Von Ratten, Frauen und Kindern

Text zum Thema Erwachen

von  LotharAtzert

Wenn der Teich da ist, kommen auch die Schwäne.
Tibet. Sprichwort

Ist das Prinzip wahr, so braucht man nicht viel zu tun, um das anzuziehen, was man gern um sich hätte: ein bißchen schauen, wie Zusammengehörendes sich findet und die Grundlage zur Verfügung stellen - basta.

Nicht mehr so unter heutigen Menschen. Ich will das kurz am Fall der mexikanischen Halbinsel Yukatan erläutern: diese war, nach Erzählungen der letzten Ureinwohner, noch vor gar nicht langer Zeit das reinste Paradies, mit unterirdischen Grotten, sauberem Trinkwasser, Artenvielfalt, Urwald, sanfte Hügel, eingesäumt vom Meer, Traumstrände und so weiter und so fort.
Dann kam die Touripest - die Schönheit des Naturparadieses hatte sich herumgesprochen und die aus anderen, bereits zerstörten Gegenden wollten alle unbedingt und so schnell und kostengünstig, wie möglich ihren Traumurlaub dort verbringen. Findige Geschäftsleute bauten Hotels, erst eins, dann zwei, vier, ähnlich dem metaphorischen Schachbrett mit jeweils der Verdoppelung von Reiskörner - acht, sechzehn  Flugzeuglande- und Startbahnen, 32, 64 Schnellstraßen zerrissen die Landschaft mitsamt Bewohnern, der Strand war ölpestverseucht von Touristenschiffen  und, um es kurz zu machen: heute ist alles kaputt und keiner will da noch hin, nicht mal  Drogenkartells. Selbst dann nicht, wenn keine der häufigen Tropenstürme drüber fegen.
Freilich -  einer handvoll Milliardären ist das wurscht. Sie haben sich an der Totalzerstörung saniert und setzen ihr teuflisches Werk andernorts fort, solange noch irgendwo ein reines Fleckchen Erde ist.

Achtung, eine Warnung an Mister Redlipp: für Ein-Akt-Genießer ist hier Ende. Was jetzt kommt, ist nicht für Verdrängung geeignet: Labello sind out im Shop. Am besten zügig rausklicken!

"Frauen und Kinder zuerst" - heißt es nicht so, wenn auf See ein Schiff SOS funkt?Ich will aber die Ratten nicht vergessen, deren Klugheit ganz enorm ist. Sie wissen es lange vor den menschlichen Passagieren, daß es Zeit wird, den lecken Sarg zu verlassen. Zum Glück für ihr Leben brauchen sie weder Rettungsboot, noch Navi.
Noch 639. mayday mayday  ... gibt schönere Mantras.

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Kommentare zu diesem Text

Hannah (72)
(29.01.20)
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 LotharAtzert meinte dazu am 29.01.20:
Du sprichst in Rätsel - wieso Mars, ich will doch zum Neptunmond Nereid.
Danke
L

 FrankReich antwortete darauf am 29.01.20:
Mars bringt verbrauchte Energie sofort zurück, Lothar. :D
Ciao, Frank

 LotharAtzert schrieb daraufhin am 29.01.20:
Mann ich bin aber auch blöd, ja klar Frank, danke.

(Der Hintergrund ist der: Mars steht für die austreibende Kraft, die wir auch Frühling nennen. Ohne sie würde keine Samenschale aufplatzen, mithin kein Leben stattfinden. Wenn ihr Dichter von der Schönheit des Frühlings wie Nachtigallen jubelt, vergesst ihr das gern mal, weil das passt nicht ins Bild, daß da ein erbarmungsloser Verdrängungsprozess herrscht.)

Ciao, Lothar

 FrankReich äußerte darauf am 29.01.20:
Na, na, Lothar, als Dichter würde ich mich nun nicht bezeichnen, und meine bevorzugte Vogelart ist der Neuntöter.

Ciao, Frank

 LotharAtzert ergänzte dazu am 29.01.20:
Vorsicht, nicht daß Bettchen noch sagt, der hieße Achttöter, weil 9 eine Venuszahl ist.

 FrankReich meinte dazu am 29.01.20:
Wie kommst Du darauf, dass 9 eine Venuszahl sei? 5, 6, 12, 13 und 72 konnte ich ermitteln, 9 ist doch lediglich die Quersumme der letzteren (für mich allerdings die absolute Superzahl. )

 LotharAtzert meinte dazu am 29.01.20:
Verdammt.
Die 9 ist Mars.
Das wars.

Ich hab am pont neuff gepennt, da warst du noch nicht geboren. Das klingt gut, finde ich. Naja, es ist lange her. Und es war herrlich, mit Baguette, Gitane, einem Fusel, mit Gitarre und schlechtem Englisch.

 DanceWith1Life (29.01.20)
Metaphoreles, der Suchtschrankenbauer hat soeben die erste holographische Insel entzwickelt, die Erde ist gerettet. Das Streben nach Weisheit hat uns wieder, Ahoi Skipper, mein psychologischer Berater warnt mich seit Jahren vor der grenzenlosen Was-auch-immer, habs eh nicht verstanden.

Kommentar geändert am 29.01.2020 um 06:49 Uhr

 LotharAtzert meinte dazu am 29.01.20:
Wer ist es denn, der da nicht versteht und wie sicher ist er (wer?) sich seines Nichtverstehens? Ist es mehr, als bloß verantwortungsbefreit in den Tag hinein leben zu wollen?

Mit ca. 18 Jahren diskutierten wir, ein paar Freunde, bei frisch gezapftem Bier natürlich, nächtelang über den Sinn des Lebens. Bis der Wirt zur letzten Bestellung aufrief. Dann wankten wir lallend nach Hause.
Später verstand ich, daß es "sinn-voll" ist, von denen zu lernen, die den entspanntesten und dabei den souveränsten Eindruck machten, da diese Entspanntheit Ausdruck ihrer Erfahrung ist - sie taten ja nicht nur so, sie waren tiefentspannt in jeder Handlung.

Von Steinbock zu Steinbock: es geht nicht ohne Tradition und nicht ohne Lehrer - bis du defini-tief weißt, daß der Lehrer in allem ist -und vor allem tief in jedem Wesen.
Sorry, so pathetisch wollt ich garnicht werden, also was du manchmal aus mir rauslockst … Danke.

 DanceWith1Life meinte dazu am 29.01.20:
relaxed, ja sagt mir was, und sicher bin ich mir nicht mal meiner aufsässigen Revolllluzzzzerader, thx there is music, or as i use to say, may the music be with You. Jetzt muss ich halt so langsam feststellen, dass mein trotz nicht generell jedweder Tradition galt, sondern eigentlich dem Unsinn, den sie in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts "normal" nannten. Der Rest ist eine längere Geschichte.

 LotharAtzert meinte dazu am 29.01.20:
Alles gut

 AchterZwerg (29.01.20)
"Am 30. Mai ist der Weltuntergang,
wir leben nicht mehr lang,
wir leben nicht mehr lang.
..."

Oder wie jetzt?

 LotharAtzert meinte dazu am 29.01.20:
Ja, das hast du ja gestern schon bei franky angesprochen.
Für die Arten, die bis zum 30 Mai ausgestorben sein werden, ist es logischerweise der Weltuntergang. Und je größer unser Mitgefühl, umso mehr sterben Teile von uns mit. Allerdings auch: "Was mich nicht umbringt, macht mich stärker". (Nietzsche)

Für uns andere, die wir noch weiter unser Dasein frosten können (Verschreiber bemerkt, aber der ist, passend zur Klimakatastrophe, besser, als das eigentliche Wort), stellt sich doch die einfache Frage: ab wann wird Artensterben kritisch.
Dem Groben ist das wurscht, solange er zu fressen, zu saufen und zu ficken hat. Aber auch der Einfältigste kann nicht ganz ohne Vielfalt sein und du solltest überlegen, ob deine Frage wirklich witzig ist, oder nur der Versuch dahinter steckt, das alles nicht zu nah an dich heran zu lassen, um nicht zu verzweifeln.
In dem Fall würd ich sagen: es besteht kein Grund zur Verzweiflung, wohl aber einer zur Klärung des eigenen Bewußtseins.

Nimmt man Huxleys und Orwells (und auch Döbereiners) Ansichten, so ist die Welt schon lange - 1984 - untergegangen. Die Causa finalis ist nicht mehr vorhanden, die C. formalis löst sich auf, die C. efficienc ist weg und nur noch das letzte Viertelchen der Stofflichkeit existiert.
Nur Idioten glauben, daß es dann ja nicht so schlimm sein kann.
Hannah (72) meinte dazu am 29.01.20:
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 LotharAtzert meinte dazu am 29.01.20:
Hier irrst du mal wieder, Babette. Hab es gerade gegockelt, es heißt definitiv "am 30. Mai".
Auch du hättest es vorher gockeln können. Gerade wir können uns solche Fehler nicht leisten.
Hannah (72) meinte dazu am 29.01.20:
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 LotharAtzert meinte dazu am 29.01.20:
 

 FrankReich meinte dazu am 29.01.20:
Nein, Babette, der Gockel irrt in diesem Fall auf keinen Fall, das Lied "Am 30. Mai ist der Weltuntergang", Musik von Bert Rhoda, Text von Karl Erpel ist aus dem Jahr 1954, und hatte sogar mehrere Interpreten, u. a. Will Glahé, der apokalyptische Hintergrund bezieht sich auf die erste Flächenbombardierung Kölns im 2. Weltkrieg in der Nacht vom 30. auf den 31. Mai 1942, ...
... und außerdem: Mensch Lothar, die Version kannte ich auch noch nicht!!!

