Mein Fleisch

Text

von  klaatu

Plötzlich riecht es
überall nach meinem Blut.

Ich sehe
Dutzende Versionen von mir,
die nackt an Stahlhaken hängend,
durch eine kühle Halle
gezogen werden.

Einige Körper zucken noch,
während sie ausbluten
- doch nur die Panik
in meinen toten Augen
ist noch lebendig.

In exakt aufgeteilten Arbeitsschritten
- einem Ballett aus Blut und Stahl und Knochen -
verdienen sich ernst aussehende Menschen
mit rotbeschmierten, weißen Schürzen,
das Frühstück,
das ihnen am liebsten wieder hochkommen würde,
indem sie meine Kadaver
im Akkord konsumierbar machen.

Im Minutentakt
werden meine Köpfe entfernt
und in große Stahlwannen geworfen.

Eingeweide landen
nach gezielten Handgriffen
klatschend auf dem Hallenboden.

Eine Knochensäge
spaltet mich wieder und wieder
entlang der Wirbelsäule.

Das Geräusch der Säge
bohrt sich tief und unauslöschlich
in meinen Verstand.

Ich schlucke.

Dann nehme ich
noch einen Bissen.

Ich kaue
und schmecke...

mich selbst.

Ich schmecke bitter,
aber ich schmecke so gut.



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