Der Idioten-Atheismus

Ansprache zum Thema Zirkus

von  Terminator

Es gibt den ernstzunehmenden zeitgemäßen Atheismus, den unhinterfragten Glauben an das wissenschaftliche Weltbild. Und es gibt den Vollpfosten-Atheismus, der ostentativ darauf pocht, keine Religion zu sein und alle Religionen als Lug und Trug zu durchschauen. Dieser Atheismus tritt in der Pose des Widerstandskämpfers auf, obwohl der Atheist schon drei Menschenleben lang keinerlei Repressalien zu befürchten hat.

Dazu eine Anekdote: Damals in der Sowjetunion schnüffelte der Geheimdienst in Kirchen, um Akademiker beim Gottesdienst zu erwischen. Dann kam ein greiser Idiot mit zwei Klassen Schulbildung auf unseren Physikstudenten oder Doktor der Medizin zu und fing an zu belehren: Die Wissenschaft hat doch bewiesen, dass es Gott nicht gibt!

Der Szientismus hat es nicht nötig, Menschen, die an Gott glauben, lächerlich zu machen, da er als Weltanschauung, als Gesellschaftssystem und als Werte- und Normengeber herrscht. Wer sind dann diese lauthals schreienden Atheisten, die Gläubige verunglimpfen und eine Weltanschauung kritisieren, deren Zeit längst vorbei ist? Keiner glaubt heute im Ernst an Wunder, die Wiederauferstehung Jesu usw. In der Theologie ist man längst dazu übergegangen, all das metaphorisch zu nehmen. 

Wer verteidigt mit Eifer und Gehässigkeit eine Weltanschauung, die unwidersprochen herrscht? Loser. Sie wollen dazugehören, fühlen sich aber abgehängt. Sie haben es unbedingt nötig, demonstrativ „Ich bin ein Atheist!“ zu rufen, wie als jemand in der katholischen Messe rufen würde: „Ich bin Christ! Nichtchristen sind blöd!“ Der sich als verfolgte Minderheit darstellende Atheismus resultiert aus der Unfähigkeit, den Szientismus, die Religion des rationalen Denkens, auf ihrer geistigen Höhe anzunehmen. Diese Atheisten stehen auf derselben Stufe wie Anhänger magischer Religionen, sie glauben nicht an die wissenschaftliche Methode, sondern sie glauben an die Wissenschaft auf dieselbe magische Art wie ein Katholik an die Verwandlung von Brot und Wein in Fleisch und Blut Christi glaubt.

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Kommentare zu diesem Text


 Diogenes (29.05.20)
Solche Atheisten sind auf der sicheren Seite der Systemrebellen.

 Terminator meinte dazu am 29.05.20:
An die Rolle der Linken im System bei Kaczynski musste ich bereits beim Schreiben denken. Scheinwiderstand im Dienste des Systems.

 eiskimo (29.05.20)
Gut dargelegt - gefällt mir!
Eiskimo

 loslosch (29.05.20)
"... ein Katholik an die Verwandlung von Brot und Wein in Fleisch und Blut Christi glaubt."

wusstest du, dass die kath. priesterschaft geweihte hostien, die nicht rechtzeitig konsumiert wurden (brot schimmelt nach gewisser zeit), in speziellen behältnissen wässert. wenn dann eine trübe brühe entstanden ist, wird sie entsorgt. ohne dass ein besonderer akt der "entweihung" vonnöten wäre ...

hokuspokus ... zur etymologie schreibt das DWDS: "Herkunft des Ausdrucks ist ungeklärt. Vielleicht beruht er auf einer Zersprechung der Meßformel lat. hoc est (enim) corpus (meum) oder auf einer 1563 bezeugten, von fahrenden Schülern erfundenen (oder ebenfalls aus der Meßformel verballhornten) pseudolat. Zauberformel hax, pax, max, deus adimax."

 Regina (30.05.20)
Während die katholische Kirche heute mit internen Problemen beschäftigt ist, fällt die von dir beschriebene Atheismusform verbal über diejenigen her, die sich diesem Mainstream nicht anschließen. Vorlauf einer Ketzerverfolgung?
Erkenntnisreicher Text. LG Gina
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