Zwang

Groteske zum Thema Zwang

von  LotharAtzert

Das Wort Zwang hat immer mit Pressen zu tun. Am deutlichsten scheint mir das der Begriff "Schraubzwinge" zum Ausdruck zu bringen: Pressen durch Herandrehung mag für den Schreiner ein Werkzeug zum Verleimen von Holz sein, aber für den Magier wie Poet ist es schwarzmagisch: - nichts Lebendes sollte jemals gezwungen werden sei unser oberster "Vor-Satz. (Man kann ja Romane drüber verfassen ... verfassen, das Faß, Deckel drauf und nach soundso viel Zeit …)
Das Argument der Moralisten wird immer sein: "Wir leben in einer dualistischen Welt, da müssen wir Gut und Böse klar voneinander trennen und uns ums Gute bemühen."

Wir lassen sie am Besten in Ruhe, denn wie soll man ihnen verklickern, daß dies alles zur magischen Vorstellungswelt gehört - the big big samsara, wie Ätznatron so gerne sagt und wie die Esel dagegen sagen: die Realität.
Einem Antiesel, wie die Esel Abtrünnige nennen - vielleicht eine Muli-Analogie - kommen sie mit "Erst mal mußt du IhAh studieren, sonst begreifst du die Zusammenhänge nicht". Statt ihrem Umlauf um die Sonne zu folgen, starten sie die Laufbahn der Kalkülanter, werden Oberstudienrat und was auch immer und nennen dann die  Antiesel Schwätzer.

Wir von Eseln so genannte Antiesel werden natürlich nur von ihnen so genannt. Bei uns zu Hause sind wir die Gruppo Nonesel und grüßen von hier aus alle Hebammen und Daoisten. Einer von ihnen, Schun Kel, sagte mal zum Thema Zwang: "Erst wünschen sie von uns etwas mit Jungfrauenzungen und dann rollen sie drohend die Ärmel hoch."

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Kommentare zu diesem Text


 Graeculus (07.06.20)
Und immer wieder die Polemik unseres "Nondualisten" 1. gegen die Leute, die etwas studiert haben, 2. gegen die Moralisten, 3. gegen die Lehrer ... überhaupt: gegen, gegen, gegen.
Im Grunde sagst Du damit mehr über deine eigenen Ressentiments als über die Leute, gegen die du bist.

 LotharAtzert meinte dazu am 07.06.20:
was wo … gibt's immer noch Leute? Jesses, ich konvertier …

Aber Graeculus, mal ernsthaft: was spricht für Zwang?

Antwort geändert am 07.06.2020 um 15:33 Uhr

 DanceWith1Life antwortete darauf am 07.06.20:
Wir. hier auf dem Planeten Erde, hatten reichlich lichte Momente und so erfanden und materialisierten wir die Bildung, den Wohlstand, die Moral und vieles mehr, immer mit der Absicht, aus der inneren Brutalität des Dschungels zu fliehen. Jetzt, wo wir all dies haben, und die Brutalität des Dschungels, gebildet, wohlernährt und moralisch ist, erscheint es uns als befreiend, dieses so zu benennen. Die Freiheit narrt uns immer noch, nicht wahr, ich denke, das wollte Ätznatron nochmal gesagt haben.

 LotharAtzert schrieb daraufhin am 07.06.20:
Ätznatron ist zum Äußersten bereit. Er läßt ausrichten: "Wenn es sein muß, mach ich euch den Willi Brandt-Kniefall."
Allerdings täte er einen französischen Weinbrand vorziehen.

 Graeculus äußerte darauf am 07.06.20:
Gewiß werde ich keinem Anti-Intellektualisten eine Vorlesung über das halten, was J.-J. Rousseau in bewußter Paradoxie den "Zwang zur Freiheit" nennt; nachzulesen in "Du contrat social".
Verkürzt: Leider neigen manche/viele Leute dazu, anderen ihre Freiheit zu nehmen - deshalb muß die Freiheit durch Zwang geschützt werden. Da ich mich gerne in Epochen bewege, in denen Sklaverei und Patriarchat selbstverständlich waren, Kriege sowieso, verstehe ich gut, was Rousseau damit meint.
Es ist unsere Neigung, unsere Interessen ohne Rücksicht auf andere durch Gewalt durchzusetzen. "If any two men desire the same thing, which neverthelesse they cannot both enjoy, they become enemies." (Th. Hobbes: "Leviathan")
Regina wird/würde sicher sagen: "Ja, wenn alle ..., dann bräuchten wir nicht ...". Das aber ist nach meiner Auffassung Träumerei, nicht Politik.

