Tag 1: Samstag, der 14.3.

Tagebuch zum Thema Aktuelles

von  Manzanita

Aufstehen. Immerhin nicht mehr um 7 Uhr. Diesmal habe ich genug Mut, um bis 8 im Bett zu bleiben, denn ich habe nicht vor, die nächsten 5 Wochen täglich um 7 aufzustehen.

Frühstück. Im Radio kommen die Nachrichten. Der spanische Präsindent erinnert uns an den Mut, den jeder zeigt, wenn er oder sie sich die Hände regelmäßig wäscht. Heute um 14 Uhr möchte er den Alarm-Status des gesamten Landes deklarieren. Ich möchte hören, was er sagt, und nehme mir vor, das Radio dann anzuschalten.

Aber bis dahin ist noch viel Zeit. Also baue ich erst meine Lego-Eisenbahn auf. Ja, ich habe eine Lego-Eisenbahn und ja, ich bin 13. Und, das ist das wichtigste: ja, ich bin ein Zug-Freak; so nennen mich manche Leute sogar.

Aber ich habe keine normale Lego-Eisenbahn. Ich habe ein Netz. Fünf der sechs Zimmer unserer Wohnung (ohne Badezimmer und Toilette) sind mit Legoschienen verbunden. Ich habe ungfähr 250 Schienen die ich in den Ferien in der gesamten Wohnung auslege. Die nächsten 5 Wochen werden für die Züge besonders lange Osterferien.

Aber bevor die 4 Züge (wenn bis Mai der Virus wieder weg ist, werden es dann sogar 5) fahren, muss ich erst mal den Vormittag für den Aufbau opfern. Also ran an die Arbeit. Alle Schienen sind numeriert. Nach einem ziehmlich kompliziertem System. Deswegen habe ich Pläne, auf denen vermerkt ist, wo welche Schiene hingehört.

Irgendwann, viertel nach zwölf bin ich fertig. Müde setze ich mich aufs Sofa und lese.

Nach dem Mittagessen mache ich das Radio an. Es ist Samstag, und das Programm ist entsprechend uninteressant. Bald kommen die Nachrichten.

Angeblich, so Nachrichtensprecher, fängt die Pressekonferenz gleich an. Mit den Reportern vor Ort wird noch einmal durchgegangen, welche Maßnahmen bei dem Alarmstatus möglich sind. Dann heißt es plötzlich, die Konferenz kommt erst um 3 Uhr. Warten.

Um 3 kommen erneut die Nachrichten, angeblich fängt die Konferenz gleich an. Statt den normalen Programmen kommen nur ganz kurze, die eigentlich nachts kommen und Musik. Solche, die man heute gerne hört. Schlechte. Warten.

15:30 Uhr: Nachrichten. Die Pressenkonferenz kommt irgendwann am Nachmittag. Die normalen Programme kommen wieder. Eines über Musicals ist als nächstes dran. Zum Glück nur sechs Minuten. Warten.

Regelmäßig kommen die Nachrichten und erleutern keine neue Informationen. Bis 8 Uhr. Jetzt fängt eine halbe Stunde Nachrichten an. Plötzlich heißt es, die Pressekonferenz findet in Kürze statt. Das Programm wartet bis 9 Uhr und erzählt in einer Schleife die Nachrichten über den Coronavirus, dann fängt die Konferenz wirklich an. Immerhin haben meine Eltern genug Verständnis dafür, dass ich nach ganzen sieben Stunden Wartezeit gerne die ganze Rede anhören möchte, wie langweilig sie auch immer ist. Und sie ist langweilig. Sehr. Sie dauert ungefähr 25 Minuten, danach fängt ein Sodernachrichtenprogramm an. Während ich es höre, dusche ich (das Radio läuft über eine App auf dem Handy meines Vaters) und putze mir die Zähne. Als ich schon im Bett liege und es mittlerweile halb zwölf ist, ist das Programm zu Ende.

Was ich aus diesem ersten Tag ziehe? Radiohören macht süchtig, ist aber nicht gefährlich.

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Kommentare zu diesem Text


 Wvs (21.03.20)
Ich bin sehr gespannt darauf, zu hören, wie der Unterricht per Internet funktioniert. Vor Jahren lernte ich auf Sizilien eine australische Familie kennen, für die das eine völlig normale Unterrichtsform war.
Die Mitbewohner in der Wohnung haben offensichtlich viel Verständnis für dein Eisenbahnhobby.
Ich finde das toll!

 Manzanita meinte dazu am 23.03.20:
Guten Abend Wvs,
vielen Dank für alle deine Kommentare. Ich werde deinen Tipp falls möglich anwenden. Allerdings sollte man deiner Meinung folgendes hinzufügen: Du bist mein Großvater mütterlicherseits. Natürlich darfst du alle deine Kommentare weiterhin schreiben, aber dieser Fakt musste halt mal gesagt werden.

Viele Grüße,
Manzanita
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