Wie wir alle Extremisten werden

Aphorismus zum Thema Medien

von  eiskimo

Die Social Media wetteifern um die Aufmerksamkeit und Verweildauer ihrer Nutzer. Lockmittel sind dabei zunehmend emotionale und polarisierende Inhalte. In Milliarden Klicks hochgrechnet führt das zu einem gefährlichen Aufmerksamkeits-Extremismus, der immer mehr den Blick für das Normale zerstört. Kinder und Jugendliche sind da besonders empfänglich.


Anmerkung von eiskimo:

Durch diese Manipulation unserer Aufmerksamkeit sind wir - und unsere Demokratie! - mehr gefährdet als etwa durch Daten-Missbrauch.
(Siehe Tristan Harris, früherer Google-Entwickler, jetzt Center for Human Technology)

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (27.02.20)
Ich würde da nicht Täter und Opfer verwechseln. Kinder sind von je her, auch vor den social medien, schon immer die größten Aufmerksamkeitsterroristen gewesen.

 DanceWith1Life meinte dazu am 27.02.20:
@D.R. Je suis Charlie
wie meinst`n das, wenn ich fragen darf?

Antwort geändert am 27.02.2020 um 11:04 Uhr

 Dieter_Rotmund antwortete darauf am 27.02.20:
Kinder fordern Aufmerksamkeit bis an die Grenze des Erträglichen und darüber hinaus.

 DanceWith1Life schrieb daraufhin am 27.02.20:
hast du welche und das war für dich so?

 Dieter_Rotmund äußerte darauf am 27.02.20:
Um mich geht's hier nicht.

 DanceWith1Life ergänzte dazu am 27.02.20:
Genau, es geht um deine Aussage.

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 27.02.20:
Ich habe das so mehrfach beobachtet, ja,

 DanceWith1Life meinte dazu am 27.02.20:
also du hast das, was du beobachtet hast nie selbst erlebt?

 Artname meinte dazu am 27.02.20:
@KommissarinDance
Wie meinst`n das, wenn ich fragen darf?

 DanceWith1Life meinte dazu am 27.02.20:
die Aussage, "also du hast das, was du beobachtet hast, nie selbst erlebt" ? Watson?

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 27.02.20:
Gegenfrage: Wer kann (im Nachhinein) besser über ein Fußballspiel in seiner Gänze berichten? Der Stadionsprecher mit Abstand und Überblick oder der Stürmer im Getümmel?

 DanceWith1Life meinte dazu am 27.02.20:
es geht mir nicht um eine Berichterstattung, es geht um eine Solidaritätsbekundung, von Aussenstehenden, du hast die Position der "geplagten Eltern" eingenommen und einen ziemlich haarsträubenden Weg gewählt dies im Rahmen des hier zu kommentierenden Textes in einen "Täter-Opferzusammenhang" gestellt. Ich spreche an dieser Stelle für die Kinder. aus Erinnerung und als Vater.

Antwort geändert am 27.02.2020 um 13:49 Uhr

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 27.02.20:
Hossa, Streit um die Deutungshoheit dieses Textes!

... aber gegen jemanden, der "... an dieser Stelle für die Kinder spricht", und das auch noch als "Vater", gegen dieses hochmoralische Konstrukt komme ich natürlich nicht an. Ich bin nur ein einfacher Mensch, Entschuldigung.

 DanceWith1Life meinte dazu am 27.02.20:
Ich wusste es, dass du Spass machst deswegen wollte ich den Klartext. Danke. Nicht jedermanns Geschmack.

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 27.02.20:
Nun gut, wenn man die ganzen abgestumpften und zum Teil sehr sozial verwahrlosten Eltern sieht, kann man das als Spaß humoristisch aufbereiten, ja. Aber für eiskimo sind die Kinder ja wehrlose Opfer.

 Artname meinte dazu am 27.02.20:
Na siehst du, lieber solidarischer Vater, nun wissen wir Mitleser auch, aus welcher Richtung dein scharfer Wind weht. Mich wiederum berühren Eiskimos Zeilen ganz anders als Dich. Mir wird immer klarer, wie stark mein Meinungsbild zu schwanken beginnt, nachdem ich in Köpfe wie beispielsweise deinen blicken darf. . Meine Sicht wird ...anders.

