Erinnern Sie sich an James Dean?

Ode zum Thema Widerstand

von  EkkehartMittelberg

Du warst das Idol unserer Jugend,
aggressiv, zärtlich, sensibel.
Im Mief der Adenauer-Ära
die Verkörperung glaubwürdigen Protests.

Den Kopf zwischen die Schultern gezogen,
die Hände in den Taschen und blitzschnell
draußen, wenn Gefahr drohte. Immer in Bewegung
sprachst du mit dem ganzen Körper.

Du spieltest nur in drei Filmen,
wirktest wie jenseits von Eden,
aber wusstest immer, was du tatest,
nicht groß gewachsen, doch ein Gigant der Filmgeschichte.

Junge Mädchen und reife Frauen
schmolzen dahin,
wenn der abwehrbereite Tiger in dir
für Momente verletztlich und scheu lächelte.

Wir Jungen strafften die Schultern,
ältere Männer dachten an Knabenmorgenblütenträume,
wenn du wie der leibhaftige Widerspruch
auf Abgründe zufuhrst.

Du brauchtest weder Masken noch Kriegsbemalung,
dein Genie bleibt unvergessen.
Du spieltest unverstellt den Jugendprotest,
denn du spieltest nur dich selbst.

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Kommentare zu diesem Text


 Graeculus (04.05.20)
Ja, einer der Filmschauspieler, der im Grunde immer sich selbst spielte. Wie Jack Nicholson.
Beeindruckt er Dich heute noch ebenso wie damals?
Von einem seiner drei Filme kann ich das für mich sagen: "Jeinseits von Eden". Der Konflikt zwischen Kain und Abel hat natürlich etwas Zeitloses, und der dem Film zugrundeliegende Roman von John Steinbeck ist großartig.
Zeitlos ist wohl auch das Motto: "Live fast, die early."

Gerne gelesen und gerne erinnert ...

 TassoTuwas (04.05.20)
Aber sicher Ekki,
meine Cousine wir hin und weg vom Jimmy!
Drei Filme nur und die Titel schön in Strophe drei zu finden!
Herzliche Grüße
TT

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 04.05.20:
Merci Graeculus,
ich habe gestern "Jenseits von Eden" auf einer dvd gesehen und war gespannt darauf, ob ich James Dean als Teenager verklärt habe. Damals beeindruckte mich der Film vor allem inhaltlich, weil mir das Selbstbewusstsein von Cal gegenüber seinem puritanischen Vater und seiner emanzipiertenMutter imponierte.
Erst jetzt war ich in der lage, die großartige schauspielerische Leistung des jugen Mannes zu würdigen. Was mir daran so gut gefällt, ist in die Ode eingeflossen.
Wenn John Steinbeck die Verfilmung aus dem Himmel gesehen hat, braucht er sich James Deans nicht zu schämen.

 EkkehartMittelberg antwortete darauf am 04.05.20:
Hallo Tasso,
hast du auch ein wenig für deine Cousine geschwärmt? Dann könnte es vielleicht sein, dass auch etwas davon für James Dean abgefallen ist. :)
Merci auch dafür, dass du die Anspielungen auf die Filmtitel entdeckt hast.
Herzliche Grüße
Ekki

 TassoTuwas schrieb daraufhin am 04.05.20:
John Steinbeck steht auf meiner Liste der Romanciers ganz oben!
Habe sie verschlungen, die Früchte des Zorns und mich an Ölsardinen und Mäusen begeistert

 EkkehartMittelberg äußerte darauf am 04.05.20:
ja, mein Freund, das ging vielenin unserer Generation so. Er war neben Hemingway bei Jugendlichen der 50er und 60er Jahre der populärste amerikanische Schriftsteller.

 AchterZwerg (04.05.20)
Ja,
ich erinnere mich gut: Während meiner Grundschulzeit sammelten die Mädchen Schauspielerpostkarten; James Dean war ein äußerst beliebtes Tauschobjekt. *hüstel
Nur die aufmüpfige Picola verweigerte sich dem Trend und sammelte weiterhin wünderschöne Lackbilder mit Märchenmotiven.

*Nochheutestolzmalguck
der8.

