schirmein und lichtaus

Gedankengedicht zum Thema Schreiben

von  AchterZwerg

strophen gedrechselt zerstoben
metaphern im fliehenden lauf
buchstabenschwärme als heimatlose
winden und drehen sich
kläglich in meinem pc

to hu wa bo hu

selten nur wispern sie
lausch ich dem raunen nach
werde zur stimme und werde zum sinn
werde ich bin ich geschriebenes wort

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Kommentare zu diesem Text

Sätzer (77)
(22.01.20)
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 AchterZwerg meinte dazu am 22.01.20:
Du sagst, es lieber Sätzer.
Umso erstaunlicher, dass schon nach 20 sec. zwei Empfehlungen rieseln. Nicht, dass ich mich beschweren möchte ...

Perplexe Grüße
der8.

 Didi.Costaire (22.01.20)
Hallo 8.,

dein Gedicht kann sich sehen lassen und ruft ins Gedächtnis, was Helmut Kohl bereits am 31. August 1984 gesagt hat. :)

Liebe Grüße, Dirk

 loslosch antwortete darauf am 22.01.20:
ja, sie winden und drehen sich, bevor sie hinten rauskommen. weiß der schwurbelmeister

 AchterZwerg schrieb daraufhin am 22.01.20:
Spontan fallen mir blühende Zwerge ein, aber dafür war / ist die Zeit noch nicht reif!
Jetzt bin ich wieder auf dem Laufenden und werde mir etwas Dulcolax dosieren ...

Bis dahin alles Gute
der8.
Fisch (55)
(22.01.20)
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 AchterZwerg äußerte darauf am 22.01.20:
Du kennst die apartesten "Beleidigungen" auf KaVau. -
Unter Pubertierenden schimpfte man sich hierzulande eine Zeitlang: "Du Obst!"; selbst dies reichte aber an den "japanischen Baumarktpapierzwerg" bei Weitem nicht ran!

Geplättete Grüße
Der8. :(
Stelzie (55)
(22.01.20)
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 AchterZwerg ergänzte dazu am 22.01.20:
Na, na.
Denk an den schönen Rimbaud: Der schrieb mit 16 besser als manch hiesiger Spätrentner ... *hüstel

 Graeculus meinte dazu am 22.01.20:
Leider schrieb Rimbaud danach gar nichts mehr, sondern wurde Waffenhändler. Kein gutes Vorbild.

 AchterZwerg meinte dazu am 23.01.20:
Hallo Graeculus,
es geht hier ja nicht um moralische Betrachtungen.
Sein Werk, das der Hochbegabte übrigens keineswegs mit 16 beendete, gehört zu den besten Veröffentlichungen der Welt. Weit über Frankreichs Grenzen hinaus.

 Graeculus meinte dazu am 23.01.20:
Ja; verstehst Du seine "Briefe über Poesie"?
Warum mag er das Schreiben eingestellt haben?

Antwort geändert am 23.01.2020 um 09:54 Uhr

 AchterZwerg meinte dazu am 23.01.20:
"je est un autre" (nicht: je suis) behauptet er an einer Stelle
Es schrieb sich also gleichsam aus ihm heraus ("Expulsion, Abtreibung, Austreibung eines Dämons") oder in ihn hinein, als eine Art Diskurs. Ein "Ping-Pong-Spiel" der Selbstkommunikation.
Mit Sicherheit haben wir es bei ihm mit einer schizoiden Grundstruktur zu tun - wie sie sich bei vielen Künstlern findet.
Um 1850 herum allerdings noch nicht hinreic.hend erforscht.

Als er älter und härter wurde, legte er sich eine andere Überlebensstrategie zurecht. Ein fortdauerndes Kunstgesicht.
Und darunter die mit "Paste und Leim übertünchten Narben der Differenz zwischen Leere und Fülle, zwischen Blut und Fleisch."

Doch, das verstehe ich (hoffentlich). Und füge die Möglichkeit der Langeweile hinzu. Die Schönheit hatte ihre Blüten geworfen; er erwartete von sich und seinen Schimären nichts wirklich Neues mehr.

