Wie es euch gefällt

Fabel zum Thema Macht

von  EkkehartMittelberg

„Ich bin die Eleganteste“, sprach die Ode, „mich haben die größten Meister der Metrik erschaffen.“
„ Ich bin die Klügste“, erwiderte das Sonett. „Wie viel Weisheit spricht aus meinen Terzetten.“
„Ich jedoch bin die Beliebteste“, lächelte die Volksliedstrophe; "denn an mir verzagte noch kein Dichter.“
„Ihr habt die Rechnung ohne mich gemacht“,  schmunzelte der Leser. Mein Geschmack ist wandelbar. Ohne mein Urteil seid ihr nichts.“

Januar 2010

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Kommentare zu diesem Text


 TrekanBelluvitsh (12.05.20)
Kulturtheoretisch braucht jedes Kunstwerk drei Ebenen: 1.) Den Künstler, der es herstellt. 2.) Das Kunstwerk selbst, damit es wirken kann. 3.) Das Publikum, zum betrachten, lesen, hören des Kunstwerks.

Das macht sogar Sinn: Womöglich liegt in irgendeiner Schublade, schlummert auf irgendeiner Festplatte ein großer Roman zu den Themen dieser Zeit. Und wenn er da bleibt, werden wir nie davon erfahren.

Denn was die kulturtheoretische Betrachtung so wundervoll unterschlägt: Es braucht ein Verbreitungsmedium mit Reichweite, damit ein Kunstwerk wirken kann.

P.S.: Ode, Sonett und Volkslied sollen sich mal nicht so anstellen wie die Blagen.
;-)

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 12.05.20:
Hallo Trekan, dies ist eine kleine lustige Fabel. Einem kulturtheoretischen Diskurs ist sie nicht gewachsen. :)

 monalisa (12.05.20)
Hallo Ekki, das beliebte Wettstreitmotiv, diesmal im Milieu der Dichtkunst angesiedelt, stellt die erlauchten Damen Ode, Sonett und Volksliedstrophe einander gegenüber, die jeweils selbstbewusst ihre Vorzüge preisen. Ein wenig bizarr mutet an , dass sie quasi Äpfel mit Birnen, Eleganz mit Weisheit und Beliebtheit vergleichen. Wie im richtigen Leben, wo permanent die Ebenen durcheinander gebracht werden, besonders in Streitgesprächen!
Stellt sich abschließend die Frage, ist es wirklich der Leser, die Leserin, die den Wert bestimmen und nach welchen Kriterien? Sind es persönliche Interessen, Vorlieben, Neigungen, Bildungsgrad und Kenntnisse ...? Welche Rolle spielen Zeitgeist und Modeströmungen?
Wie gut, dass wir die Wahl haben, ganz “wie es uns gefällt!”

Liebe Grüße
mona

 EkkehartMittelberg antwortete darauf am 12.05.20:
Merci für deine differenzierte Betrachtung, Mona. Ich denke, die von dir erwähnten Kriterien werden alle angewendet. Aber egal mit welchem Recht im Einzelfall, am Ende ist es immer der Leser, der die Bewertung bestimmt, mehr oder weniger willkürlich.
Liebe Grüße
Ekki

 TassoTuwas (12.05.20)
Hallo Ekki,
Eine Mehrheitsmeinung, erlaubt ist was gefällt!
Und das ohne Rücksicht darauf, ob sich die Kenner die Haare rufen oder nicht
Herzliche Grüße
TT

 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 12.05.20:
Gracias, du triffst den Nagel auf den Kopf, mein Freund.. Je demokratischer unsere Gesellschaft wird, desto weniger schert sie sich um die Meinung der Kenner.
Herzliche Grüße
Ekki

 AchterZwerg äußerte darauf am 13.05.20:
Und ihr findet das gut?

 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 14.05.20:
Woraus glaubst du entnehmen zu können, dass ich oder Tasso das gut finden?

 ViktorVanHynthersin (12.05.20)
Lieber Ekki,
die Eitelkeiten der (Gedichts-) Formen, gleicht den Eitelkeiten der Dichter. Und außerdem hat der Leser immer Recht.
Herzlichst
Viktor

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 12.05.20:
Da hast du recht, Viktor. Wo es um Qualitätgeht, geht es immer auch um Eitelkeiten und nicht zu vergessen Selbstgefälligkeit.
Herzlichst
Ekki
Al-Badri_Sigrun (61)
(12.05.20)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 12.05.20:
Vielen Dank, Sigi, weil in der Regel der Geschmack entscheidet, sollte man sich als Künstler nicht grämen, wenn dieser Feinheiten übersieht. Einige wenige erkennen sie undauf deren Urteil sollte man bauen.
Herzliche Grüße
Ekki
Sin (55)
(12.05.20)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 12.05.20:
Da bin ich ganz bei dir,Sin. Schließlich darf der Autor auch einen Geschmack haben und wenn uns die Leser zu dumm kommen, machen wir eine gepfefferte Publikumsbeschimpfung. Die Demokratie gilt schließlich für alle.
Herzlich
Ekki

 Moja (12.05.20)
Wenn drei Grazien ihre Vorzüge betonen, bringt das im Zusammenspiel Schönheit hervor.

