1 - Die Einladung

Erzählung zum Thema Begegnung

von  TrekanBelluvitsh

Ich werde alles, was in meiner Macht steht, versuchen, zur Klärung beizutragen. Allerdings befürchte ich, das wird nicht sehr viel sein.

Die Einladung erreichte mich mit der Morgenpost am Tag zuvor. Natürlich hatte ich von dem Professor bereits gehört. Persönlich bekannt war er mir nicht. Wenigstens eines seiner Bücher stand in meinem Schrank und ich versuchte auch vor Jahren es zu lesen. Jedoch setzte er, meiner Meinung nach, bei seinem Publikum zu viel Grundwissen voraus. Mir sagten seine Worte auf jeden Fall nichts. Selbst wenn ich sie verstand. Was nicht immer der Fall war.

Schnell schrieb ich einige Sätze als Antwort auf ein Blatt Papier, schob dieses in ein Kuvert und brachte es zur Post. Erst als ich wieder zu Hause war, kam mir der Gedanke, in meinen Schrank zu schauen. Dort fand ich das, was zu erwarten war. Meine beste Hose machte einiges her und auch die dazu passende Jacke eignete sich für besondere Anlässe. Mein zweites Paar Schuhe war ebenso alt wie jenes, das ich  an den Füßen trug, erschien jedoch ein wenig gepflegter. Meine Hemden hingegen - drei an der Zahl, wenn ich die aussortierte, die lediglich für die Arbeit taugten - waren zwar nicht verschlissen, jedoch verbleicht. Einer solchen Einladung wurde keines von ihnen gerecht. Also trat ich wieder vor die Tür und besorgte mir etwas Passendes in einem kleinen Geschäft zwei Straßen weiter in Richtung Stadtmitte. Dort gab es nichts Besonderes. Die Ware war jedoch nicht von minderer Qualität, sondern strapazierfähig und die Farben waren nicht gänzlich aus der Mode. Außerdem waren die Preise anständig. Was mir entgegen kam.

Am nächsten Tag stand ich zeitig auf und wusch mich. Dann packte ich das neue Hemd aus. Es roch nach Bekleidungsgeschäft. Es war kein unangenehmer, wenn auch ein auffallender Geruch. Doch nun war es zu spät für eine Wäsche. Also zog ich es an, danach Hose und Jacke. Ich betrachtete mein Ebenbild im Spiegel und lächelte müde. Zum ersten Mal nach langer Zeit konnte ich mit dem, was ich sah, zufrieden sein. Zumindest ein wenig. Ich schnürte das bessere meiner beiden Paar Schuhe und suchte anschließend den Hut, von dem ich dachte, dass er auf dem Schrank lag. Dort war er nicht. Überhaupt konnte ich ihn nirgendwo finden. So musste es ohne Hut gehen. Ich  seufzte leise, steckte die Einladung ein und trat auf die Straße.

Der Entschluss, zu Fuß zu gehen, fiel mir leicht. Ich war es noch immer gewohnt, auch längere Strecken zu laufen. Außerdem konnte ich so meine schmale Geldbörse schonen. Unterwegs kaufte ich mir eine Zeitung. Es war die billigste Ausgabe und in ihr stand viel Unschönes und Unwahres. Doch wenn man das Sensationsgerede übersprang, fand man im hinteren Teil durchaus Berichte über die wichtigen Dinge. Ich las im Gehen. Da ich mich ganz rechts auf dem Bürgersteig hielt und nur langsam einen Fuß vor den anderen setzte, kam ich niemandem in die Quere. Ab und zu blickte ich an der Zeitung vorbei geradeaus um zu prüfen, ob ich noch auf dem richtigen Weg war.

Es war kurz vor Mittag, als ich die Straße errichte, in welcher der Professor wohnte. Sie lag in einem der besseren Stadtteile und obwohl ich meine besten Sachen trug, war ich mir sicher, dass ich auffiel. Ich stopfte die Zeitung in den nächsten Abfallkorb. Mit ihr wollte ich hier nicht gesehen werden. Die ungeraden Hausnummern waren auf der rechten Seite. Ich überquerte die Straße. Die Nummer neunundachtzig fand ich zu meiner Überraschung nicht. Am Ende der Straße angelangt kratzte ich mich am Kopf und ging zurück. Wieder fand ich die Neunundachtzig nicht. Ich griff in die Innentasche meiner Jacke, holte die Einladung heraus und faltete sie auseinander. Hausnummer neunundachtzig stand da. In der richtigen Straße war ich auch. Was stimmte da nicht?



- Fortsetzung folgt -

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Kommentare zu diesem Text

Serafina (36)
(17.03.20)
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 TrekanBelluvitsh meinte dazu am 17.03.20:
Fortsetzung: Morgen.

 tueichler (17.03.20)
Immer, wenn’s spannend wird ...

😎

 TrekanBelluvitsh antwortete darauf am 17.03.20:
Danke.
Aber du weißt ja: 620 Worte. Fürs Internet ist das schon "Der Herr der Ringe" (was den Umfang betrifft).
;-)

 LottaManguetti (17.03.20)
Du hast mich ...

 TrekanBelluvitsh schrieb daraufhin am 17.03.20:
Oh!
Sogar ohne Einladung!
:D

Antwort geändert am 17.03.2020 um 10:08 Uhr

 AchterZwerg (17.03.20)
Was nicht stimmt?
Die Einladung, saachichma.
Einen solchen Schlechtbehemdeten wird der Professor nicht in sein Haus einladen. Was sollen sonst die Leute sagen?
Oder der Student ist in Wirklichkeit ein Virus, das Einlass sucht?
Oder die abgewetzten Schuhe sind in Wirklichkeit zeitenübergreifende Siebenmeilenstiefel?

Alles ganz anders??
Cora (29) äußerte darauf am 17.03.20:
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 TrekanBelluvitsh ergänzte dazu am 17.03.20:
Das Bild mag aus der Vergangenheit sein - der Ausgang liegt noch in der Zukunft!
;-)

 TassoTuwas (17.03.20)
Der Anfang ist schon mal nicht schlecht, noch weiß keiner wohin die Reise geht, somit ist alles offen!
Straße und Hausnummer zu wissen ist hilfreich, allerdings nicht, wenn es die falsche Stadt ist
TT

 TrekanBelluvitsh meinte dazu am 17.03.20:
Ok, eines kann ich ja verraten: Diese Geschichte spielt in der "Vor-Google-Maps-Zeit". Vielleicht hilft das.
:D

 EkkehartMittelberg (17.03.20)
Hallo Trekan,
die Erzählung ist bis jetzt maximal verrätselt. Ich bin sehr gespannt, was der Professor dem Eingeladenen mitzuteilen hat, falls es überhaupt zu einer Begegnung kommt.

 TrekanBelluvitsh meinte dazu am 17.03.20:
Aber wozu dann die Einladung?

 Graeculus (17.03.20)
Dadurch daß Du den Leser gleich vor mehrere Rätsel stellst, erzeugst Du natürlich Spannung. Man hat aber so gar keine Ahnung, worauf das hinausläuft.

 TrekanBelluvitsh meinte dazu am 17.03.20:
Ja, ein paar Rätsel sind da schon...
;-)

 Borek (19.03.20)
Ja,man geht manchmal Wege deren Ende nich abtzsehen ist
Ich freuee mich auf deine Fortsetzung
Liebe Grüße ein ebensolcher Wegbeschreiter
Borek

 TrekanBelluvitsh meinte dazu am 19.03.20:
Neugierig scheint der Protagonist auf jeden Fall zu sein.
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