 DanceWith1Life ergänzte dazu am 07.06.20:
Ich glaube, wir können hier eh nur die verschiedenen Standpunkte, Ansätze, Misserfolge, Schlüsse und und Trugschlüsse mal erwähnen, wie dies eigentlich in jeder einigermaßen ernsthaften Diskussion der Fall sein sollte, bestenfalls lernen wir. Zwischen Träumerei und Politik ist sehr viel Platz für wirkliche Menschen, die sich darüber ihre eigenen Gedanken machen.

 Graeculus meinte dazu am 07.06.20:
Nehmen wir doch einen aktuellen Fall, den Du Dir gerne für Dein Kind vorstellen magst: Eine 25jährige Frau wäre gerne Erzieherin und hat auch - mit Ach und Krach - das Examen bestanden. In mehreren Kindergärten kam es zu bedrohlichen Zwischenfällen mit von ihr betreuten Kindern; nun ist ein dreijähriges Mädchen unter der Einwirkung dieser Frau gestorben.
Sehen wir einmal von der ihr bevorstehenden Haftstrafe (auch sie ein Zwang) ab, dann besteht doch der mindeste Zwang darin, ihr künftig die Arbeit als Erzieherin zu verbieten, oder?
Möchtest Du Dich da auf gutes Zureden verlassen oder auf das freundliche Motto "nichts Lebendes sollte jemals gezwungen werden"? Schließlich ist das Kind gezwungen worden, nicht mehr weiterzuleben.
Wer andere (ohne jeden Rechtsanspruch) zwingen will, muß gezwungen werden, das bleiben zu lassen.
Würde niemand andere zwingen wollen, bräuchten wir keinen Zwang. Aber das bleibt auf absehbare Zeit ein Traum. Von mir aus: eine Aufgabe. Doch bis dahin ...

 LotharAtzert meinte dazu am 07.06.20:
Träumerei. Politik … ich hatte ein Amselnest im Garten. Ich hütete es, so gut ich konnte. Für mehr trage ich keine Verantwortung. Es hat nicht genügt. Die Amseln waren aufopferungsvoll - bei direkter Sonneneinstrahlung saßen sie zwischen Sonne und Jungen und bei Starkregen bedeckten beide Elternteile das Nest, damit die Brut nicht absoff. Einmal hob ich ein aus dem Nest herausgefallenes Junges, das noch lebte, auf und setzte es zurück.

Dann kam der Tag des Überfalls. Ich nehme an, er waren Elstern. Keins hat überlebt. Als ich den Garten betrat, war es stiller, als sonst. Ich wusste sofort, welcher Anblick mich erwartete.
Aber so ist das Leben. Auch Elstern haben die Buddhanatur.

 Graeculus meinte dazu am 07.06.20:
Ja, und gewiß haben auch Donald Trump, Adolf Hitler sowie die mörderische Erzieherin die Buddhanatur. Ich halte es dennoch für unerläßlich, daß man manche Leute zwingen kann, bestimmte Dinge zu unterlassen.
Adolf Hitler nach seinem Putsch 1923 lebenslänglich inhaftiert: die Welt hätte ein paar Probleme weniger und etliche Millionen lebender Wesen mehr gehabt.
Die Natur von Elstern und Menschen ist mörderisch. Deshalb.

 LotharAtzert meinte dazu am 07.06.20:
So sehr ich dich verstehe, wäre es auch andersrum eines Versuches wert.
Es gab ein (sicher fiktivers, da zeitlich nicht mögliches) Treffen zwischen Konfuzius und Lao Dse, wo beider Ansichten aufeunandertreffen.
Konfuzius: "Zum Guten will ich gut sein und zum Bösen gerecht.".
Lao Dse: "Zum Guten will ich gut sein und zum Bösen auch gut."
Das hat er der Sonne abgeschaut, die scheint für den Heiligen genauso, wie für den Verbrecher.

Hitler war, wie alle anderen, eine Marionette. Die sind stets ersetzbar - die Verbrecher wissen das. Du als guter Mensch kannst dir das natürlich nicht vorstellen.

 Graeculus meinte dazu am 07.06.20:
Du ließest die erwähnte Erzieherin, die ja in dieser Funktion arbeiten möchte, weiterhin wirken? Die beließest es, gestützt auf Lao Dse, bei einer freundlichen Mahnung? Du zwängest sie nicht, ihren Beruf aufzugeben? Nicht einmal dann, wenn Dein Kind in dieser Einrichtung untergebracht wäre?
Ist nicht Dein Ernst, oder?

