Lächeln in Coronazeiten

Anekdote zum Thema Zuversicht

von  Bluebird

Illustration zum Text
(von Bluebird)
Ich denke, dass wir inzwischen alle begriffen haben, dass wir uns in einer ernsten Krise befinden. Und das wir uns gut überlegen sollten, was wir tun und was wir lassen.
  So stand ich also am letzten Samstag vor einem kleinen Friseurladen und überlegte, ob ich hineingehen sollte oder nicht.  Gewiss, es beinhaltete ein gewisses unnötiges Risiko, andererseits war es möglicherweise  die letzte Chance zur Haarschur angesichts einer drohenden mehrwöchigen Ausgangssperre.
  Ich entschied, das Risiko in Kauf zu nehmen!

Der Friseur, ein gläubiger Muslim, schaute mich kurz überrascht an und bat mich dann einem der beiden Frisierstühle Platz zu nehmen. Während der anschließenden  Schur fand auch ein bisschen Smalltalk statt, wobei ich erfuhr, dass er auf jeden Fall seinen Laden ab kommender Woche schließen würde: „Die Gesundheit geht vor“ oder so ähnlich äußerte er sich. Dabei blickte er mich wie schon zuvor mit ernster und besorgter Miene an.
      Nun muss ich sagen, dass mich der Mann bei meinem ersten Besuch  circa zwei Jahren zuvor tief beeindruckt hatte. Damals war ich in den Laden getreten und hatte im Vorderraum gewartet, als ich aus dem abgedunkelten Nebenraum eine Stimme vernahm: „Moment noch, ich möchte erst noch mein Gebet verrichten!“
    Und dann sah ich ihn auf einem Gebetsteppich  kniend– vermutlich gegen Richtung Mekka – sein Gebet wieder aufnehmend. Ich wartete stehend gefühlte fünf Minuten, bevor er herüberkam und mich begrüßte.
  Damals war ich wirklich tief beeindruckt, dass es ihm wichtiger war seinem Gott Respekt zu zollen als einen zahlenden Kunden König sein zu lassen.

Die Kopfschur war beendet und ich legte ihm seinen Lohn plus einem kleinen Trinkgeld auf den Tresen. Er tat es in die Kasse und sagte dann: „Ja, tschüss!“
    Ich entgegnete auch mit einem : „Ja, tschüss!“ und als er sich gerade abwenden wollte, sagte ich schnell: „Ach, eine Sache noch!“ Er wendete den Blick fragend wieder  in meine Richtung: „Ja?“ Ich setze ein beruhigendes  Lächeln auf und sagte: „Wir sind alle in Gottes Hand!“
    Im Nu erhellte sich seine Miene und er lächelte zurück: „Ja, vielleicht!“ Mich der Deutung jener für einen Muslim doch recht seltsamen Antwort überlassend.

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Frühere bzw. ältere Kommentare zu diesem Text


 Dieter Wal (23.03.20)
"Ich denke, dass wir inzwischen alle begriffen haben, dass wir uns in ein ernster Krise befinden."

Ich so nicht denken. Doch du denken, du schreiben Deutsch?

 Bluebird meinte dazu am 23.03.20:
Ja, danke ... Nachbesserungen sind bei mir durchaus an der "Tagesordnung"

 Artname antwortete darauf am 23.03.20:
Mir gefällt dieser Text so, wie er da steht! Wir alle haben Schwächen und Stärken . Ich kann mir die beschriebene Situation gut vorstellen!

Auch kann ich mir vorstellen, dass sich eine "korrekterer" Figur dieser momentan nicht ganz ungefährlichen Situation gar nicht ausgesetzt hätte ....

.... und mir somit ein kleines Lesevergnügen entgangen wäre.

lg

 Bluebird schrieb daraufhin am 23.03.20:
danke :)

 Artname äußerte darauf am 23.03.20:
Sehr gern....!
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