Per Vers

Sonett zum Thema Schizophrenie

von  FrankReich

Auf einer Matratze
liegt ganz ohne Hatz
die Katze am Platz
und spreizt Tatz um Tatze.

Zwei Verse, ein Satz:
Manch Katze
erwischt jeden Spatz.


Anmerkung von FrankReich:

Halbsonett.
alternativ:

Invers

Auf einer Matratze
liegt ganz ohne Hatz
die Katze am Platz
und spreizt Tatz um Tatze.

Damit killt ratzfatz
die Katze
noch jegliche Ratz.

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Kommentare zu diesem Text


 EkkehartMittelberg (17.01.20)
Hallo Frank, Sonett kommt von "sonare" = klingen,. Deine lautmalerischen Sonette führen das Genre auf seinen Ursprung zurück.
Servus
Ekki
Agneta (62) meinte dazu am 17.01.20:
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 FrankReich antwortete darauf am 17.01.20:
Hallo Ekki,

danke für Deine Bewertung und Deinen Kommentar. Die Petrarca-Sonette und die diesem Ursprung nachempfundenen deutschen Sonette des Barock weisen zunächst ja einmal folgendes Muster auf: abba abba cde cde, einmal abgesehen von den Terzetten bedeutet das schon eine Neigung zum Haufenreim, bzw. einem Gleichklang, den ich in den Terzetten meiner Haufenreimsonette beibehalte, Nun sollten diese klanglichen Effekte allerdings nicht mit der Onomatopöie eines Philipp von Zesen oder Johann Klaj gleichgesetzt werden, allerdings kommt Andreas Gryphius in seinem Sonett Nr. XLVIII. "Die Hölle" der Klangmalerei seiner Mitstreiter nicht nur sehr nah, er vermengt sie auch, indem er seine knappen und prägnanten Worte in den Quartetten mit dem Reimprinzip "abba" abschließt. Ebenso verzichtet er auf den Alexandriner in diesem Gedicht, er nutzt ebenfalls madrigalische Komponenten, d. h., er variiert sowohl Silbenzählung als auch Versmaß. Nicht zuletzt ist es stychisch, dürfte also als eines der ersten Madrigalsonette durchgehen.
Anstelle von Jambus und Trochäus habe ich mal wieder den Amphibrachys gewählt, weil er einerseits Geschmeidigkeit zum Ausdruck bringt, sich bei den männlichen Reimen allerdings nicht durchhalten lässt, also schon ein wenig auf das Thema verweist, und so verhält es sich auch mit Quartett und Terzett, sie sind zwar formal durch die Reime verbunden, inhaltlich können, bzw. sollten sie sogar auch einmal unabhängig von einander gelesen werden. :D

Ciao, Frank

 FrankReich schrieb daraufhin am 17.01.20:
Hallo Agneta,

vielen Dank für Deinen wie immer aussagekräftigen Kommentar und selbstverständlich auch die obligate Leserwertung.

Ciao, Frank
Hannah (72)
(17.01.20)
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 FrankReich äußerte darauf am 17.01.20:
Ha, ha, und danke, Babette,

auch für Deine Beurteilung. Natürlich darfst Du darüber all das denken, was Du möchtest, dafür sind Wortspiele ja da, ich wollte damit allerdings sowohl auf die Oberfläche des Terzettes verweisen, also "per Vers" andeuten, dass der Satz einer Katze in diesem Fall pervers, also abartig sein muss, da er sich auf zwei Verse aufgliedert, als auch allgemein auf die Eigenschaft von Katzen hindeuten, alles spielerisch zu "erfassen", selbst fremdes Leben, und das könnte jemand durchaus als "profan" aufgefasst haben.

Ciao, Frank

 AchterZwerg (17.01.20)
Es gibt nichts Schlimmeres als perverse Verse. Besonders solche in petrarcischen Halbsonetten. :(

Entschuldige P. Und dreh dich nur nicht im Grabe rum,
der8.