Als Konfuzius hätte ich geantwortet: "Versuchen kann man alles, mein Lieber, aber erst, wenn den Bösen die Waffe aus der Hand genommen worden ist, mit der sie dich töten wollen."
Über den Weg Jesu, der auch noch die andere Wange hinhalten wollte, amüsieren sich manche Leute: "Das ist ja mal ein nützlicher Idiot!"

Solche Lehrer denken spirituell, nicht politisch. Und in der Regel haben sie weder Besitz, den man ihnen wegnehmen könnte, noch Kinder, die man töten könnte. Und selber getötet zu werden, fürchten sie nicht - bzw. nur kurz, wie Jesus im Garten Gethsemane.

 LotharAtzert meinte dazu am 07.06.20:
Der "nützliche Idiot" schreckt mich nicht. Mir geht es ums bewußt machen, denn nichts anderes hilft auf Dauer. Wenn du den Wahnsinnigen bloß ihre Waffen nimmst, jubilieren die Waffenhändler. Ich kann nicht glauben, daß du nicht ein klein wenig weiter (über die Konsequenzen nach-) denkst.

 Graeculus meinte dazu am 07.06.20:
Keine Anwort auf meine Frage nach der Erzieherin? Der Zwang, ihr die Berufsausübung zu verbieten, erfordert keine Waffe.

(Ich selber habe noch nie eine physische Waffe in die Hand genommen; aber es gibt ja auch einen metaphorischen Gebrauch dieses Wortes, und in diesem Sinne reden wir von Zwang.)

Antwort geändert am 07.06.2020 um 17:51 Uhr

 LotharAtzert meinte dazu am 07.06.20:
Nur ungern gehe ich von Konstruiertem aus, das mir vorgesetzt wird, um mich zu einer Aussage zu nötigen. Vielleicht zwänge ich sie in letzter Konsequenz, aber das kann ich nicht so einfach sagen.
Jedenfalls wäre ich nicht leichtfertig.

 Graeculus meinte dazu am 07.06.20:
Leichfertig, nein. Abneigung gegen Zwang, ja (ist unsympathisch). Zwang in der Erziehung? Eher nein. Aber wenn ich gesehen habe, daß Kinder aufeinander einschlugen oder Tiere töteten, bin ich eingeschritten und habe sie daran gehindert.

Aber nehmen wir mal den Fall der Scheidung, was wir ja beide erlebt haben. Familiengericht, Streit um Unterhalt und Umgang mit den Kindern. Da war ich froh, daß ein Gericht die Sache geprüft und ein Urteil gefälllt hat, durch welches natürlich einer der Kontrahenten oder beide zu etwas gezwungen wurden, was sie freiwillig nicht getan hätten. (Meine Frau hat ihr freiberuflich erzieltes Einkommen auf null heruntergerechnet, damit meine Unterhaltsverpflichtung möglichst hoch ausfiele. Es war das Gericht, das ihr gesagt hat: "Wenn Sie mit Ihrer Arbeit nichts verdienen, dann suchen Sie sich eine andere Arbeit!" Ich habe noch die Äußerung des Richters in Erinnerung: "Die meisten meiner grauen Haare stammen von Scheidungsverfahren mit Freiberuflern.")
Man braucht also bei Zwang nichtmal ans Strafrecht zu denken - auch das Zivilrecht tut's.

Zwang muß leider manchmal sein, wobei es darauf ankommt, wer ihn zu welchem Zwecke ausübt.

 LotharAtzert meinte dazu am 08.06.20:
Nehmen wir den Fall der Scheidung - das mach e ich doch gern, lieber Wolfgang.
Aber vorher kommst auch du mir auch endlich mal etwas entgegen, und beginnst mit einer traditionellen Vipasana-Meditaion (nach Pali-Art). Zwanzig Minuten für den Anfang, ja?
Also die Wirbelsäule sollte gerade sein, der Rest ist bei alten Männern erstmal vernachlässigbar, frische Luft und ruhige Umgebung sind auch nicht verkehrt: Du konzentrierst dich darauf, wie der Luftstrom an der Nasenspitze kommt und geht, ruhig, unaufgeregt, nichts sonst. Ruhig einatmen, ruhig ausatmen, einatmen, ausatmen, ein … aus …

Sag mir, wie es war, dann erzähle ich von meinen beiden Scheidungen.
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