Vorstellbar wäre nun, dass dir dieser doofe Kommentar eines völlig Fremden dein Kaffeetrinken vermiest... während Dieter um sein familiäres Inkognito bangt.

Einzig unsere Kleinsten deuten lachend auf ihre Screens, auf denen Buchstabenreihen tanzen...,

Nun frag ich mich, wie sich das alles auf die nächste Wahlen auswirken wird!

Antwort geändert am 27.02.2020 um 14:27 Uhr

 DanceWith1Life meinte dazu am 27.02.20:
der erste interessante Kommentar in dem Strang (meine inbegriffen) danke dafür

wer immer dieses plötzlich auftauchende wir ist, hallo erstmal
ja, kalt heute

Antwort geändert am 27.02.2020 um 14:38 Uhr
Cora (29) meinte dazu am 27.02.20:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 EkkehartMittelberg (27.02.20)
Es ist schlimm. dass die Pädagogik diesen Trend mitmacht und sich mit Aufmerksamkeit heischenden Signalen überschlägt.
LG
Ekki

 eiskimo meinte dazu am 27.02.20:
Das sehe ich auch so. Die Signale müssen immer verlockender, schriller und geiler werden, um den Nutzer an sich zu binden - eine sehr bedenkliche Spirale.
weniger wäre mehr!
lG
Eiskimo

 AchterZwerg meinte dazu am 27.02.20:
Du meinst, wie bei KaVau?

 eiskimo meinte dazu am 27.02.20:
Natürlich stehen wir alle in diesem Spannungsverhältnis. Da ist man einerseits versucht, mit Tabubruch, drastischen Worten, provokanten Inhalten oder Beschimpfungen viele Klicks zu bekommen, andererseits weiß man: Geschriebenes birgt so viele feine, ästhetische und unspektakuläre Reize, dass man da getrost"abrüsten" kann - es gibt nämlich auch ein feinsinniges Publikum.
Auf das vertrauend grüßt dich
Eiskimo

 TrekanBelluvitsh (27.02.20)
Wie hätte man auch wissen können, dass auch im Internet Medienkompetenz gefordert ist... das konnte ja wirklich niiiiemand wissen...

 eiskimo meinte dazu am 27.02.20:
Das Fatale daran ist meines Erachtens: Der Prozess geht schleichend, über Jahre. Es ist verdammt schwer, sich dieser unterschwelligen Beeinflussung zu entziehen.
Allein die optischen Reize, die uns permanent treffen, lassen sich kaum rational steuern.

 Judas meinte dazu am 27.02.20:
Trekan, solange die deutsche Kanzlerin Internet für Neuland hält, weißt du, dass da einfach geschlafen wird. ITG war am Gymnasium nur ein Jahr lang Unterrichtsfach, nur einmal die Woche und du musstest beten, dass du einen halbwegs guten Lehrer hast, der tatsächlich einen Plan hat.

 TrekanBelluvitsh meinte dazu am 27.02.20:
Hat die Kanzlerin denn unrecht?

Ich mag z.B. Star Trek. Habe ich schon immer gemocht. Aber ich habe noch nie zum Himmel geblickt und weil da kein Schiff der Sternenflotte zu sehen war, auf "die da oben" geschimpft.

Ich schaue mir auch nicht ein Video an, nur weil "DuRohr" es mir vorschlägt.

Weil Cathy Hummels die Frau Mats Hummels ist, spreche ich keine Kompetenz zu, einen Feed zu konstruieren, der von Wichtigkeit ist.

Wenn in den Kommentaren eines Users - besonders oft auf Nachrichtenseiten anzutreffen - ä, ö und ü immer durch ae, oe und ue ersetzt werden, kann man schon mal misstrauisch werden.

Was ich sagen will:
Ja, es bleibt an uns hängen. Nur weil es scheinbar eine solche Menge an Informationsanbietern gibt, gibt es nicht den einen, den wir nur zu lesen müssen und wir wissen alles, sind immer auf dem neusten Stand und kennen alle Trends (die uns interessieren).

