Mond unter

Experimenteller Text zum Thema Absurdes

von  Moja

1 riesiger Mond, weiß wie Milch, steht dicht vorm Fenster, sein scharfer Schein rötet meine Haut. Mondbrand.

Fliesen fallen von der Wand; etwas geschieht, Verschiebungen im ganzen Haus.

Unversehens rutsche ich zwischen Spalt & Schacht, mein Blick geht noch weiter. In einer letzten Bewegung gleite ich auf 1 Mauer aus Nacht zu & stürze.

1 Tür fällt ins Schloss. Die Plattform unter mir beweist jetzt nur das vorläufige Ende einer Projektion.

Nächster Ort: ein unterirdischer Bahnhof. Im Schatten des Bahntunnels küssen sich 1 Mann & 1 Frau auf die Wange wie Kinder, pausenlos kleine Schläge, Püffe, Büffe.

1 Ansage: Wir fahren nicht bis zur Endstation! – & 1 Widerruf: Wir haben es uns anders überlegt, wir fahren bis ans Ende!

Wo ist DAS ENDE & was wird darin eingeschlossen sein? Man spricht nicht darüber, stört nicht das Nebeneinander der Gleissysteme – so exakt & kaltschön, nur 1 Schreck hilft weiter.

Als ich den Mondaufgang im Fahrplan notiere, fährt 1 Schar Rollschuhfahrer los, Mädchen & Jungen in Taucheranzügen, viele mit roten Kappen; der Trupp kommt auf mich zu, es ist 1 Uniformierung, die zügig, in äußerster Konzentration gleichmäßig surrend voranrollt.

Aber als dieser Trupp vorbeisaust, rollt konform 1 Armee Automaten mit kleinen Fenstern & Klappen und Süßigkeiten, die nach Pappe & Mörtel schmecken (nur 1 Attrappe) – durch die Gruppe.

Im Tumult & Wind des einfahrenden Zuges schaukeln parallele Röhren. Im Abteilfenster eine Giraffe auf Rädern, auf dem Sitz ein verschiebbarer Löwe vor einer gelackten Wiesenlandschaft, seltsam erstarrt, ein knallblauer Himmel.

Ich zwänge mich ins Innere zwischen hineingedrängte Schatten & kratze vom Fenster 1 Fetzchen Fahrschein. Schon fahre ich durch die Unterwelt.

Der Mann & die Frau fliegen küssend vorbei, innen schalldichte Scheiben; unentwegt fahre ich die gleiche Strecke, sie endet stets vor der Spiegelung, dem Bild: wie Aufziehvögel picken Mann & Frau aufeinander ein.

Endlich durchquert die Bahn den Tunnel, fährt vorüber an Hügel und Müllhalden, eine Gegend, die in keinem Stadtplan verzeichnet ist.

Im Dunkel schimmert schwach ein blaues Licht. Ich trete ans Geländer. Ich könnte versuchen zu springen, hinaus aus der Stille in die andauernde Irre und über die Baumwipfel fortlaufen – oder aufwachen, ins Nächste, ins NEUE.

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Kommentare zu diesem Text


 DanceWith1Life (03.06.20)
Am Anfang möchte man noch eine Erklärung, doch das vergeht, und man sieht was es zu sehen gibt. Absurd, nicht nur.

 Dieter_Rotmund (03.06.20)
Bitte bedenken: "1" ist kein unbestimmter Artikel! Zusammen mit dem Et-Zeichen macht der Text den Eindruck einer Asi-Spacken-Whatsapp-Nachricht.
Paradebeispiel, wie eine völlig unpassende Form den Inhalt völlig zerstört. Und "experimentell" war sowas vielleicht vor 10 Jahren, heute nicht mehr.
Nichts für ungut!

 DanceWith1Life meinte dazu am 03.06.20:
Bitte bedenken . 1 Kommentar ist kein Maßstab für einen Text, zusammen mit der preudo-kritischen Adittude war das mal Hip, bevor bestimmte TV-Literaten es bis zum geht nicht mehr ausschlachteten.

