Jugendwünsche einst vor unendlich langer Zeit

Erzählung zum Thema Vergangenheit

von  Borek

Jugendwünsche,- einst vor unendlich langer Zeit
aus dem Tagebuch meiner Ahnin Margarethe Baldauf 1604 -1680

Der Winter hatte uns lange im Griff. Wir sehnten uns nach dem ersten Grün, es ließ in diesem Jahr lange auf sich warten. Dein Bruder Hans half Vater viel im Wald beim Holzmachen, er war stark und kräftig. Ein einziger Wunsch beherrschte seine ganzen Gedanken; wie kann ich Ritter, wie kann ich ein Held werden? Ich will in den Krieg. Was soll ich hier in diesem Dorf? Es ist nichts los, alles ist langweilig. Ich will ein Held werden und ihr, meine Eltern, verhindert dies. Es gab viele Streitgespräche zwischen deinem Vater und deinem Bruder. Ein Konflikt zwischen Vater und Sohn, wo doch dem Sohn zur Beurteilung die Lebenserfahrung fehlte. Hans meinte, er könne die Welt nach seinen Wünschen formen. Ich erinnere mich an ein trauriges Gespräch, bei dem ich anwesend war.

„ Vater lass mich endlich gehen.“
„Wohin mein Sohn?“.
„In den Krieg, lass mich Kämpfer werden für eine gerechte Sache.“
„Was ist gerecht, mein Sohn?“
„Gerecht, na gerecht ist das, was ich will, viele Menschen wollen es, dem Volke
dienen, dem Kurfürsten treu sein, das Böse vertreiben, für unseren Glauben eintreten,
den Antichrist verjagen, und die Richtigkeit des Glaubens leben.“
„Willst du Priester werden?“ War Vaters Frage.
„Ich und Priester? Wieso, nein. Ich möchte das Schwert schwingen, ich möchte den Antichrist auf dem Schlachtfeld schlagen, und nicht als Priester mit meinem Gebet. Vater, laß mich bitte ziehen, laß mich dem Heer unseren Landesherren anschließen damit ich ein gerechter Kämpfer für Glaube und Vaterland werden kann.“
"Mein Sohn, schlage es dir aus dem Kopf. Du bist kein Ritter, und du wirst auch kein Ritter werden. Wir sind nicht adliger Abstammung und somit musst du deine Träume austräumen und der Wirklichkeit  ins Auge sehen. Du wirst in einem Heer höchstens den Spieß halten, wie alle deine Mitkämpfer, um zu siegen oder zu verlieren. Du bist Masse, nur Masse, einer von vielen Spießen, aber kein Ritter. Du kannst nicht bestimmen, ob du verlierst oder nicht verliest, denn das allein entscheidet nur allein der Herrgott ohne dich.“

Hans fühlte sich immer falsch verstanden. In seinen Augen sah alles ganz anders aus. Er meinte, wir stehen seinem Glück im Wege, da wir es ihm nicht erlauben in das kurfürstliche Heer einzutreten. „Gute Kämpfer können auch Ritter werden, wenn sie das Wohlwollen ihrer Herren erlangen“.
Vater versuchte mit großem Ernst weiter zu sprechen
"Hans, ich kann dir deine Gedanken, deine Wünsche nicht nehmen. Denke daran, es gibt nicht immer Siege. Ein Sieg enthält auch immer eine Niederlage für den Einen oder für den Anderen, obwohl viele tapfer kämpfen in dem Glauben an ihre gerechte Sache.
Eine Niederlage, ein Krieg überhaupt, ist grausam, wenn die Schreie der Verletzten über das Schlachtfeld verzweifelt ertönen. Verlorene Arme, Beine, von Kugeln zerfetzte Bäuche, bis dann die Stille des Todes alles Leben auslöscht.
Dein junges, viel zu junges Leben ist zu Ende. Du wirst niemals jemand in deine Arme nehmen können, um zu lieben. Du wirst die Kraft deiner Wurzeln verlieren, dich weiter zu  vererben. Du wirst mit deinen Fähigkeiten und Möglichkeiten die in dir schlummern erlöschen wie ein Licht, was in der Nichtigkeit des Seins entschwindet. Nur das Überleben hat einen erstrebenswerten Sinn. Nicht das Opfer für Kaiser, König und Vaterland. Du bist du, du bist die neue Zeit, die neue Generation, die genug Kraft zum Verändern in sich trägt, aber nicht auf dem Schlachtfeld kann das erreicht werden. Lass den Krieg vorbeigehen und werde dann ein Kämpfer für den Frieden."

Nachtrag
Max, hatte einen Durchschuß im Oberschenkel. Markus trug die Hand in einer verschmutzten Binde. Ihre Gesichter waren ausgemergelt, ihr Bart war wochenlang keiner Schere begegnet. Zerlumpte Schuhe, zerrissene Kleidung. Beide erweckten den Eindruck eines Häufchens Elend. Mein Mann hatte uns zwar verboten, in keinem Fall die Türe zu öffnen. Trotzdem sah ich sie vom Erkerfenster, sah ihre Not und Elend, als sie sich erschöpft an unsere Haustür lehnten, als ob es das Ziel ihrer Flucht sei. Ich konnte es nicht verhindern. Wie magisch angezogen ging ich nach unten, drehte den Schlüssel in dem großen Schloß und öffnete die Tür. Sie krochen buchstäblich durch den schmal Türspalt und murmelten Verzeihung, Verzeihung. Ich schloß schnell die Tür wieder hinter ihnen und rief nach Cora, „kümmere dich um die beiden Soldaten, versorge sie und lege ihnen einen neuen Verband an.“

Du weißt selbst mein Sohn, welches Gottesgeschenk Max und Markus für unser Haus bedeutete. Beide waren mit ihrer Treue und Fleiß sehr am Aufbau Vaters Firma beteiligt. Du hast oft auf ihren Knien gesessen. Deinen Bruder Hans konnten sie überzeugen, wie ritterlich das Rittertum ist. Wie grausam und tödlich der Krieg sich gebärdet, so daß sein Berufswunsch, nun großer Handelsmann zu werden, akzeptabler ist, als Held in dem Krieg zu sein.
Max blieb 28 Jahre bei uns. Markus verließ uns nach 42 Jahren in einem geschmückten Holzsarg durch die Tür, an der er vor vielen Jahren Zuflucht gesucht hatte.
Ich möchte mit diesem Nachtrag in deinem Tagebuch ihnen ein kleines Denkmal der Dankbarkeit setzen.


Anmerkung von Borek:

Dieser Kommentar aus dem Jahr 1639 meiner Vorfahren erinnern mich
an 1940 als mein Bruder die Einberufung zum Militäe erhielt.
Er war auser Rand und band und tanzte vor freude.
Er durfte zum Militär

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