Dem Heiner blüht die Rose

Alltagsgedicht zum Thema Achtung/Missachtung

von  Walther

Dem Heiner blüht die Rose

Auf einer Eckbank sitzt der Heiner.
Sonst sitzt da leider keiner.
Er trinkt sein Bier und lächelt eckig.
Das Tischtuch, dreckig, fleckig,

Bedeckt den Kneipentisch schon Jahre.
Den Blick fürs Echte, Wahre,
Den hat der Heiner, sucht im Glas
Danach, findet das

Und dies und jenes auch. Der Heiner,
Der Held, ist wirklich einer.
Nur kennt ja die Geschichte keiner.
Das macht ihn grau und kleiner.

An einem Tag kommt dann die Rose.
Den Flecken auf der Hose
Hat sie vom Pflegen ihrer Mutter.
Nichts ist OK, in Butter

Erst recht nicht. Und sie setzt sich hin,
Die Tränen bis zum Kinn.
Der Heiner kauft ihr einen Tee
Und hört ihr Jemine

Und alle Angst und Wut und Schwäche,
Denn einer zahlt die Zeche.
Die Rose kommt jetzt immer wieder.
Die Box spielt Liebeslieder.

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Kommentare zu diesem Text

Fisch (55)
(02.01.20)
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 Walther meinte dazu am 02.01.20:
Hi Fisch,
gute frage. ich weiß es nicht. und 2
weil ich's wirklich irgendeinmal wissen will, schreib ich halt etwas, das sich so anfühlt, als wär's eins. gedichte wollen allerdings laut vorgetragen sein, diese art wenigstens.
was ist das leben? das hier sicherlich. es ist vielleicht das einzig wahre und erträgliche. auch hier weiß ich die antwort nicht. ich suche danach und hab's in einem sonett mit dem titel "Nicht 42" aufgeschrieben. das rätsel blieb auch dort ungelöst.
Heiner und Rose sind das, was man durchschnitt nennt, otto/ottilienormabürger/in - korrekt gegendert. sie sind umzingelt und umzingeln sich selbst, ohne zu wissen, daß sie nebeneinander stehen oder sitzen. hier habe ich sie es mal verstehen lassen. es ist neujahr. also sei hoffnung im tal der hoffnungslosen. oder, wie ein mentor meinte über mich und meine gedichte: ein hoffnungsloser romantiker, ein pessimistischer optimist, ein menschenliebender skeptiker.
also, definiere ich jetzt mal: ein gedicht. noch'n gedicht und: noch'n gedicht.
danke dir und sei neujahrsgegrüßt und -be-/verwunschen.
W.

ps: der dichter dankt artig: tulpenrot, Fsch, AZU2O

Antwort geändert am 02.01.2020 um 17:01 Uhr

 Dieter Wal (02.01.20)
Ich empfinde es im besten Sinn wie posthume DDR-Lyrik der Brecht-Nachfolger. Klein-Bürgernah, sozial engagiert, intentional pädagogisch. Ob "Heiners" allerdings nachsozialistische Gedichte lesen, ist unwahrscheinlich.

Ich mag dieses Gedicht.

Kommentar geändert am 02.01.2020 um 17:48 Uhr

 Walther antwortete darauf am 02.01.20:
Ja, nur bin ich ein Wessi durch und durch (wenn man mal meine Dresdner Phase von 1990 bis 1995 ausnimmt). woher ich das habe,
lb Dieter,
weiß ich nicht, vielleicht zu viel Sarah Kirsch, Stefan Heym und Christian Kunert gelesen.
ich denke, es schadet nicht, das alltagsheldentum zu beschreiben. es wäre gut, es gäbe mehr davon, und wir wüßten mehr davon, daß es schon eine menge gibt, gerade in der pflege. daraus könnte man hoffnung schöpfen.
danke fürs lesen, besprechen und empfehlen.
lg W.

Antwort geändert am 02.01.2020 um 19:48 Uhr

 Dieter Wal schrieb daraufhin am 03.01.20:
Ich schreibe, um Menschen dadurch zu ändern. Das sollten alle.

 Walther äußerte darauf am 03.01.20:
da hast du sehr recht, auch wenn ich die chance dazu als gering ansehe, daß wir das schaffen. vielleicht müssen wir uns als das wasser begreifen, das am ende einen weg durch jeden stein findet, als stetes tröpfchen sozussagen.

 Dieter Wal ergänzte dazu am 04.01.20:
Dazu angeregt, als ich 1. in einer alten deutschen Grammatik ein Kapitel über germanische Zaubersprüche fand. Es beschreibt sie strukturell-metrisch und natürlich sozial. Diese Schriftgelehrten schrieben und sprachen unverkennbar didaktisch.

2. Und die biblischen Propheten mit bei jedem sehr verschiedener enormer Poesie. 3. Nicht zuletzt der große Brecht war eine solche "biblische" Autorengestalt, der in der Tat mit die Welt veränderte.

4. Sehr inspirierend dabei finde ich Rimbauds Werk, der echte Visionen beschreibt. 5. Und Novalis, bei dem es sich identisch verhält. Generell liebe ich nicht nur deutsche Romantiker sehr. 6. Wegweisend sind dabei mir auch W. B. Yeats und 7. E. Pound.

8. Am Ende singen wir mit Walther: "Owe wahr sint verschwunden..."

Realität, Wirklichkeit? Was auch immer. :)

Antwort geändert am 04.01.2020 um 00:12 Uhr

 Walther meinte dazu am 04.01.20:
Wir sind uns einig,
lb Dieter,
daß es der poeten, propheten und sänger bedarf, um die menschen besser und die welt zu einem Ort zu machen, indem sich alle teile als gleich wertvoll empfinden und so handeln. gute rhetorik ist oftmals poesie, dramatischer sprechgesang. leider konnte auch jemand wie Hitler oder heute Höcke diese register ziehen.
wer sich der macht der sprache bewußt ist, möge das schwert, das sie ist, fürs gute verwenden.
lg W.

Antwort geändert am 04.01.2020 um 11:50 Uhr

 Didi.Costaire (02.01.20)
Alle Achtung, mit dem Ende hätte ich nicht gerechnet!

Gut erdichtet!

Schöne Grüße, Dirk

 Walther meinte dazu am 03.01.20:
Hi Dirk,
danke fürs lesen - und empfehlen. ehrlich gesagt hatte ich damit auch nicht gerechnet. manches erdichtet sich von selber - da braucht der sog. dichter gar nichts zu tun. er muß nur sich und das equipment bereitstellen.
lg W.

ps: der dichter dankt Dieter Wal, Sätzer und Didi.Costaire für die erhaltenen empfehlungen ergebenst.
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