Atheistische Mystik

Absurdes Theaterstück zum Thema Selbsterkenntnis

von  Terminator

Das Zentrum der atheistischen Religion ist das Ich: Ich denke, also bin ich. Das Mysterium des Atheismus ist das Rätsel des Bewusstseins. Descartes ist der erste Mystiker des Atheismus, Leibniz der klassische Mystiker. Fichte ist der radikale Mystiker des absoluten Ich, der atheistische Reformator. Mit Kant und Weininger schafft das Ich die Selbsttranszendenz: das transzendentale Ich löst sich vom empirischen und der fatalistische Nihilismus, die Ethik des Atheismus, wird durch den heroischen Nihilismus herausgefordert.

Der Transhumanismus und die KI entwerten den Narzissmus des empirischen Ich und lassen nur noch den heroischen Nihilismus des transzendentalen Ich in der Ethik gelten. Die Digitalisierung des Bewusstseins wird die Trennlinie zwischen dem transzendentalen und dem transzendenten (nicht körpergebundenen) Ich verdeutlichen.


Anmerkung von Terminator:

Wenn ich unwichtig bin, sind andere Menschen, andere Iche, ebenfalls unwichtig. Es macht keinen Sinn, sich um sich selbst nicht zu sorgen, stattdessen aber für andere. Dem transzendent Religiösen ist Dharma wichtig oder Gott oder die Götter oder der Sieg des Ahura Mazda gegen Ahriman. Der Mensch der Ich-Religion ist sich selbst das Wichtigste und damit werden auch andere Menschen wichtig, was zu Humanismus und Menschenrechten führt.

Aufgrund zwischenmenschlicher Interdependenz bedeutet die Aufwertung des eigenen Ich zwangsläufig eine Aufwertung der Mitmenschen. Wenn Ich mein Gott ist, und ich ein Mensch bin, dann interessiert mich auch der Mensch an sich, und zwar viel mehr als der Kampf des guten Prinzips gegen das böse oder die Erfüllung des Dharma.

Humanismus und Menschenrechte, Sozialismus und Nationalstaat, all das sind Resultate des menschlichen Gruppenegoismus. Wer für Menschenrechte und gegen die Todesstrafe, für Gleichberechtigung und gegen Diskriminierung kämpft, handelt nicht selbstlos, sondern kämpft in erster Linie für sich selbst. „Todesstrafe für Kinderschänder!? Und was, wenn mit mir selbst mal die Pferde durchgehen?“ - so denkt heimlich der zivilisierte Altruist.

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Kommentare zu diesem Text


 DanceWith1Life (25.05.20)
Ich sollte sein, also bin ich.
Glücklicher weise darf ich mir dazu denken, was immer ich will, es wäre allerdings von enormen Vorteil für mich selbst, wenn das, was ich mir dazu denke, auch den universellen Tatsachen entspricht.

Jetzt muss ich nur noch herausfinden, um was für Tatsachen es sich dabei handelt und welche der billionen und abertrillionen Tatsachen des Universums für mich wichtig sind.
Soweit ich das bis jetzt sehen kann, stimmt vieles, was man mir erzählt hat, nicht.

Kommentar geändert am 25.05.2020 um 17:03 Uhr
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