen stellen. Einer freundlichen Aufforderung, Abstand zu nehmen, folgen sie.

 Graeculus meinte dazu am 25.12.19:
Genau dort - also nicht in Berlin, aber im Öffentlichen Personenverkehr - mache ich meine Beobachtungen; ich muß freilich zugeben, daß ich mich noch nie die in diese Art der Schrumpf-Kommunikation eingemischt habe.
Vielleicht könnte ich meinen Aphorismus, der ja kurz genug ist, einmal anbringen.

 Dieter Wal meinte dazu am 31.12.19:
Bemühe mich bisher mit Erfolg, Deppen nicht zu Schlägereien zu motivieren und sie dennoch gelegentlich sanft auf die Schippe zu nehmen.

Versuch macht kluch.

GLÜCKLICHES 2020!

Antwort geändert am 31.12.2019 um 17:30 Uhr

 Graeculus meinte dazu am 01.01.20:
Als Schriftsteller wünsche ich: wenig Gurkensalat!

 Dieter Wal meinte dazu am 03.01.20:
Ich mag Gurkensalat gelegentlich. Wir sollten uns persönlich über Gurkenanbau und Gurkenrezepte austauschen! Minimal 365 Tage am Stück.

 princess (15.02.20)
Lieber Graeculus,

da ist der KdT-Redaktion leider ein Rechtschreibfehler entgangen. Ich habe gerade den Duden befragt. Der sagt, dass  Telephon heute eine falsche Schreibweise ist und ausschließlich durch Telefon ersetzt wurde. Magst du das korrigieren?

Liebe Grüße
p.

Kommentar geändert am 15.02.2020 um 07:23 Uhr

 Graeculus meinte dazu am 15.02.20:
O bitte, liebe princess, laßt mir doch diese Schreibweise! Es ist ja nicht nur so, daß es sich um eine alte handelt, an der ich hänge, sondern der Duden zeigt sich in dieser Hinsicht insofern als inkonsequent, als er aus demselben griechischen Buchstaben φ mal ein Telefon, mal einen Philosophen macht. Man erkennt, daß er da keiner Regel folgt, sondern einfach den Sprachgebrauch der Mehrheit zur Norm erklärt.

 princess meinte dazu am 15.02.20:
Ich will dir gar nichts nehmen, woran du hängst, lieber Graeculus. Persönlich finde ich sogar, dass die alte Schreibweise zu deiner humanistischen Prägung eh viel besser passt.

 Graeculus meinte dazu am 15.02.20:
Ich danke Dir. Zu merken ist ja, daß es sich hier nicht um ein Versehen, sondern um ein Vergehen, ein absichtliches sogar, handelt.

 tueichler (15.02.20)
Das ist sowas von auf dem Punkt 😂😂😂 und gilt auch für alle anderen Kanäle !

😎

 Graeculus meinte dazu am 15.02.20:
Das gilt es, in der Tat.
Aha (53)
(11.05.20)
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 Graeculus meinte dazu am 12.05.20:
Könnte man so machen. Meine Formulierung ist noch schärfer.
Was ist denn der Heynestil?
Aha (53) meinte dazu am 12.05.20:
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 Graeculus meinte dazu am 13.05.20:
Ach so, Heinrich Heine - ja, den zu lesen macht Freude. Der hatte auch noch kein Telephon.

Vielleicht darf ich Deiner Aufmerksamkeit mal Ambrose Bierce empfehlen, der ist noch böser als Heine. Vor allem sein "Wörterbuch des Teufels" könnte Dir gefallen.

Zum Thema Telephon schreibt er dort: "Erfindung des Teufels, welche die von Gott geschenkte Möglichkeit, uns Menschen vom Leibe zu halten, zum Teil wieder zunichte macht."
Da Bierce 1913 verschollen ist, muß er das in einer sehr frühen Phase der Telephoniererei, gleichsam prophetisch, geschrieben haben.
Aha (53) meinte dazu am 15.05.20:
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 Graeculus meinte dazu am 16.05.20:
Ah, Du kennst Bierce! Sehr gut. Es gibt zwei Arten von Menschen: solche, die Bierce mögen, und der ganze unsympathische Rest.
Mein Favorit in "The Devil's Dictionary" ist:
Köder subst. masc.
Was einen Haken genießbarer macht. Der beste Köder ist Schönheit.
Was er damit eigentlich sagen will, was die eigentliche Aussage ausmacht, darauf muß man schon - durch einen logischen Schluß - selber kommen.
Aha (53) meinte dazu am 18.05.20:
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 Graeculus meinte dazu am 19.05.20:
Das sind sehr schöne Beispiele!
Danke.

***

Noch zu Bierce:

Köder : Haken = Schönheit : ?

Die Logik des Satzes erfordert einen Gedanken, der jedoch nicht ausgesprochen wird. Was ist der Haken, für den die Schönheit der Köder ist?
Da gibt es viel nachzudenken und zu sagen. Ehe ist eine mögliche Antwort.
Aber Bierce sagt es nicht und zwingt uns dadurch, selber nachzudenken.
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