Und wer glaubt, dass da, wo die buntesten Bilder sind, das Wichtigste zu finden ist, ja, dem muss geholfen werden. Oder ihm ist nicht zu helfen. Das Internet macht keine Idioten. Es macht nur deutlich, wie viele Idioten es gibt.

 eiskimo meinte dazu am 27.02.20:
Den letzten, fett gedruckten Satz möchte ich ergänzen: Das Internet macht vielleicht keine Idioten, es macht aber denkfaul.
Statt sich aus verschiedensten, überprüfbaren Quellen sachkundig zu machen, nachzudenken und seine eigenen Schlüsse zu ziehen, lässt man sich von Gugel und Wicki fertige Erkenntnisse ausspucken - damit steht man dann zumindest nicht ganz als Idiot da.

 TrekanBelluvitsh meinte dazu am 27.02.20:
Das liegt aber nicht am Medium.

Wenn jemand glaubt, alle Wahrheit stände in der Bibel und nur da allein, liegt das ja auch nicht am Buchdruck.

 eiskimo meinte dazu am 27.02.20:
Okay. Dann liegt es auch nicht am so salonfähigen Alkohol, dass wir Alkoholiker haben, sondern nur an deren mangelnder Selbstkontrolle.

 TrekanBelluvitsh meinte dazu am 27.02.20:
Nein, das ist nicht so.

Aber auch früher galt: Wenn man in einem haptischen Lexikon den Artikel über "Abszess" gelesen hatte, wusste man nicht alles über das Thema "Abszess". Und was für ein Offlinelexikon gilt, gilt auch für ein Onlinelexikon.

Was den gesellschaftlichen Umgang mir Desinformationen und Halbwahrheiten angeht, sehe ich nicht, dass der sich geändert hat. So wurde z.B. ab 1945 jahrzehntelang behauptet. die die Waffen-SS das gleiche wie die Wehrmacht war, nur halt militärische Elite.. Bestimmt wurde dieser Diskurs hauptsächlich durch die ehemaligen Angehörigen der Waffen-SS. Das war durch und durch falsch. Die Waffen-SS war nicht das selbe wie die Wehrmacht - und auch die hat sich zwischen 1939 und 1945 nicht gerade mit Ruhm bekleckert - und die Waffen-SS war auch keine militärische Elite.

Und all das, was du beschreibst/andeutest, war damals schon dabei. Verdrehungen, Emotionalisierungen, Glitzerkram (Bücher wie "The Waffen-SS in action"), Aufmerksamheischerei, "Framing".

Keine von den Techniken,mit denen wir heute in der Onlinewelt konfrontiert werden, wurden dort erfunden. Das scheint oft so, weil die Akteure dort gut darin sind, neue Worte für bekannte Phänomene zu verwenden.

Was sich sicherlich geändert hat, ist die Geschwindigkeit. Ob hier der Quantitative Sprung eine qualitative Veränderung bedeutet, darüber sollte man reden. Meistens denke ich das auch. Aber nicht immer. So führt z.B. die erhöhte Geschwindigkeit der Themen oft dazu, dass diese völlig folgenlos konsumiert werden. Darum finde ich persönlich den Befund in diesem Bereich nicht so eindeutig. Aber wie gesagt: Da kann man sicherlich auch anderer Meinung sein.

 eiskimo meinte dazu am 27.02.20:
Finde ich sehr nachdenkenswert, was du da schreibst, vor allem bzgl. Quantität und Geschwindigkeit.
Ich meine immer noch: das verändert unsere Wahrnehmung und auch die Durchdringung des Dargebotenen. Bereits die Neugier bzw. Voreinstimmung auf die gesuchten Inhalte wird eine andere. man muss sich ja auch nichts mehr merken - alles steht permanent zur beliebigen Wiederholung bereit.
Aber lies mal diesen Tristan Harris, der enthüllt auch die Anbieter-Strategien.
vG
Sin (55)
(27.02.20)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
Al-Badri_Sigrun (61)
(27.02.20)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 eiskimo meinte dazu am 27.02.20:
Genau! Sie nehmen immer mehr Platz in unser aller Leben ein ...Wir meinen, wir hätten sie im Griff, aber oft ist genau das Gegenteil der Fall. Schon lesen wir anders, schon schreiben wir anders, schon kriegen wir einen ganz anderen Lebensrhythmus, verlieren das Gefühl für Nähe und echten Kontakt, vom Schutz unserer Privatsphäre ganz zu schweigen.
Bleiben wir zumindest misstrauisch!
lG
Eiskimo
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram