das alte paris

Gedicht zum Thema Stadt

von  W-M

und wenn der asphalt weich wäre und weiß
oder wenigstens hellblau
würde ich ein himmelbett aus ihm bauen
auf ein auto bettete ich mein haupt
und in einem der prächtigen boulevards
suchte ich mir einen mann
den zweitbesten der vorüber käme
alle bewohner der stadt wären eingeladen zu unserer hochzeit
die grillen zirpten
und ein opernchor sänge arbeiterlieder
am seineufer lägen die liebespaare
wir badeten nackt
und eine gesandtschaft aus der seniorenwohnanlage
summte alte schlager
im ersten saal der städtischen kunstgalerie
stellen sie steinkohlenteer aus
im zweiten abgeschlagenen asphalt
und im dritten saal läuft ein videofilm
über straßenbau um die jahrhundertwende
auf der place vendôme steht ein riesiges himmelbett


Anmerkung von W-M:

.

veröffentlicht im Literaturmagazin   WORTSCHAU Nr. 35, April 2020

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Kommentare zu diesem Text

aliceandthebutterfly (36)
(27.03.20)
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 W-M meinte dazu am 27.03.20:
Danke, ja, auch. Liebe Grüße, werner

 juttavon (27.03.20)
Ein sehr französische Utopie, - märchenhaft schwärmerisch, feminin (ich vestehe "suchte ich mir einen mann" mal konventionell), libertär ("den zweitbesten der vorüber käme" - da gibt es ja noch den "erstbesten"...), revolutionär ("und ein opernchor sänge arbeiterlieder / am seineufer lägen die liebespaare / wir badeten nackt")...

Und die harte Asphalt-Realität bleibt noch sehr spürbar als Folie dieses Traums, halt in der Galerie verstaut. Da klingen ökologische Themen an, die als Kunst verarbeitet werden. Das gehört zu dieser Utopie dazu.
Der "himmelbett"-Traum siegt abschließend.

Paris war immer wieder Zentrum der künstlerischen Avantgarde. Das nimmst Du gekonnt als Hintergrundmotiv auf und führst es weiter in Deinem poetischen Bild vom "alten paris".

Fein.
HG Jutta

 W-M antwortete darauf am 27.03.20:
ich habe es dir schon oft gesagt, ich muss es jedes mal wiederholen: ich bin von die socken bei deinen kommentaren, echt! schon alleim deshalb macht es, neben dem eigentlichen schreiben von gedichten, sauspaß, sie hier einzustellen, in der hoffnung, du sagst etwas dazu ... danke, danke für deine analysen, deren aussagen und interpretatinen mir beim schreiben gar nicht so bewusst sind, aber, du hast wie immer recht, wenn ich deine kommentare lese ... du triffst alles auf den punkt. herzlichst, werner
Aha (53)
(27.03.20)
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 W-M schrieb daraufhin am 27.03.20:
Danke, das hast du sehr schön und treffend gesagt, muchas gracias!
wa Bash (47)
(27.03.20)
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 W-M äußerte darauf am 27.03.20:
danke sehr

 AvaLiam (27.03.20)
Ich habe in den letzten Tagen viele unschöne Bilder gesehen, die mir schwer auf der Seele und dem Herzen liegen.

Um so mehr genoss ich diese kleine "Stadtführung" und badete mich im Wohlfühlgefühl und Träumen.

Danke dafür.

Bleib gesund - liebe Grüße, Ava.

 W-M ergänzte dazu am 27.03.20:
Vielen Dank! ja, alles ok, bleib auch gesund, liebe grüße, werner

 Bergmann (27.03.20)
Ein schönes Gedicht.
Mir gefällt vor allem der Schluss mit dem Museum und der letzte Vers.

 W-M meinte dazu am 28.03.20:
Danke sehr! es lag bereits eine weile in meinem fundus, eines von mehreren parisgedichten, paris hat für mich auch immer etwas imaginäres.
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