Aus ungesagten Sätzen

Gedicht

von  unangepasste

schälst du Worte
bis zum Kern.

Mit Morgenlippen
sprach ich dir Hoffnung
in die Nacht,
so groß, dass sie
mein Gesicht verdeckte.

Heute liegen die Kerne
fremd und brüchig
zu meinen Füßen.

Sie klappern
an den alten Felgen,
wenn das Rad der Zeit
durch ihre Mitte zieht.


Anmerkung von unangepasste:

2015

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter Wal (22.02.20)
Perfekte 4. Strophe beeindruckend phonetischer Bewegungsabläufe.

Sehr schön ineinander verzahnte 1. u. 4. Strophe.

Die "morgenroten" Lippen haben bei aller berechtigter Metaphorik nicht nur einen leichten Kitschfaktor.

Kommentar geändert am 22.02.2020 um 07:50 Uhr

 unangepasste meinte dazu am 22.02.20:
"Morgenrot" habe ich geändert. Ich gebe zu, dass das schnell kippt ohne Brechung.

 Dieter Wal antwortete darauf am 23.02.20:
Puh!

Aus ungesagten Sätzen Worte bis zum Kern zu schälen, klingt irgendwie superextramegaanstrengend und völlig sinnlos. Weshalb bürdete sich dein lyr. Du solche Sisyphusqualen auf?

Antwort geändert am 23.02.2020 um 09:40 Uhr

 unangepasste schrieb daraufhin am 23.02.20:
Sinnlos? Finde ich nicht. Sinnsuche ist nie sinnlos.

 Dieter Wal äußerte darauf am 23.02.20:
Fand es deines Ermessens Sinn, der Sphinx aus ungesagten Sätzen Worte bis zum Kern zu schälen?

 unangepasste ergänzte dazu am 23.02.20:
Ja, ich weiß, nicht füttern ...

 Dieter Wal meinte dazu am 23.02.20:
Die Sphinx fütterte keinen Ödipus, sondern pflegte ganz im Gegenteil die vergeblichen Rätselrater genüsslich zu verputzen.

Du bist die Autorin und solltest wissen, was für seltsame Balzrituale dein Lyrisches Du mit deinem Lyrischen Ich vollführt.

Antwort geändert am 23.02.2020 um 14:11 Uhr

 unangepasste meinte dazu am 23.02.20:
Für die Glaubwürdigkeit empfehle ich dir, meine Texte nicht mehr zu empfehlen (das würde verhindern, dass du dich in stimmungsabhängigen Selbstwidersprüchen verstrickst).

 Dieter Wal meinte dazu am 23.02.20:
Ich bin grad in einem Dialog über Interpretationen mit der Autorin und nicht bei Stilistik. Letztere gabs am Anfang.

Ich respektiere den etwas ungelenken Wunsch, nicht weiter über mögliche Inhalte des Gedichtes zu diskutieren.

 unangepasste meinte dazu am 23.02.20:
Klang für mich vielmehr nach "Du schreibst da wieder ein Geschwurbel". Aber gut.
Interpretationen der Autorin können das Gedicht zerstören. Aber bis hierhin liest wahrscheinlich sowieso keiner mit.
Bitte nur als eine Möglichkeit und nicht als Version für die Eins im Deutschunterricht sehen.

Aus ungesagten Sätzen
schälst du Worte
bis zum Kern.

Ein lyrisches Du ist auf der Suche nach dem Sinn / besseren Verständnis von Worten, die noch unausgesprochen sind.
Es baut sich in seinem Kopf eine Welt aus Möglichkeiten, die es bis zum Ende durchinterpretiert, ohne aber darüber zu kommunizieren.

Mit Morgenlippen
sprach ich dir Hoffnung
in die Nacht,
so groß, dass sie
mein Gesicht verdeckte.

Nun spricht das lyrische Ich positiv in diese Stille hinein, durchbricht die nicht vorhandene Kommunikation, möchte dabei aber so sehr gefallen, dass es selbst dahinter verschwindet / sich verliert.

Heute liegen die Kerne
fremd und brüchig
zu meinen Füßen.

Der (ohnehin nicht sehr glückliche) Kommunikationsversuch war schon zu spät: An der Nichtkommunikation - auch an dem Kern der Wahrheit, den das lyrische Du fand - ist die wie auch immer geartete Beziehung zwischen den beiden gescheitert.

Sie klappern
an den alten Felgen,
wenn das Rad der Zeit
durch ihre Mitte zieht.

Die Zeit läuft zwar immer weiter. Dennoch bleibt etwas von dem Scheitern zurück, dringt bis in die Gegenwart, hallt sozusagen nach.

 Dieter Wal meinte dazu am 23.02.20:
Sehr interessante Interpretation. Vielen Dank.

 Oggy (22.02.20)
“Sie klappern
an den alten Felgen...“

Vielleicht sollte man mal die Muttern anziehen.

LG,
Oggy

 unangepasste meinte dazu am 22.02.20:
Auch eine Möglichkeit

 AchterZwerg (22.02.20)
Perfetto! :)

 unangepasste meinte dazu am 22.02.20:
Vielen Dank!
wa Bash (47)
(23.02.20)
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