Stumm und bang

Sonett zum Thema Ironie

von  FrankReich

Am heutigen Tag träumen Menschen von seltsamen Dingen,
Gestalten aus Lumpen und federzerzaustem Gesang,
selbst dort, wo der Hoffnung die Flucht vor Verzweiflung gelang,
beginnen die Sorgen ins Morgen der Nacht vorzudringen.
So kommen und gehen Ideen, so kamen und gingen
auch letzte Gedanken, die Sonne verlor ihren Rang,
verloren selbst lauschen schon Sterne dem eisernen Klang
der Glocken, die mitten im Weg auf der Straße zerspringen.

Es wollen auf Rollen sich jene in Sicherheit bringen,
in deren Gefühlen das Nichts einen Fetisch umschlang,
verwilderte Sinne versperren den Hinterausgang,
am Vorderausgang aber liegen Visionen in Schlingen,
die übrige Welt nämlich fällt ein auf gräulichen Schwingen,
das Dunkel wird neblig, das Blut kocht dafür mittenmang,
dazwischen erwarten ihr Recht sich das Yin und das Yang,
ihr Wert allerdings lässt sich nicht vor der Reife erzwingen.

Die ewigen Weiten erhoffen sich leise Empfang,
im Übel der Enge bewahren sie zwar diesen Hang,
doch weniges nur, was sie außer der Ölung empfingen,
verfaulte Erwartungen, brütend in sinnlosem Zwang
und schimmliger Erdung, knietief in vergorenem Tang;
die Ränder der Sender verglühen in flehendem Singen.

Nun folgen auch Hüter nurmehr ihrem inneren Drang,
in dem selbst die Worte an eitrigen Auswüchsen hingen,
wie Tautropfen kleben in Fieber versunkenem Ringen
die taumelnden Sätze frenetisch genetisch am Strang
des herben Verderbens, das keinen Entwürfen entsprang
und schließlich wünscht nur das Gewissen noch gutes Gelingen.


Anmerkung von FrankReich:

Doppelsonett.

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Kommentare zu diesem Text


 EkkehartMittelberg (17.03.20)
Frank, dem Reimer, sind keine Grenzen gesetzt. Auch die Binnenreime sind gelungen.
Servus
Ekki

 FrankReich meinte dazu am 17.03.20:
Danke für Deinen Kommentar und Deine Empfehlung Ekki, allerdings denke ich, dass in Deinem ersten Satz das zweite Komma zuviel gesetzt ist und Dein zweiter Satz unmöglich obigem Gedicht gelten kann.

Ciao, Frank

P.S.: Eines meiner großen Vorbilder gerade in der Sonettkunst ist Johannes Plavius. Der Mann hat sogar ein vierfaches Sonett vorzuweisen, er war ein Meister der Binnenreime und einer der ersten, die Spaltreime verwendeten (Das allerdings ist jetzt nicht so mein Ding).
Stelzie (55)
(17.03.20)
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 FrankReich antwortete darauf am 17.03.20:
Danke, auch für Deine Empfehlung Kerstin, und nun ein kleiner Insider: Der Titel ist, wie unschwer zu erkennen, eine Anlehnung, was aber nur wenige wissen, ist, dass das Original und somit auch die Bezeichnung der Epoche von Friedrich Maximilian von Klinger stammt.

Ciao, Frank

 DanceWith1Life (17.03.20)
und träumen, vermeintlich mit dem Schicksal ringend
denn weder ausgekocht noch ringend
war, ist und sei ein Attribut von Dingen
seit einiger Zeit sei ebenfalls bekannt
im Menschen selbst die Wurzel solcher
Götter und Dämonen ringen, weder Schrei, noch singend
so lautlos doch zugleich der schlimmste Lärm
und so manchen toste im Gedärm
was solche Wesen dann aus Gier verschlingen
des Gottes makellose Schweigsamkeit
ward überhört, kein Wunder bei dem Lärm

 FrankReich schrieb daraufhin am 17.03.20:
Tito & Tarantula, "After Dark".

 DanceWith1Life äußerte darauf am 18.03.20:
die welt ist mein bildschirmschoner
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