Ich als Liebhaber

Tragikomödie zum Thema Frauen/ Männer

von  Graeculus

Frauen sind etwas Faszinierendes. Mein Leben kreist geradezu um sie. Zugegeben, heute bin ich jenseits von Gut und Böse, aber früher ... Ich sollte daher, leider, eher sagen: Sie waren der Fokus meines Lebens. So schön, so vielgestaltig, so interessant. Nicht daß ich immer erfolgreich gewesen wäre mit meinem Werben. Damit stand es, wenn ich ganz ehrlich bin, wohl eher so, wie es der alte chinesische Fluch meint: „Mögest du in interessanten Zeiten leben!“

Woran ich so oft gescheitert bin und warum die Faszination meist einseitig geblieben ist, das weiß ich bis heute nicht. Frauen sind halt auch rätselhafte Geschöpfe. An mangelnder Bemühung meinerseits hat es gewiß nicht gelegen: Mit Worten der Zuneigung und Bewunderung habe ich sie förmlich überschüttet – etwa: „Lassen Sie mich Ihnen ein Kompliment machen: Sie waren bestimmt mal eine sehr attraktive Frau!“ Oder: „Toll sehen Sie aus! Gar nicht mehr so dick wie früher. Und der Pickel auf der Stirn ist auch wie weggeblasen.“ Oder: „Sie machen einen phantastischen Eindruck! Waren Sie lange krank?“

In einem Fall, an den ich mich noch sehr intensiv erinnere, hatte ich mich geradezu in einen Rausch geredet, und sie, die Königin meines Herzens, sagte plötzlich: „45.“
„Wie, 45?“, fragte ich verblüfft.
„Vor 45 Minuten bin ich das letztemal zu Wort gekommen.“
Dabei hatte ich doch so schön gesprochen! Auch wenn ich mir das meiste bei den klassischen Dichtern der Liebeslyrik ausgeliehen hatte.

Letztlich habe ich nie verstanden, warum meine Beziehungen so häufig nichtmal bis ins Beziehungsstadium gelangt sind. Sphinxhafte Wesen eben. Aber faszinierend. Manchmal denke ich, ich war einfach zu gut zu ihnen. Dennoch lasse ich bis heute nichts auf sie kommen. Ich liebe Frauen, obwohl sie mich zu meinem tiefen Bedauern nicht zu würdigen wissen.

Hinweis: Der Verfasser wünscht generell keine Kommentare von Verlo.

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Kommentare zu diesem Text


 AchterZwerg (17.04.20)
Die Jugend ist halt die Zeit der Unerfahrenheit. Natürlich besonders bei Frauen.
Mein Eindruck: Die hatten dich einfach nicht verdient und tun es auch heute noch nicht!

Mitfühlende Grüße
der8.Schneewittchenmonogame

 Graeculus meinte dazu am 17.04.20:
Nix da mit "Wer immer streben sich bemüht ...". Die Welt ist ungerecht.

 ViktorVanHynthersin (17.04.20)
**taschentuchreich**
Du armer Tropf. Ich kann Dich gut verstehen. Und 45 min. sind zum Warmreden viel zu kurz!
**drückerle**
Gaaanz Herzlichst
Viktor

P.S. Darf ich mir die Komplimente ausleihen? Ich bringe sie auch gewaschen zurück!

 Graeculus antwortete darauf am 17.04.20:
Falls Du gesonnen bist, meine betrüblichen Erfahrungen zu ignorieren, darfst Du die Komplimente gerne benutzen. Aber wahre den Sicherheitsabstand!

 TassoTuwas (17.04.20)
Ich meine, es ist ganz gut, dass man nicht weiß woran man gescheitert ist.
Späte Erkenntnisse tragen Depressionen im Gepäck
TT

 Graeculus schrieb daraufhin am 17.04.20:
Im Alter, wenn man die Dinge nicht mehr so ernst nimmt, kommt man leichter darüber hinweg Zudem denkt man: Gott, war ich bescheuert!

 Regina (17.04.20)
Casanova war ja gar nichts gegen dich. Ciao, caro. Gina

 Graeculus äußerte darauf am 17.04.20:
Ha! Der war ja erfolgreich! Doch wie hat er's geschafft? Ich müßte mal seine Memoiren lesen ... oder hätte sich früher lesen sollen.

 Dieter Wal ergänzte dazu am 29.04.20:
"Ich müßte mal seine Memoiren lesen" Unbedingt. Nur bitte nicht mit dem Ziel, ein Casanova zu werden. Die französische Originalausgabe soll immer wieder auf Versteigerungen angeboten werden und vergleichsweise günstig sein, falls Du sie im Original lesen magst. Sie sind eine nahezu unerschöpfliche Fundgrube für Details seiner Zeit und darüber hinaus auch noch von philosophischen Aphorismen gespickt. Die meisten eigene. Darüber hinaus sind sie spannend zu lesen und nicht ganz selten nicht unerotisch. Der letzte Band lässt deutlich nach. Naja.