Liebe Grüße
der8.

 Graeculus meinte dazu am 23.01.20:
Also, ein bißchen verstehe ich ("ich"?) davon schon, wenn auch nicht alles:
Zur Zeit stürze ich mich mit Feuereifer in alle möglichen Ausschweifungen. Warum? Ich will Poet werden, und ich arbeite daran, mich sehend zu machen: Sie kapieren das absolut nicht, und ich weiß kaum, wie ich Ihnen das begreiflich machen soll. Es geht darum, das Unbekannte zu erreichen durch die ENTREGELUNG aller Sinne. Die Leiden sind ungeheuerlich, aber man muß stark sein, wenn man als Poet geboren ist - und ich habe mich als Poet erkannt. Das ist durchaus nicht mein Fehler. Es ist falsch zu sagen: ICH denke: man müßte sagen: ES DENKT MICH. - Verzeihen Sie das Wortspiel.
ICH ist ein ANDERER. Pech für das Holz, das sich als Violine vorfindet, und HOHN über die Ahnungslosen, die über Dinge räsonieren, von denen sie keinen blassen Schimmer haben!
Ein radikales poetologisches Programm: die Entregelung aller Sinne, das Erleben aller möglichen Ausschweifungen, um daraus intensivere Poesie zu machen.
Hat er sich nicht zu diesem Zwecke bewußt von einem Soldaten vergewaltigen lassen?

Mir reicht es, wenn ich Dinge erlebe, die mir widerfahren - ohne mir die Exzesse zum Programm zu machen.
Wie denkst Du darüber?

Wolfgang

 AchterZwerg meinte dazu am 23.01.20:
Was soll ich darauf antworten, Wolfgang?
Er war ein großer Dichter, weil er sich all dem ausgesetzt hat.
Und er war aufreizend jung und experimentierfreudig. -
Solche Intensität lässt sich nur zeitlich begrenzt fühlen und einsetzen. Und sicherlich nicht mit üblichen Maßstäben bewerten.

Insofern bedaure ich, dass kein Spätwerk von ihm vorhanden oder erhalten ist.

LG, der8.

 Graeculus meinte dazu am 23.01.20:
Ich glaube, jetzt verstehe ich, warum Rimbaud so früh mit dem Schreiben aufgehört hat. Ein solches Programm kann man nicht jahrzehntelang durchhalten.
So ist denn auch - einer schönen Formulierung zufolge - Jimi Hendrix mit 28 an "einer Überdosis von allem" gestorben.
Das wollte Rimbaud: eine Überdosis von allem!
Oder?

 AchterZwerg meinte dazu am 24.01.20:
Ja,
das denke ich auch.
Diese Einstellung hing wiederum mit seiner Hochbegabung zusammen, wie bereits besprochen.

Die primäre Aufgabe des Künstlers ist es aus meiner Sicht nicht, den Nachgeborenen ein Vorbild zu sein. Er gilt mir als Vorreiter.

Vielen Dank für die interessante Diskussion :)
der8.

 Dieter Wal meinte dazu am 25.01.20:
Rimbaud ist mein Lieblingslyriker. Um seine Seherbriefe ansatzweise zu verstehen, sollte man 1. wissen, dass er mit 14 ein lateinisches Programmgedicht schrieb, in dem er eindrucksvoll eine Vision und Berufung zum Vates (Poet/Seher) darstellt. Dass er Jahre später sich mittels Magie aktiv dafür einsetzte, sein Ich aufzulösen ist der wichtigste zweite Punkt.

Seine "Bet-Saida"-Erzählung ist so intensiv, als wäre er persönlich dabei gewesen. Er w a r Seher. Völlige Ich-Entgrenzung fordert einen sehr hohen Preis. Für einen christlichen Mystiker no problem. Rimbaud jedoch blieb Skeptiker. Er war der damit verbundenen absoluten Einsamkeit nicht gewachsen, zumal er mit Verlaine eine heftige toxische Liebesbeziehung erlebte, die ihn in seiner Zeit hätte töten können. Blieb kompletter Neubeginn im Orient. Er wollte l e b e n!