 Dieter_Rotmund antwortete darauf am 03.06.20:
Nun denn, wir sitzen mit den Gesicht zum Bildschirm & erwarten mit größter Spannung Deinen 1 Kommentar zum Text!

 DanceWith1Life schrieb daraufhin am 03.06.20:
wieso warten?

 Dieter_Rotmund äußerte darauf am 03.06.20:
Noch hattest Du nichts zu "Mond unter" zu sagen, Moja freut sich sicherlich auf deine konstruktive Kritik.

 DanceWith1Life ergänzte dazu am 03.06.20:
Vielleicht solltest du deine Lesebrille suchen gehen.

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 03.06.20:
Du hast nur meinen Kommentar patzig kommentiert, sonst ist da nichts.
Können wir nun, um das abzuschließen, davon ausgehen, dass Du zu diesem Text nichts zu sagen hast (geht mir bei vielen Texten so)? Der Ansatz von Teichhüpfer ist interessanter.

 DanceWith1Life meinte dazu am 03.06.20:
Also wenn du nicht lesen kannst, solltest du dir das mit dem kommentieren vielleicht nochmal überlegen.

 Teichhüpfer (03.06.20)
Die weibliche Regel hat mit dem Mond zu tun, und die Ebbe und Flut.

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 03.06.20:
Ein "ein unterirdischer Bahnhof"/ "pausenlos kleine Schläge", "man spricht nicht darüber, stört nicht das Nebeneinander der Gleissysteme", "... viele mit roten Kappen", "die gleiche Strecke","Endlich durchquert die Bahn den Tunnel, fährt vorüber an Hügel und Müllhalden", "ins Nächste, ins NEUE". Ja, Teichhüpfer, könnte eine phantasievolle Menstruationsbeschreibung sein"!

 Teichhüpfer meinte dazu am 04.06.20:
Dieter, ja, der Tunnel hat so seine Bedeutung, Falco - out of the dark.

 Moja meinte dazu am 04.06.20:
Erstaunlich, worüber man sich echauffieren kann! Die Kommentare lese ich ähnlich dem Text - etwas geschieht, das zu Verschiebungen führt, zu Verfremdungen, es wird etwas in Gang gesetzt.

Ähnlich der Wahrnehmung von Bildern (wenn man einen Sinn dafür hat) auf der Linie U7 zwischen Neukölln und Kreuzberg, besonders der Bahnhof Hermannplatz hat es in sich, dort kann man Aufziehvögeln und Skatern begegnen, Hyänen, Löwen, sogar Zahlwörtern.

Nichts als Traumfragmente durchsetzt mit realen Bildern, fährt man über Ostkreuz hinaus, kann eine Ansage schon mal für Verwirrung sorgen. Bleibt nicht zu sehr am Mond hängen, er beleuchtet nur stimmungsvoll die absurde Szenerie.

Frage an Teichhüpfer:
Was geschieht mit dem Teich bei Vollmond? Hüpft er dann über die Ufer?

Dank an Dieter, DanceWithLife und Teichhüpfer!

Moja grüßt!

 EkkehartMittelberg (03.06.20)
Ich kenne nicht den neuesten Stand der Traumforschung.. Gibt es Träume, die von seriösen Deutern für absurd gehalten werden.
Jedenfalls gelingt es dir, diesen Eindruck zu erzeugen, Moja.
Diese 1 für ein empfinde ich wie Dieter als Marotte.
LG
Ekki

 Moja meinte dazu am 04.06.20:
Was ist schon real und was Traum, lieber Ekki? Bestenfalls durchdringen sich die Ebenen der Wahrnehmung, ein Häufchen Poesie bleibt zurück, das Salz, ein Geschmacksverstärker.

Lieben Gruß,
Moja
Sätzer (77)
(03.06.20)
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 Moja meinte dazu am 04.06.20:

Mondfinsternis, Sätzer!
Ich liebe ja Literatur von Gertrude Stein, F. Mayröcker, Elke Erb, I. Aichinger, G. Eich, Ernst Augustin, Inger Christensen - nur trocken Brot genügt nicht zum Leben....

Moja grüßt!
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