Mit Gefallen gelesen, lieber Ekki!

Lieben Gruß,
Moja

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 12.05.20:
Merci, Moja, das ist ein origineller neuer Gesichtspunkt.
Liebe Grüße
Ekki

 Regina (12.05.20)
Lesergeschmack ist ordinär, Volkslied altmodisch, Sonett verstiegen und Ode zu gefühlsduselig. Oder? LG Gina

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 12.05.20:
Ha,ha,ha, Gina, wer wirklich kritisch ist, bewahrt Distanz zu allem. Spassibo!

 Graeculus (12.05.20)
Gedichtformen als Personen einer Fabel auftreten zu lassen, das ist nun wirklich originell.
"Der Leser" ist wohltuend (!) altmodisch in einer Zeit, in der man eins auf die Finger bekommt, wenn man nicht "die Bürgerinnen und Bürger" resp. "die Leserinnen und Leser" sagt.
Du weißt ja, die Römerinnen und Römer haben die Christinnen und Christen den Löwinnen und Löwen zum Fraß vorgeworfen.

 AZU20 (12.05.20)
Ich urteile: Gelungen. LG

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 12.05.20:
Merci, Graeculus, du bist bisher der Einzge, der bemerkt hat, dass das mit den personifizierten Gedichtformen nicht selbstverständlich ist.
Du hast recht, die Arbeiterinnen in unserer Gesellschaft werden von der weiblichen Anrede auch nicht satt.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 12.05.20:
danke, Armin. Du bist und bleibst einer meiner treuen Leser.
LG
Ekki

 AvaLiam (12.05.20)
...und wenn sie nicht gelesen sind, verstauben sie noch heute...

Bedeutend ist alles nur unter Betrachtung.
Ohne ist alles nichts und nichts kann ohne alles sein.


Diesen Blickwinkel möchte ich noch ergänzen.
Die männliche Position und die der 3 Damen habe ich vernommen.

Ich schätze mich glücklich, lieber Ekki. in deiner Gunst zu stehen - Ava

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.05.20:
Hallo Andrea,
der Leser ist entscheidend. Das verstehen alle. Aber Dichter braucchen Leser, die bereit sind, sich auf ihre Persönlichkeiten einzulassen. Deshalb müssen sie ihnen nicht nach dem Munde reden. Aber nur wer deinen persönlichen Stil verstehen will, entdeckt dessen Feinheiten und verbesserungswürdige Schwächen. Er urteilt gerecht. Auch ich freue mich immer wieder, dir vertrauen zu dürfen.
Liebe Grüße
Ekki
Sätzer (77)
(13.05.20)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.05.20:
Merci, Uwe, solange er fair ausgetragen wird, stellen wir uns gerne.
LG
Ekki

 AchterZwerg (13.05.20)
Diese Meinung, lieber Ekki,
teile ich keineswegs. Halte sie sogar für falsch.
Kein guter Maler malt für seinen Galeristen, kein Dichter schreibt für ein Publikum etc.

Zu allen Zeiten sind die Besten (!) ihrer Zunft verlacht worden und gelangten erst im Nachhinein zu Ruhm und Ehre.

Ein Künstler sollte in erster Linie Visionär sein, kein Possenreißer.

Gruß
der8.
kleinschreibe (57) meinte dazu am 13.05.20:
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.05.20:
@Picola: die Fabel mag zwar nicht kunstmoralisch sein, liebe Picola. Aber sie stimmt dennoch. Das Publikum mit seinem "wandelbaren Geschmack" hat die Besten verlacht und ihnen später zu Ruhm und Ehre verholfen. Kein Buchstabe der Fabel spricht dafür, dass sich Künstler dem Publikumsgeschmack anpassen sollten. Diese Auslegugn unterstellst du.
@kleinschreibe. Woher du das mit der Auftragsarbeit holst, wissen die Götter. In meiner Fabel ist davon nicht die Rede.
kleinschreibe (57) meinte dazu am 13.05.20:
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.05.20:
Auch davon ist in der Fabel nicht die Rede. Das unterstellst du.
kleinschreibe (57) meinte dazu am 13.05.20:
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 AchterZwerg meinte dazu am 13.05.20:
Du sagst es doch selbst, Ekki.
Die Großen wurden mit großem Abstand geliebt (manchmal nach über 100 Jahren); zunächst von Kennern (!), Galeristen und Sammlern.
Dem sog. breiten Publikum blieben sie zuweilen bis heute unverstanden. - Sicherlich warst du schon in Museen und hast dir Kommentare des Publikums anhören dürfen (Picasso: Das kann mein 12-jähriger Sohn besser etc).
Ist der deshalb ein überflüssiger Maler?
Ich kannte einen, der an seinen Pferdebildern, die er aus Not erstellen musste, verreckt ist.