Kommentar geändert am 04.05.2020 um 07:42 Uhr

 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 04.05.20:
Okay, Picola, du hast auf deine Weise Widerstand geleistet. Der Jugendprotest gegen das Establishment, dem James Dean ein Gesicht gab, war unpolitisch ("denn sie wissen nicht, sas sie tun.").
Um so erstaunlicher ist für mich die schauspielerische Leistung, mit der er dieses Unbehagen ausdrückte.
Nachdenkliche Grüße
Ekki

 ViktorVanHynthersin (04.05.20)
Eine "Ode zum Thema Widerstand" finde ich interessant. Nur in seinen Filmen gab er den Widerständler und wurde damit einem breiten Publikum bekannt. Privat war er eher bürgerlich, wenn man vom Rennwagen absieht.
Herzlichst
Viktor

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 04.05.20:
Richtig,Viktor, im Privatleben war Dean zwar unbequem und gelegentlich renitent, aber nicht mit System. Er versuchte aber mit viel Ehrgeiz seine schauspielerischen Fähigkeiten zu schulen. Merci.
Herzliche Grüße
Ekki

 AZU20 (04.05.20)
Es freut mich sehr, dass Du mit diesen Zeilen an ein Idol meiner Jugendjahre erinnerst. Wir haben alle für ihn geschwärmt. LG

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 04.05.20:
Danke Armin, mir ist auch in Erinnerung, dass die allgemeine Begeisterung für James Dean von allen meinen Klassenkameraden geteilt wurde. Die waren in der Regel nicht konformistisch. Ich kann mir die übereinstimmkende Schwärmerei nur so erklären, dass es in den 50er und 60er Jahren nur wenig Ventile gab, um junge Menschen von dem Druck durch Autoritäten zu entlasten. Endlich hatte man in James Dean einen gefunden, der dagegen rebellierte.
LG
Ekki
Sätzer (77)
(04.05.20)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 04.05.20:
Merci. So war es. Es ist für mich erstaunlich, dass sich damals auch erwachsene der wohlwollenden Beurteilpung von Dean anschlossen, zum Beispiel meine sehr konservativen Eltern. Vielleicht ließen diese sich durch die Intensität beiendrucken, mit der Cal in "Jenseits von Eden" um die Liebe seines Vaters kämpft.
LG
Ekki
Sätzer (77) meinte dazu am 04.05.20:
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 Dieter_Rotmund (04.05.20)
Da bin ich zu jung für. Aber interessant wäre es schon gewesen zu beobachten, ob er sich schauspielerisch weiterentwickelt hätte oder nicht. So wie Leonardo di Caprio bis heute eigentlich nur zornige junge Männer gut spielen kann, sonst nichts.
Ich persönlich finde East of Eden (1955) etwas arg sperrig, aber Giant (1956) hat mir gut gefallen.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 04.05.20:
Danke. Wir spekulieren jetzt natürlich. Dean hat sich seit früher Jugend um eine schauspielerische Ausbildung bemüht. Insofern war er wahrscheinlich auf eine Erweiterung seines Repertoires bedacht.
Was meinst du mit "etwas arg sperrig" in Bezug auf East of Eden?

 Didi.Costaire (04.05.20)
Knabenmorgenblütenträume, holla!

Ich habe James Dean ja lebend gar nicht mehr mitbekommen, aber es ist wirklich beachtlich, was der Kerl in nur fünf Jahren als Schauspieler bewirkt hat.

Schöne Grüße, Dirk

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 04.05.20:
Gracias, Didi, das stimmt, seine Entwicklung als Schauspieler war sehr schnell. Rock Hudson soll den Newcomer in "Giants" auch persönlich als Konkurrenz empfunden haben.
SchöneGrüße
Ekki
Al-Badri_Sigrun (61)
(04.05.20)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 04.05.20:
Grazie, Sigi, du hast meine ode um sehr wichtige Fakten ergänzt.
Liebe Grüße
Ekki
wa Bash (47)
(05.05.20)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 06.05.20:
Merci, wa Bash, das ist eine schöne Anregung, der ich gerne folge.

 harzgebirgler (27.10.20)
Wen die Götter lieben, den lassen sie jung sterben. (Quem dei diligunt, adulescens moritur.) --

ein götterliebling war er wohl sogar
und auch in dieser hinsicht echt ein star -
ein stern der fortstrahlt jugendlich und schön
wogegen viele sternchen untergeh'n...

lg
henning

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 28.10.20:
Grazie, Henning, dieses Zitat passt wunderbar auf James Dean.
Herzliche Grüße
Ekki

 harzgebirgler (12.12.21, 12:51)
horst buchholz hatte was von ihm
mit seinem jungenungestüm.

lg zum 3. advent 2021
henning

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 12.12.21 um 20:12:
Merci, Henning, schön, dass wir diese wirklichen Stars noch kennengelernt haben.
LG
Ekki
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