American Drama

Text zum Thema Gesellschaft/ Soziales

von  Emerenz

Er steht vor dem Spiegel.
Betrachtet sich zufrieden.
In der Küche.
Küsschen von und zu.
Mit Orangensaft und Ahornsiruptoast.

Mit seiner Welt im Reinen fährt er
im gediegenen Gefährt zur Arbeit.
Weg von einem Haus mit grünen Fensterläden.
Und einem unbegrenzten Vorgarten.
Der hinter dem Haus sich weitet zu einem Park.

Eine fröhliche Stimme feiert aus dem Radio
den beginnenden Tag.
Guten Morgen New York.
Der Tag in einer aufgeräumten Welt kann beginnen.
Die vergnügte Stimme aus dem Radio gilt ihm.
Und seinesgleichen.
Er teilt nur den mühsamen Weg durch diese Stadt mit allen.

Summend hüpft er vergnügt durch den
Glaspalast seiner Firma.
Verbreitet hüpfend gute Laune.
Sie sehen wieder großartig aus, Anne.
Wie war die Nacht, Rose.

Du sollst zur Chefin.
Es ist wichtig.
Die Heiterkeit ist ungebrochen.
Sichtbar liegt etwas in der Luft.
Da ist etwas bedrohlich düster.
Er hüpft dessen unbewusst zur Chefin.
Sie erwartet ihn mit klar-knapp kommentierter Konsequenz.
Die Werft ist pleite.
Eine Ertragsquelle des ganzen Komplexkomplotts.
Sie war schon lange unrentabel.
Sanierung ebenfalls unrentabel.
Zu teuer die dort Beschäftigten.
Das große Ganze muss gerettet werden.
Ballastfrei.
Mitarbeiter werden von Bord geworfen.
Damit der Rest nicht untergeht.

Er ist dabei.
Fristlos frei nun.

Die Chefin bedauert.
Anne und Rose sind besorgt.
Bin ich auch dabei?
Fassungslos von Ungnade und fehlendem kollegialem Verstehen erfasst,
verabschiedet er sich.
Ihr könnt mich mal.
Zwei Kartons voller Büroprivates landen im gediegenen Gefährt.

Im gediegenen Gefährt plärrt die Stimme immer noch fröhlich
von der möglich vergnügten Welt.
Wahrend ein Untergang beginnt.
Ein Untergang.
Aus einer Villa mit Vorgarten und Hinterpark.
Mit zwei gediegenen Gefährten.
Dramatische Wochen gehen über die Bühne.
Er zweifelt, verzweifelt, bezweifelt.
Sein Gesicht ist beschrieben davon.

Es tut mir so leid, sagt er zu ihr.
Sie fragt, was tut dir leid.
Er antwortet.
Alles.
Sie cremt sich gerade die Beine ein.
Und meint.
Aber es hat doch was Gutes.
Was Gutes?
Ja, nun bist du viel öfter zu Hause.
In seinem Gesicht ist nichts zu lesen.

Seine Not schwillt.
Die Hypothek.
Das College des Sohnes.
Aus einer Villa mit Vorgarten,
mit gediegenem Gefährt in der Garage
ist eine Lösung des Problems nicht möglich.

Die Villa, das gediegenes Gefährt braucht‘s.
Der Sichtbarkeit wegen.
Dem Sohn kann man jobben nicht zumuten.
Harvard lässt sich nicht erjobben.
Der Untergang ist Programm.

Nach langem demütigenden Irrweg ohne Entbehrung findet er einen Job,
Wieviel, fragt sein Freund?
80.000.
Dollar.
Im Jahr?
Im Jahr.
Beide sehen besorgt aus.

Davon kann kein Mensch anständig leben…

Das ist die Story eines Films.
Der bedeutungsvoll kritische Einblick in das
Drama eines von Einfluss und Wohlstands Enterbten.
Der damit nicht zurecht kommt.
Leidet und fast zerbricht.

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