 FrankReich ergänzte dazu am 17.01.20:
Süßer Kommentar, mein lieber Zwerg, aber irgendwie hast Du da was ins falsche Hälschen bekommen, mit Petrarca direkt hatten meine Sonette nämlich noch nie etwas zu schaffen, ich bin mehr der Barocker, Plavius, Gryphius, Hoffmannswaldau, usw. :D

Ciao, Frank
Stelzie (55)
(17.01.20)
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Athene (57) meinte dazu am 17.01.20:
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 FrankReich meinte dazu am 18.01.20:
Hi Kerstin,

selbstgemacht ist schon mal gut, und auch nicht für die Katz, so wie dieses hier:

Der Kater sprach zum Kätzchen:
"Das nächste Mal, mein Schätzchen,
verspeist Du Deine Spatzen
wohl besser nur mit Lätzchen,
und hör bloß auf zu schmatzen,
und derlei Intermätzchen,
das ziemt sich nicht für Katzen."

Auch auf die Gefahr hin, dass jetzt das Geschrei wieder groß ist: Hier liegt sowohl ein Halbsonett als auch ein Katzel (Ghasel) vor.

Ciao, Frank

 FrankReich meinte dazu am 18.01.20:
Hallo Athene,

danke für Deinen Kommentar, und schade. Wegen mir brauchst Du nämlich keine Federn vor den Mund zu nehmen, begründete und konstruktive Kritik weiß ich durchaus zu schätzen.

Ciao, Frank

 Alazán (18.01.20)
Fast Morgenstern ;D

 FrankReich meinte dazu am 18.01.20:
Danke, auch für die Empfehlung, allerdings hatte ich da eher Ringelkatz im Sinn.

 Alazán meinte dazu am 18.01.20:
Ne, such mal nach dem "Ziesel"! Wobei das - ohne Dir was Böses zu wollen - um 3 Dimensionen reicher ist. Er war eben einer das ganz Großen, die man in 1000 Jahren noch zu lesen hat, während man unsereins in 1 Minute vergisst.

 Alazán meinte dazu am 18.01.20:
https://www.textlog.de/17396.html
Hier stecken 300 % der Weisheit drin, die ich zu erlangen suche.

 FrankReich meinte dazu am 19.01.20:
Hallo Alazán,

selbstverständlich kenne ich "Das aesthetische Wiesel" unter der Bezeichnung "Ziesel", und deshalb auch "Ringelkatz", denn das "raffinierte Tier (oder Mondkalb, ganz wie Du mich nennen möchtest, ) tat es um des Reimes willen"., aber einmal abgesehen davon wollte ich nicht die Dichtung, sondern das Rezeptionsverhalten parodieren, und diesbezüglich empfinde ich das "Arm Kräutchen", das eigenmächtig ja nicht in der Lage ist, seinen Standort (Standpunkt) zu wechseln, als ebenso aussagekräftig, des weiteren ist hier besonders die Pointe passend gesetzt, da bereits seit dem Mittelalter Sauerampfer von Seefahrern mitgeführt wurde, um Skorbut zu vermeiden, im übertragenen Sinn können somit auch Leser (Beobachter) zur Dichtung "ihr Scherflein beitragen".

Ciao, Frank

P.S.: Natürlich werde ich den Teufel tun, mich mit Busch, Morgenstern oder Ringelnatz messen zu wollen, mir geht es vorrangig um (meine) Förderung des analytischen und poetischen Verständnisses, sowie um eine Poetik, die sowohl zwischen Soll,- und Kannnormen unterscheidet und sie weder beengt, noch zu sanktionieren versucht. um die Weiterentwicklung der Lyrik zu gewährleisten, bzw. ihre "begrenzte Grenzenlosigkeit" aufzuzeigen, als auch einen assoziativeren Umgang des Lesers mit ihr. denn oftmals liegt es überhaupt nicht an der Dichtung, dass sie für flach gehalten wird.
Letztendlich experimentiere ich mit der Lyrik, um daraus neue Erkenntnisse für die Poetik zu gewinnen, und dazu benötige ich den Scharfsinn des Kritikers.
Das Streben nach Weisheit (auch allgemein) allerdings werde ich leider anderen überlassen müssen, in dieser Richtung ist mein Potential dann doch zu begrenzt. :D