Der8.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.05.20:
Du rennst offene Türen ein mit einem Problem , das meine Fabel überhaupt nicht bestreitet.
kleinschreibe (57) meinte dazu am 13.05.20:
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 14.05.20:
@kleinschreibe:Wenn du ausdem andereen Film, den du gerade siehst, wieder hier angekommen und aufgewacht bist, sag Bescheid.

 AchterZwerg meinte dazu am 14.05.20:
Für Küchen-, Volkslieder, Schlager, röhrende Hirsche etc mag dein Fabel ihre Richtigkeit haben.
Der "Wert" der Kunst wird noch immer durch sog. Kulturträger bestimmt. Und die finden sich ganz woanders.
Folglich ist deine Fabel, selbst wenn sie ironisch gemeint sein sollte, aus meiner Sicht unzutreffend.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 14.05.20:
Vielleicht befinden sich deine "Kulturträger" ja im Wolkenkuckucksheim und lesen nicht. Meine Fabel behauptet nichts anderes als dass der wandelbare Geschmack der Leser über die künstlerische Einschätzung von Textsorten bestimmt. Dass du die Leser auf Banausen reduzierst, ist dein Problem.

 AchterZwerg meinte dazu am 14.05.20:
Nö,
glaube ich nicht. Oft sind es kluge Kulturträger, die das Geld haben, Künstler zu unterstützen (Schönes Beispiel: die Rothschild-Familie).
Selbstredend pushen sie die Werke ihrer Lieblinge.
Der Künstler hat sich zu allen Zeiten gern aus dem Volksgut bedient - aber eben auch etwas Unabdingbares hinzugefügt.

Antwort geändert am 14.05.2020 um 12:36 Uhr

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 14.05.20:
Du redest drumherum. Sind Kulturträger Leser? das ist die entscheidende Frage. Du hast einfach nicht die Größe einzugestehen, dass du mit Vorurteilen an meine Fabel herangegangen bist.

 AchterZwerg meinte dazu am 14.05.20:
Ich fürchte, das gilt eher für dich.
Der Wert der Kunst (!), insbesondere der Bildenden Kunst wird eben nicht durch den Geschmack der Masse bestimmt.
Für den Bereich der Dichtung nenne ich George: Der schrieb (!) in allerkleinsten Auflagen (oft nur 50 Exemplare, zuweilen weniger), wird selbst heute nur von wenigen verehrt und verstanden - gilt trotzdem als Meister seiner Kunst.
Bei röhrenden Hirschen, Groschenromanen und schlechten Krimis verhält es sich natürlich anders. Hier bestimmt (fast) auschließlich die Leserschaft, den Grad der Verbreitung.

Immerhin ist es durch diesen halbwegs amüsanten Diskurs gelungen, dir selbst ein paar Leser mehr zuzuführen.
Ist das nix?

Lächelnde Grüße
der8.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 15.05.20:
Werter Zwerg, du unterstellst mir weiterhin mit einer unglaublichen Hartnäckigkeit Dinge, die ich in meiner Fabel nicht gesagt habe, In meiner Fabel heißt es, dass das Urteil des Lesers über den Erfolg literarischer Textsorten entscheide. Du reduzierst völlig willkürlich den Leser auf "Geschmack der Masse." Rezensenten wie karl Kraus, Alfred Kerr, Karlheinz Deschner, Marcel Reich-Ranicki haben als Leser über literarische Karrieren entscheiden. Sie haben übrigens mehr Einfluss gehabt als Kulturträger wie Rotschild. Über den Grad der Verbreitung von Literatur entscheiden immer die Leser. Deren Einflus ist natürlich unterschiedlich, je nach dem, welche Rolle sie in der Gesellschaft spielen.
Du sprichst von der Bildenden Kunst. Tut mir leid. Davon ist in der Fabel nicht die Rede und auch nicht von der Trivialliteratur auf die du immer wieder abhebst.
Verwunderte Grüße
Ekki
kleinschreibe (57) meinte dazu am 15.05.20:
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 15.05.20:
Da halte ich mich zurück. Ich habe die Neuauflage des Literarischen Quartetts mit ihr noch nicht erlebt.
Aha (53) meinte dazu am 20.05.20:
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