Antwort geändert am 25.01.2020 um 18:23 Uhr

Antwort geändert am 25.01.2020 um 18:25 Uhr

 AchterZwerg meinte dazu am 26.01.20:
Ach, Dieter, wenn wir dich hier nicht hätten ... :)

Ich denke auch, dass Rimbauds Beziehung zu Verlaine prägend und für den schönen Knaben gleichzeitig enttäuschend war. Verlaine konnte ihm letztendlich "nicht das Wasser reichen", war jedoch durch seine Vormachtstellung in der Szene gleichsam unantastbar.
Mit der Seher-Vision (die kannte ich bislang nur von George) vermochte ich mich noch nicht beschäftigen, was ich aber in Kürze nachholen werde.

Allerherzlichste Grüße
der8.

 Dieter Wal meinte dazu am 26.01.20:
 Stuttgart 1875 Rimbauds und Verlaines letzte Begegnung


Historisch daran ist die Begegnung selbst und Verlaines christlicher Bekehrungsbesuch, wobei Verlaines Alkoholismus seit seiner Bekehrung im Griff war, was nicht dort von mir thematisiert wird.

Kein Essay, mehr lyrisch daherkommende dramatische Skizze.

Beantworte darin auch die Frage, was Rimbaud veranlasste, nicht mehr zu schreiben. Er war vor seinem Neubeginn "inneres Feuer". Danach erdete er sich und begann ein antibürgerliches Leben im Orient. Er lebte mit einer Frau zusammen. Er soll den Leuten völlig normal erschienen sein. Kein "Schwächling". Kein Drogenkranker. Kein Verrückter.

Antwort geändert am 26.01.2020 um 09:24 Uhr

 Dieter Wal meinte dazu am 26.01.20:
@8: Zu "Verführung Minderjähriger" sieht es eher aus, als hätte der Jüngere den Älteren verführt. Er war erheblich intelligenter. Jedoch bleibt Verlaine nach wie vor einer von Frankreichs wirklich bedeutenden Poeten.

 AchterZwerg meinte dazu am 26.01.20:
Nee, auf den Minderjährigenvorwurf wollte ich nicht hinaus.
Ich weiß, wie sehr Rimbaud den Älteren (seinerzeit eine Art Gottheit) verehrte. Und natürlich war und bleibt der ein bedeutender Vertreter französischer Lyrik.
Was mich an ihm (mehr noch an George) stört, ist vielmehr, dass er dem Nachwuchs zu wenig Gestaltungsfreiheit eingeräumt hatte.

Liebe Grüße
der8.

(Sprichst du Hebräisch?)

 Dieter Wal meinte dazu am 26.01.20:
Ivrit (Neuhebräisch), leider noch nicht. Althebräisch einfache Sätze formulieren. Weshalb?

Antwort geändert am 26.01.2020 um 18:35 Uhr

 AchterZwerg meinte dazu am 27.01.20:
Aus purer Bewunderung!

 niemand (22.01.20)
Ich lese dieses Gedicht aus zweierlei Sicht. Aus der eines Schreibenden, welcher sich müht etwas zustande zu bringen,
sei es ein Gedicht, eine Erzählung oder sonstwas. Und aus der Sicht eines Lesende. Dieser müht sich nicht selten auch, bis er aus dem
ihm als ein "to hu wa bo hu" vorkommenden Angebot etwas heraus filtert was ihm zusagt. Etwas experimentell, aber sehr gut gelungen, Dein Gedicht Mit lieben Grüßen, Irene

 AchterZwerg meinte dazu am 22.01.20:
Liebe Irene,
warum sollte es mir anders ergehen als dir, der
Professe dadaistischer Sprachspielereien?
Ich liebe das Neue / halbwegs Originelle und die vielen Möglichkeiten, die die Sprache uns in der Lyrik bietet.

Herzlichen Dank und rückenstärkende Grüße
Heidrun :)

 FrankReich (22.01.20)
Das liegt eindeutig am Zentralgestirn und der artifiziellen Intelligenz!!! :D

 AchterZwerg meinte dazu am 22.01.20:
Dann wird es wohl Zeit, sich zu verstecken, Ralfi,

ahnt
der8.

