Hygienik

Groteske zum Thema Denken und Fühlen

von  RainerMScholz

Das Weiße ist gut, das Reine, das unbenutzte Saubere, nicht das braune, das bereits gebrauchte. Die Streifen und der Abfall, der Rest, das Übrige, das, welches hinten herauskommt. Dieses ist nicht das Gute. Das gehört sich nicht und ist nicht das Unsere. Das ist Dreck, Abfall, Unrat, der Dreck der Welt und gehört uns nicht an – wir haben ja auch schon so viel davon -, ist nicht von unserer Welt, kann ab durch die Röhre, ab ins Rohr, kann zu den Ratten in den Kanal, unter die Erde, wo es hingehört. Wir wollen das Braune nicht. Das Dunkle. Wir wollen das Reine und Weiße.
Wenn du mir das wegzunehmen versuchst, dann bringe ich dich um!
Es ist alles meins.
Die helle, lichte Reinheit, die meine Gedärme und deren Furchtbarkeit negiert.
Ich bin kein Neger. Und ich will kein Neger sein. Ich möchte ein weißer Engel sein. Ich habe Anspruch darauf. Mein Leben habe ich diesem Ziel gewidmet. Ich bin nicht schwarz im Innern. Und auch nicht außen. Aus mir scheint die Sonne. Ich bin der weiße Engel des Herrn. Ich bin der Weiße. Alles, was von mir und aus mir kommt ist rein und klar und weiß. Meine Familie ist weiß, meine Freunde, meine Kollegen und Bekannten und meine Nachbarn, mein Land und mein Volk.

Ich bin die fahle Kackbratze und ihr müsst mir und meinem Einkaufswagengefolge Platz machen. Die braune Spur ist für Minderprivilegierte, für Andersartige, für die Unreinen, die Schwarzen und Dunklen. Ich bin der weiße Riese mit dem weißen Papier.
Du nicht.
Ich möchte es gerne abrollen können, daheim in meinem Kämmerlein. Wenn ich fertig bin. Das Weiße. Mit mir allein.


© Rainer M. Scholz

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (03.04.20)
Sehr gruselig.
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