Die Methode im Mittelpunkt

Reportage zum Thema Betrug

von  Terminator

Wie jede Religion behauptet der Atheismus/Szientismus, im Gegensatz zu den Religionen die Wahrheit zu sein (mit der üblichen Dichotomie Glaube vs. Wissen, Vernunft vs. Aberglaube). Auch das Christentum hielt sich ursprünglich für die Wahrheit im Gegensatz zu anderen Religionen, die bloß Religionen genannt wurden: es gibt unzählige Religionen, aber der Christ kennt die Wahrheit (die Auferstehung Jesu usw.). „Die Anderen glauben nur, aber wir wissen“, ist ein typischer Alleinerlösungsanspruch jeder Religion.

Die Wissenschaft an sich ist nicht schon Szientismus so wie das Gebet an sich nicht schon Christentum ist (in anderen Religionen wird auch gebetet). Die funktionale Betrachtung der Wissenschaft als Quelle der Technologie ist nicht szientistisch-religiös; die Empfehlung des Psychologen, zu beten, ist genauso nicht christlich. Aber der Glaube, das wissenschaftliche Weltbild sei wahr, ist ein religiöser Glaube.


„Wir behaupten keine metaphysischen Dogmen, wir wollen nur die Wahrheit zeigen“: so positionieren sich Anhänger von Religionen, die von der Existenz anderer Religionen wissen. Im Konkurrenzkampf der Religionen hat sich die Methode bewährt, den Gegenstand des Glaubens taktisch beiseite zu schieben und den Blick auf die Methode zu richten.

Die wissenschaftliche Methode behauptet keine ontologischen Wahrheiten, anstelle von Behauptungen sieht man das Experiment, die Messbarkeit, die Falsifizierbarkeit. Die Dogmen werden später durch die Hintertür eingeschleppt: wer die wissenschaftliche Methode annimmt, wird früher oder später Materialist, Atheist, Rationalist usw.

Das ist nicht neu: der Buddhismus lockt schon lange mit reiner Methode ohne Erwähnung des Glaubensgegenstandes. Besonders im Zen scheint es nur noch auf die Methode anzukommen: meditiere auf die und jene Art, und du wirst die Wahrheit sehen. Die Wahrheit ist aber, dass die Wahrheit wartet, bis der Konvertit in spe seine Abwehrhaltung abgelegt hat und bereit ist, die ontologischen Dogmen anzunehmen: „Ach, übrigens, du erzielst viel schnellere Erfolge bei der Meditation, wenn du wirklich daran glaubst, dass du ein Karma hast und im früheren Leben...“

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Kommentare zu diesem Text


 Regina (05.06.20)
Und vor allem glaubt man, mit keiner anderen Methode Erkenntnisse gewinnen zu können.

 Terminator meinte dazu am 05.06.20:
Was die Methode angeht, da sind die Szientisten wahre Fanatiker. Deren Haltung ist: Wir wollen keine ontologischen Aussagen behaupten, aber nur unsere Methode ist die einzige, nach der Erkenntnis möglich ist. Dagegen wirkt "Wer Jesus nicht als seinen Retter annimmt, ist verloren" beliebig und anmaßend. Der Methodenfanatismus dagegen wirkt offen und tolerant.
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