 FrankReich meinte dazu am 22.01.20:
Setz Dich doch einfach, Zwergerl.

Ciao, Frank

 AchterZwerg meinte dazu am 23.01.20:
:(

 LottaManguetti (22.01.20)
Ich würde ja "sinn und wort" vertauschen.
Aber auch so dokumentierst du das Werden eines Textes. Einfach ists nie.

Lotta

 AchterZwerg meinte dazu am 22.01.20:
Hallo Lotta,
ich verstehe, was du mir sagen möchtest.
Für mich kommt die Sinnfindung aber vor der Niederschrift. Jedenfalls meistens ...

 LottaManguetti meinte dazu am 22.01.20:
Hast Recht.

 LottaManguetti meinte dazu am 23.01.20:
Aber ich auch.

 AchterZwerg meinte dazu am 23.01.20:
Stimmpt! :)

 TrekanBelluvitsh (22.01.20)
Kenn ich. Die Buchstaben sind alle auf meiner Tastatur. Aber irgendein Döspaddel hat die Reihenfolge durcheinander gebracht...

 AchterZwerg meinte dazu am 22.01.20:
Wenn eine weiß, was Leiden heißt, bin ich es, Trekan.
Microsoft hat mir Windows 10 aufgezwungen und ein formidables Notebook, obwohl ich mit meinem Standgerät und Windows 7 vollauf zufrieden war. Und vor allem fast alles konnte!

Extrem traumatisierte Grüße
der8. :(

 BeBa (22.01.20)
... des werd scho!

LG
BeBa

 AchterZwerg meinte dazu am 22.01.20:
Hoffentlich!
Ich musste schon dreimal den Händler meines Vertrauens anrufen.

Leis aufschluchzende Grüße
der8.

 TassoTuwas (22.01.20)
Hallo 8ter,
klar, dass es einem die Sprache verschlägt.
Computergelump verrecktes!
Versuchs doch mal, wie ich, am Stehpult zu schreiben.
Dafür keinen Dank
TT

 AchterZwerg meinte dazu am 23.01.20:
Na gut. :D

 EkkehartMittelberg (22.01.20)
Liebe Picola, du bist die letzte Anarchistin im to hu wa bo hu und das Chaos rotiert um dich. Du aber hältst stand.
Bewundernde Grüße
Ekki

 AchterZwerg meinte dazu am 23.01.20:
Ich bemühe mich redlich.
Aber du weißt ja, lieber Ekki, wie das dann später im Zeugnis interpretiert wird ...

Liebe Grüße
Picola
Al-Badri_Sigrun (61)
(23.01.20)
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 AchterZwerg meinte dazu am 23.01.20:
Liebe Sigrun,

hier stimme ich 110%ig zu. :)
Wobei ich persönlich der Meinung bin, dass auch die Bauchgedichte ablagern und später nochmals gründlich durchgesehen werden sollten.

Ja, das alles ist spannend. Und schenkt ein Füllhorn an Glück,

mit herzlichen Grüßen
der8.

 Dieter Wal (26.01.20)
Poetisches zwischen Schöpfungsgeschichte (Tohuwabohu=Irrnisund Wirrnis) und Gottesoffenbarung an Moses (Ejäh aschär ejeh=Ich bin, der ich sein werde) oszillierendes Gedicht über Lyrik am PC.
"ich bin ich" als moderne Variante finde ich zeitgemäß.

Erstaunlich lyrisch! Sehr schön geworden.

 AchterZwerg meinte dazu am 27.01.20:
Vielen Dank! :)

 harzgebirgler (10.10.20)
im worte stets man selbst zu sein
ist gar nicht mal so leicht
denn oft bildet sich wer was ein
woran er doch nie reicht.

lg
harzgebirgler

 AchterZwerg meinte dazu am 10.10.20:
Vielen Dank,
dass du dieses Gedicht hervorgekramt hast.
Manchmal - aber nur ganz selten - denke ich: "Was? Das hast du geschrieben ...?"

Errötende Grüße
der8.
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