Selbstfindung

Text zum Thema Kinder/ Kindheit

von  LotharAtzert

Mein Lieblingswort in der Kindheit war Suppenkasper. Ich brauchte die alberne Geschichte drumherum nicht, um ein stilles Vergnügen am Wort zu empfinden. Eines Tages nun sah ich plötzlich aus einem Topf mit Tomatensuppe auf dem Herd einen roten Phallus aufsteigen, der sich noch während des Überkochens als "Suppenprinz" vorstellte. Das war sehr lustig und ich antwortete ihm unbefangen: "Es gibt gar keinen Suppenprinz, du bist wohl der Suppenkasper!"
Von da an trafen wir uns nahezu bei- und in jedem Teller, sogar mal im Linseneintopf mit Speck, wo er als grüner Phallus mit Zwiebelhut aufstieg, er selbst liebte mehr die Wetterauer Kartoffelküche. Dann wechselten wir leise, unauffällig ein paar Worte, bis der Tellerboden freigelöffelt war. Man hätte uns beim Erwischensfall sicher für verrückt erklärt. Auch hatten wir, wie wir schnell herausfanden, eine gemeinsame Obsession: die katastrophale neuzeitliche Einflußnahme der Suppenhühnchen auf Fortuneteller.

Dann kam dieser schlimme Tag, der alles verändern sollte - es war auch noch eine verdammt leckere Kürbissuppe, Hokaido-koan, da eröffnete ich ihm: "Suppenkasper, ich verlasse dich heute. Die Pflicht ruft. Seit gestern bin ich ein Mann und da können wir nicht mehr so weiter machen. Was soll die Beilagengreta von mir denken, wenn sie merkt, daß ich mich mit überkochenden Suppen unterhalte? So gebe ich dich denn frei aus der Suppenhaft und kröne dich, meinen lieben Suppenkasper, zum einzig wahren  Suppenkönig!"
- Und mich deuchte fürbaß, als glänzte eine Träne aus seinem dritten Fettauge. Das brach mir um ein Haar das Herz damals. Ich habe seither nie wieder eine Suppe angerührt.

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Kommentare zu diesem Text


 DanceWith1Life (17.05.20)
Was man auf dem Weg der Selbstfindung alles auszulöffeln.....
ich schicke die nächsten Kapitel an mich selbst und erzähl dir dann was dabei herausgekommen ist, oder auch nicht, du hast ja eigene erlebt.

 LotharAtzert meinte dazu am 17.05.20:
Well well well
Ich schicke dir ma einen musikalischen Gruß:  ext. Link den mir der Suppenkasper mal empfahl.

 DanceWith1Life antwortete darauf am 17.05.20:

 LotharAtzert schrieb daraufhin am 17.05.20:
Joni Mitchell - du willst meine Leidensfähigkeit testen?
Alter Schwede … hat mich schon mit ihrem Woodstockgejammere gequält. Die Eva Cassidy-Version ist dagegen ein Ohrenschmaus. Guck mal, ob du das findest.

 LotharAtzert äußerte darauf am 17.05.20:
Horchst du
 ext. Link

 DanceWith1Life ergänzte dazu am 17.05.20:
kannte ich gar nicht, klasse,
p.s.
um dir bei deiner "Selbstquälerei" helfen zu können, müßte ich dich besser kennen.

bitte nur aus der buddhistischen Perspektive lesen, alles andere wäre Anmaßung meinerseits.

Antwort geändert am 17.05.2020 um 13:48 Uhr

 LotharAtzert meinte dazu am 17.05.20:
Ja das ist vielleicht anlagenbedingt. JM ist Skorpion, EK (leider schon vor ihrem Bekanntwerden verstorben) Wassermann.

 DanceWith1Life meinte dazu am 17.05.20:
oh, ich wusste nicht, das JM Scorpion ist.

 LotharAtzert meinte dazu am 17.05.20:
Hat ja auch nur Bedeutung für einen, der sich damit auseinandersetzt. Ich hab mal die vier Fixzeichen beschrieben und das Glück gehabt, vier Psychos von Rang und Namen zu finden: S. Freud - Stier; C.G Jung - Löwe; K. Lorenz - Skorpion und A. Adler - Wassermann - da wurde mir einiges klar.
Kurz: Skorpione sind sehr vorstellungsgebunden, dadurch wenig einfühlsam und Wassermänner springen über alle Etikette hinweg.
Der Stier ruft die Herde zusammen und der Löwe betrachtet diese als sein Eigentum.

Also das ist jetzt natürlich ein dünnes Süppchen.
(- Und bitte keinen Neil Young - der ist Doppelskorpion mit Sonne in 1

Antwort geändert am 17.05.2020 um 14:36 Uhr

 DanceWith1Life meinte dazu am 17.05.20:
interessant, meine Schwester auch, wo die ihre Sonne hat, ist mir allerdings ein Rätsel

 LotharAtzert meinte dazu am 18.05.20:
Meine Schwester ist auch Skorpion, mit Sonne in 11. Dazu gäbe es ganze Romane zu erzählen. Aber wenn niemand die kostbare Sternensprache erlernt, muß man schweigen. Kannst du die vorstellen, wie ich manchmal darunter leide? Es ist, als böte man Gold umsonst an und bekommt noch nicht einmal mehr einen Vogel gezeigt.

Daß Eva Cassidy nicht in Vergessenheit geriet, verdanken wir übrigens Mick Fleetwood vom Fleetwood Mac, einem ihrer größten Fans.

 Regina meinte dazu am 18.05.20:
Noch immer scheint die Zeit noch nicht gekommen für geistige Themen, aber anderswo ists anders.

 LotharAtzert meinte dazu am 18.05.20:
Ja wo denn?
Ich kann nicht mal in der Zeitung der Münchner Rhythmenlehre "Ex nihilo" schreiben, ohne durch Buddhismusaffinität aufzufallen (schon gar nicht nach dem Tod von Döbereiner) und umgekehrt bei den Buddhisten ist westliche Astrologie verpönt. Kann eigentlich nur noch "mein eigen Süppchen" kochen
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