 Dieter Wal (18.01.20)
"Per VersSonett zum Thema Schizophrenie
von Ralf_Renkking

Auf einer Matratze
liegt ganz ohne Hatz
die Katze am Platz
und spreizt Tatz um Tatze.

Zwei Verse, ein Satz:
Manch Katze
erwischt jeden Spatz."


Per Vers

Auf einer Matratze
da liegt ohne Hatz
ne Katze am Platze,
die spreizt Tatz um Tatz.

Vier Pfoten,
ratzfatz,
Schatz Katz,
die killt jeden Spatz.

Kommentar geändert am 19.01.2020 um 04:03 Uhr

 FrankReich meinte dazu am 19.01.20:
Super, Dieter,

zumindest die ersten vier Verse, zu Gewährleistung des Halbsonetts folgender Änderungsvorschlag:

Damit killt ratzfatz
die Katze
noch jegliche Ratz.

und den werde ich mal als Alternative einbringen, danke für die Anregung. :D

Ciao, Frank

 Dieter Wal meinte dazu am 19.01.20:
Etwas eleganter lautet meine 2. Strophen-Variante:

Vier Pfoten, 
ratzfatz,
Schatz Katz
killt jeden Spatz.

Deine Variante missachtet A) schmerzlich Metrik, ihre Auseinandersetzung ist jede Mühe wert. In alten Zeiten wurden Metriker noch durch erfolgreiche Autorenschaft gewinnbringender Carmina oder auch metrischer Zaubersprüche belohnt. Die könntest du problrmlos auch heute noch schreiben.

B) geht bei Deiner Variante darüber hinaus gruseligst jeder halbwegs sinnvolle Sinn flöten. Soll Dich der Schwarze Kater fressen, ohne sich den Magen an Dir zu verderben!

Antwort geändert am 19.01.2020 um 10:51 Uhr

Antwort geändert am 19.01.2020 um 10:52 Uhr

 FrankReich meinte dazu am 19.01.20:
Hi Dieter,

zu a.) ich denke, dass es darauf ankommt, wie es gelesen wird, Deine letzte Version meines Terzetts ist rein jambisch, meine amphibrachisch, außerdem muss meiner Vorgabe entsprechend der zweite Teil ein Terzett sein.

zu b.) "Damit" bezieht sich auf "Tatz", bzw. "Tatze", womit schlagen Katzen ihre Beute denn Deiner Meinung nach? Ein wenig Flexibilität kannst Du von diesen Tieren getrost erwarten, nenne es Überraschungsmoment, wenn Du magst, und ja, nach einigen Recherchen könntest Du durchaus im "Le chat noir" landen. :D

Ciao, Frank
buchtstabenphysik (25)
(18.01.20)
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 FrankReich meinte dazu am 19.01.20:
Danke Patrick,

das könnte ich schon, doch würde es die super sonettäre Reimfolge beeinträchtigen. :D

Ciao, Frank
Athene (57) meinte dazu am 19.01.20:
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 FrankReich meinte dazu am 19.01.20:
Hi Athene,

sorry, in diesem Fall sagten sie es nicht.
Ich gebe Dir insofern recht, dass es verdammt schwierig ist, Haufenreimen Individualität zu verleihen, gerade wenn der grammatikalische Reim den gleichen Vokal besitzt, ich habe halt versucht, das durch einen Spagat abzufangen, ob es mir gelungen ist, sollte jeder für sich entscheiden, ich empfand ihn als gut genug, um dieses Gedicht zu veröffentlichen.

Ciao, Frank
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