Antwort geändert am 29.04.2020 um 06:22 Uhr

 Graeculus meinte dazu am 29.04.20:
Ich und Französisch, das ist keine Liebesbeziehung. Aber die deutsche Übersetzung habe ich.

 LottaManguetti (17.04.20)
Im Gegensatz zur landläufigen Meinung, Frauen würden Komplimente lieben, kann ich dir versichern, sie tun es nicht!

😂🤣😂

 Graeculus meinte dazu am 17.04.20:
Bist Du Dir da sicher - ich meine, generell und so?
Übrigens, in Erinnerung an Artern: Du sahst phantastisch aus. Ich fiebere Jüterbo entgegen.

 LottaManguetti meinte dazu am 17.04.20:
Du müsstest mich jetzt mal sehen! Komme grad vom Mauern und Rasenmähen! 😂😂😂

 Graeculus meinte dazu am 17.04.20:
Großartig! Ich liebe tatkräftige Frauen.
Sin (55)
(17.04.20)
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Sätzer (77) meinte dazu am 17.04.20:
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 Graeculus meinte dazu am 17.04.20:
Bin ich denn der einzige Frauenversteher, der Frauen nicht versteht?

 Dieter_Rotmund (17.04.20)
Herrlich!

 Graeculus meinte dazu am 17.04.20:
Männlich!

 EkkehartMittelberg (17.04.20)
hallo Graeculus, du würdest es ja nie verraten, aber ich vermute, dass einige Frauen wissen wollten, welcher Kerl sich hinter deiner Selbstironie versteckt.

 Graeculus meinte dazu am 17.04.20:
Das wird wohl so sein, lieber Ekkehart. Leider hält solche Neugier nicht lange an, nachdem sie gestillt ist. Und Ironie schon am Frühstückstisch ist auch nicht jeder Frau Sache.
Al-Badri_Sigrun (61)
(17.04.20)
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 Graeculus meinte dazu am 17.04.20:
Ein kluger Mann. Und nicht verheiratet. "Nur" eine Geliebte hatte er. Da kann man sich im Falle von Komplikationen leichter zurückziehen.

 Augustus (17.04.20)
Liest sich eher nach einem Selbstgespräch. Bei der männlichen Person ist die Frau ein Ventil für den eigenen sprachlichen Ausguss, der sich sonst nicht Luft verschaffte. Kurz: Wer sonst unter anderen Umständen nie redet, aber gerne redet, nutzt eine unter wiederum anderen Umständen solche Gelegenheit wahr zu reden.
Es ist aber letzlich eine Flucht von sich selbst. Ja eine Unsicherheit des Redners selbst. Denn was bleibt über die Person letzlich übrig zu erfahren, wenn man alle Gedichte und zitierten Stellen aus den Büchern wegradiert? Nichts.
Daher ist die absurde lange Rede von der Person nicht die Ursache, die die Frau verscheuchen lässt, sondern Ursache ist die Unteilbarkeit der Person, die sich dem ureigenem Interesse der Frau hartnäckig verweigert.

Ave

P.S. Obwohl die große gemeinsame Gruppe der Leser nur den humorvollen Teil zu sehen fähig ist, erschließt sich dem aufmerksamen Leser auch die andere Seite der Münze, wenn er sie einmal umdreht.

 Graeculus meinte dazu am 17.04.20:
So kann man es sehen. Und sicherlich ist mein Text nicht nur lustig gemeint. Allerdings ist er auch nicht sehr autobiographisch. Man kann das als Autor ein bißchen, gleichsam spielerisch, mischen.

 Dieter Wal (29.04.20)
Gut gemacht und humorvoll.

 Graeculus meinte dazu am 29.04.20:
Ich als Liebhaber, das ist schon ein Drama. Rückblickend.

 Dieter Wal meinte dazu am 29.04.20:
Dafür können wir schneller lesen und schreiben als andere Menschen.

 Graeculus meinte dazu am 30.04.20:
Ah, mit Büchern gibt es keinerlei Probleme!

 Dieter Wal meinte dazu am 02.05.20:
Selbst Bücher in Bibliotheken sind monogam. Schenken sie ihr Herz erst einem Leser, stehen sie sein Leben lang ihm bei.

 Graeculus meinte dazu am 02.05.20:
Was die Liebe zu Büchern angeht, so sind wir uns zweifellos einig. Nicht in allem, aber darin schon.
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