Reise zu sich selbst

Kalendergeschichte zum Thema Ruhe/ ruhelos

von  eiskimo

Ueberall steht "Stillhet", an jeder Kopflehne. Ich sitze im Zug von Oslo nach Trondheim, und so viel Stillhet kenne ich gar nicht von øffentlichen Verkehrsmitteln.  Es steht sogar auf Englisch zu lesen: Silence.
Der Zug faehrt dabei fast geraeuschlos. Okay, er wiegt sich und wackelt auch mal.
Aber diese Stillhet bleibt førmlich zu greifen. Sie hat fast etwas Religioeses.
Einige Passagiere in diesem Wagen schlafen, andere haben dicke Kopfhører auf, wiederum andere lesen oder spielen am Smartphone. Ich staune. Fast werde ich auch schon Teil dieser Stillhet.
Upps! Da hat einer sehr ungeschickt seine Zeitung umgeblættert - ein mega-lautes Knistern!
Und was ist das? Da vorn nuckelt einer deutlich hørbar an seiner Wasserflasche. Naja. Ich fange an zu schlummern.
Halt! Hoffentlich klingelt mein Telefon nicht in diese sakrale Ruhe hinein. Vorsorglich stelle ich es auf Stillhet-Modus.
Der Zug beschleunigt hørbar, er vibriert, und eine der Sitz-Verschalungen fængt doch tatsæchlich an zu klappern. Der Zug fæhrt wieder langsamer, das Vibrieren verstummt.
Dafuer hørt man jetzt einen der Mitreisenden schnarchen.  Gott sei Dank nur dezent. Dann herrscht wieder Stillhet. Ich reise weiter auf Wolke sieben, irgendwie auch zu mir selbst.

Anmerkung von eiskimo:

Die Züge in Norwegen - und ich habe noch etliche benutzt - sind auch extrem sauber, haben funktionierende Toiletten, großzügige Gepäckablagen und entspanntes Personal. Ach, ja: Pünktlichkeit ist gar kein Thema.

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Kommentare zu diesem Text


 AZU20 (23.02.20)
Kann nur aus Erfahrung zustimmen. LG

 eiskimo meinte dazu am 23.02.20:
Sehr schön! Dann spricht es sich ja vielleicht herum, wie wohltuend so geschützte Räume - auch draußen! - sein können.
Es muss ja nicht jeder überall und immer dem anderen auf den Nerv gehen....
Genießen wir es, wann immer möglich
Eiskimo
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