Ciao, Frank

Antwort geändert am 29.01.2020 um 13:21 Uhr
Hannah (72) meinte dazu am 29.01.20:
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 AchterZwerg meinte dazu am 30.01.20:
Und was is, wenn man an einem Sonntag, den 13., geboren wird? Glückverheißende Zerstörung?

 LottaManguetti meinte dazu am 30.01.20:
An einem Sonntag, dem 13., gibt's Glückskekse für alle und der Hebamme wird ein Bein gestellt.
😂

 LotharAtzert meinte dazu am 30.01.20:
Meine Damen, das Thema ist:
"Wenn der Teich da ist, kommen auch die Schwäne."
Fisch (55) meinte dazu am 30.01.20:
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 LotharAtzert meinte dazu am 30.01.20:
Gräte, weißt du, was sie in Norwegen mit Makrelen machen?
Fisch (55) meinte dazu am 30.01.20:
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 LotharAtzert meinte dazu am 30.01.20:
Was denn??
Fisch (55) meinte dazu am 30.01.20:
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 LotharAtzert meinte dazu am 30.01.20:
Danke. Wir können ja mal zusammen Fischtennis spielen.
Fisch (55) meinte dazu am 31.01.20:
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 LottaManguetti (30.01.20)
Yukatan ist überall. 😉
Hannah (72) meinte dazu am 30.01.20:
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 LotharAtzert meinte dazu am 30.01.20:
Hä?
- hier nun wieder lautet das Thema
"Yukatan ist überall".
Und das ist leider so, aber:
"Wenn der Teich da ist, kommen auch die Schwäne." - das heißt, jeder kann für sich ein Refuguim gestalten, in dem sich das Entsprechende, wenn auch unter Schwierigkeiten, einfinden wird, falls es noch nicht ausgestorben ist.

 FrankReich meinte dazu am 30.01.20:
Ich denke, dass das tibetische Sprichwort im übertragenen Sinn kaum noch brauchbar ist, denn sowohl Teiche als auch Schwäne strahlen (noch) Erhabenheit aus, kleine Brötchen backen wäre daher angesagt, wie wäre es z. B. mit: "Gleich und Gleich gesellt sich gern."? Meiner Meinung nach liegt nämlich gerade dort der Hund begraben, denn die Unzufriedenheit breitet sich immer weiter aus, weil kein Mensch mehr die Tiefe in sich sucht, Langeweile umgibt sich mit Langeweile, Selbstsucht mit Selbstsucht, Zerstörungswut mit Zerstörungswut, usw.
Yukatan mit einem Teich, bzw. einer Oase zu vergleichen ginge ja noch an, die Schwäne jedoch sind schon längst zu Reihern, bzw. Geiern mutiert. Auto-Edukation wäre hier hilfreich, um solch negative Entwicklungen zu stoppen, doch auch die muss erst erlernt werden, denn nur wenige Menschen sind noch in der Lage zu reflektieren, lediglich ein philosophischer Ansatz wie Platons Staatstheorie dürfte da punkten.

 LotharAtzert meinte dazu am 30.01.20:
Danke Frank.
Ich will jetzt weiter nichts dazu sagen, weil ich einige Ideen um den Begriff "Refugium" im Kopf habe, wo ich das Thema fortsetzen will, ansonsten wäre es, hier jetzt geäußert, des Weiterschreibens beraubt.
Platons Staatstheorie, ja da geh ich Accordeon ... oder wie das heißt.
Hannah (72) meinte dazu am 30.01.20:
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 FrankReich (31.03.20)
Ich bin gerade mal wieder über diesen Text gestolpert, Lothar, weil ich den Beginn des Titels mit dem des Jahres assoziierte. Das ist natürlich nur Gedankenspielerei, dennoch scheint das Jahr der Metallratte ein ganz besonderes zu werden, die Pest wurde schließlich auch durch Rattenflöhe übertragen, hoffentlich bastelt sich daraus jetzt keiner eine Verschwörungstheorie zurecht, denn im Metallrattenjahr zuvor ...

Ciao, Frank

 LotharAtzert meinte dazu am 01.04.20:
Da kenne ich mich nicht aus. Aber wenn du das sagst, wird es so sein.
Wo ich mich auskenne: Mars ist gerade für ca. 2 Jahre in das Uranuszeichen Wassermann gegangen, der Uranus selbst steht für die nächsten 6 1/2 Jahre im Stier. Stier ist das Volk, die Zellteilung, die Sozialisation; Uranus die Aufhebung, da kannst du dir's zusammenreimen zum So-Nett.

Solange du in meine Texte stolperst, passts schon
Ciao, Lothar
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