Verschleiß

Sonett zum Thema Entfremdung

von  FrankReich

Version I

Der stete Tag lässt dicht am Morgen einen sanften Hauch von Ehrlichkeit verspüren, in allerhöchster Menschlichkeit schleicht Atem sich durch schweren Raum in das Gebet; die Spuren schweißen ihre Naht zusammen, bis im Geist die Endlichkeit versteht, dass allen Worten Meere in den leeren Weiten der Verständigung gebühren. Ein Wetterleuchten scheucht aus den Gedankenspielen die verdächtigsten Allüren, schon gegen Mittag kommt ein Wind auf, der die Waage der Beirrung still entlädt, der Zorn genügt der Vorschrift, in den Zonen der Verschwendung hält er strikt Diät, das Bindeglied zur Ewigkeit versucht das Sein zum übernächsten Sinn zu führen.
Doch Ausgeburten treiben Sorgen ins Brimborium der Werte, aufgebläht, beflügelt durch die Schattengrenzen, um die alten Wunden wieder anzurühren, am Himmel brennt der Wille einer Welt, die unerkannt aus ihrem Takt gerät, zudem verbietet auch der Hang zur Sicherheit die Öffnung neu entdeckter Türen und das Verständnis gilt den einst geerbten Schwielen nun sowie Geschwüren. Noch prägt die Zeit zwar Inseln ins Gefühl, nur ist es spät geworden, viel zu spät.



Version II

Der stete Tag lässt dicht am Morgen einen sanften Hauch von Ehrlichkeit verspüren,
in allerhöchster Menschlichkeit pirscht Atem sich durch schweren Raum in das Gebet;
die Spuren schweißen ihre Naht zusammen, bis im Geist die Endlichkeit versteht,
dass allen Worten Meere in den leeren Weiten der Verständigung gebühren.

Ein Wetterleuchten scheucht aus den Gedankenspielen die verdächtigsten Allüren,
schon gegen Mittag kommt ein Wind auf, der die Waage der Beirrung still entlädt,
der Zorn genügt der Vorschrift, in den Zonen der Verschwendung hält er strikt Diät,
das Bindeglied zur Ewigkeit versucht das Sein zum übernächsten Sinn zu führen.

Doch Ausgeburten treiben Sorgen ins Brimborium der Werte, aufgebläht,
beflügelt durch die Schattengrenzen, um die alten Wunden wieder anzurühren,
am Himmel brennt der Wille einer Welt, die unerkannt aus ihrem Takt gerät.

Zudem verbietet auch der Hang zur Sicherheit die Öffnung neu entdeckter Türen
und das Verständnis gilt den einst geerbten Schwielen nun sowie Geschwüren.
Noch prägt die Zeit zwar Inseln ins Gefühl, nur ist es spät geworden, viel zu spät.

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Kommentare zu diesem Text

Stelzie (55)
(06.04.20)
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 FrankReich meinte dazu am 06.04.20:
Danke auch für Deine Empfehlung, Kerstin, besonders aber für Deine Interpretation, die vollkommen korrekt ist, mir geht es dabei um den philosophischen Gehalt eines Menschenlebens, der durch den Eintagsfliegenrahmen und der normierten Massenproduktion von Sonetten einen eher armseligen Eindruck erwecken dürfte. Ich könnte darüber jetzt noch stundenlang salbadern, mache es aber kurz: Aus diesem Grund ziehe auch ich die erste Version vor, die zweite dient eigentlich nur zur Verdeutlichung, dass die Grundlage eines Sonetts auf vierzehn Versen fußt, die allerdings als gereimte oder rhythmische Einheiten unabhängig vom Zeilenschema sein können.

Ciao, Frank
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