Bowang

Kurzprosa

von  BeBa

Im Reisebüro empfiehlt man mir am Ende diese Insel in Südostasien.
Zuerst löchert mich der Angestellte mit Fragen, die ich nicht beantworten kann. Was meine Wünsche sind, meine Präferenzen und Abneigungen. Was glaubt dieser Hornochse denn, warum ich hier sitze und seinen Rat will? Irgendwann leuchtet auch ihm das ein. Er taucht ab, verschwindet für fast immer hinter seinem 26Zoll- Monitor und nur sein emsiges Tippen auf der Tastatur verrät mir, dass er noch da ist und ich hoffen darf. Und dann ist er wieder da.
„Bowang! Na, wie klingt das in Ihren Ohren?“ Will er das wirklich wissen?
„Wo?“, frage ich.
„Südostasien! Weiße Strände, Sonne, Palmen … Das Paradies, sage ich Ihnen. Na?“
„Waren Sie schon mal da?“, wundere ich mich.
„Wieso?“, fragt er und schaut einen Augenblick sprachlos. Diesen einen Augenblick aber nur.
„Schauen Sie!“ Und er dreht das Monstrum von Monitor zu mir. Und ich sehe … nichts.
„Dunkel“, meine ich.
„Wie bitte?“
„Der Bildschirm ist dunkel. Schwarz, black …“
„Das gibt es doch nicht!“, und er dreht den Monitor zurück. „Tatsächlich. Was ist das denn?“
„Das Monitorkabel“, erkläre ich.
„Das was?“
„Das Monitorkabel. Es ist raus. Wohl nicht richtig befestigt.“
„Ich verstehe nicht“, meint er.
Ein weit verbreitetes Phänomen: Bildschirm schwarz, alles schwarz! Kommt heutzutage immer öfter vor.
„Schauen Sie“, meine ich, nehme das Kabel, stecke den Stecker in die Buchse am Monitor und die Welt ist in Ordnung.
„Da ist es ja wieder!“ Für ihn ist das ein Wunder. Und schon macht er Anstalten, den Bildschirm erneut zu mir zu drehen.
„Moment noch!“, bremse ich ihn. „Wenn Sie den Stecker jetzt noch mit den dafür vorgesehenen Schräubchen festschrauben, hält das Ganze auch.“
„Was Sie alles wissen!“, meint er, und ich spüre, dass er zumindest ernsthaft erleichtert, vielleicht sogar so etwas wie dankbar ist. Dann ist er sofort wieder in seinem Element.
„Na, jetzt schauen Sie aber mal: Bowang! Und das Ganze für, warten Sie mal …“ Und er holt einen … Taschenrechner aus der Schublade.
Dreißig Minuten später, Batteriewechsel im Taschenrechner inclusive, habe ich diese zwei Wochen Bowang in der Tasche.
Und doch bleibt ein mulmiges Gefühl: Zwölf Stunden in der Luft! Und mit Flugzeugcockpits kenne ich mich so gar nicht aus.

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Kommentare zu diesem Text


 AvaLiam (13.04.20)
wichtig ist doch,
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dass der Personalrabatt stimmt
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und dass der nicht versteuert wird...
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Guten Flug.
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Sollte alles gut gehen, könntest du demnächst ggf. mal in den Bundestag einfliegen.
Ich bin mir sicher, die richtige Richtung findest du schneller als in 30 Minuten.

herzliche Grüße - Ava

 BeBa meinte dazu am 13.04.20:
:)

Danke dir, Ava.

LG
BeBa

 EkkehartMittelberg (14.04.20)
Mach dir keine unnötigen Sorgen, Beba. Die schönsten Kulissen sieht man bei Notlandungen in der Wüste, Denk an Max Frisch "Homo faber"!
Liebe Grüße
Ekki

 BeBa antwortete darauf am 14.04.20:
Stimmt auch wieder ...

Danke, Ekki.

 FrankReich (14.04.20)
Wieso mulmiges Gefühl? Sag bloß, dass der Hornochse auch noch das Flugzeug steuert.

Ciao, Frank

 BeBa schrieb daraufhin am 14.04.20:
Das wollen wir mal nicht hoffen, Frank.

LG
BeBa
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