Café "W"

Prosagedicht zum Thema Ende

von  TassoTuwas

Nur zwei Tassen Kaffee
über den Marmortischen
aufsteigende Ausrufezeichen
zwischen Sprachlosigkeiten

Zu samtiger Klaviermusik
wird unwörtliche Rede
nichts sagend serviert
bitte danke - danke bitte

Aber die Augen sprechen
weitbraune Doppelpunkte
mitten ins jagend Herz
hinein ein Fragezeichen

Gebrannt - weiter nichts
ja natürlich man versteht
erschlaffende Bindestriche
krümeln gänzlich haltlos

Zum Boden der Tatsachen
überdies wie immer eilig
zu viel zu tun - alles klar
und wieder einmal bezahlt

Dazu reichlich Trinkgeld
liegen gelassen immerhin
man ist schließlich wer
hier im stadtbekannten
"Café Wortlos"

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Kommentare zu diesem Text


 IngeWrobel (12.06.20)
Diese eigen(artig)e Atmosphäre hast Du gut rübergebracht. Das / so ein Café ist nichts für Quasselstrippen wie mich – aber es hat was.
Grüßle!
Inge

 TassoTuwas meinte dazu am 12.06.20:
Stimmt!
Aber noch eigen(artiger) ist die Atmosphäre, da wo das männliche Pendant zu Quasselstrrippe auftritt, der "Quasselstripper".

Grüßle und vielleicht sieht man sich
TT

 EkkehartMittelberg (12.06.20)
Hallo Tasso, elegant, du die Satzzeichen in diesen Text, den ich als kritisch empfinde, eingebaaut hast. Es ist so ähnlich wie an meinem Teich der Poesie: viel Aufwand, viel Trinlgeld, aber im Ergebnis nur Wortlosigkeit an einem Ort, der eigentlich der Kommunikation dienen sollte.
Herzliche Grüße
Ekki

 TassoTuwas antwortete darauf am 12.06.20:
Lieber Freund, so ist es,
und am Abend kommt dann die Putzfrau und fegt die zu Boden gegangenen Kommunikationsfragmente zusammen!
Herzliche Grüße
TT

 AvaLiam schrieb daraufhin am 14.06.20:
Ach - daher kommt der Begriff: Auflesen

:D

 TrekanBelluvitsh (12.06.20)
Auf der anderen Seite das nicht enden wollende Geplapper in den Sozialen Medien. Das "Cafe Schnatter" ein Haus weiter ist da eben auch keine Hilfe...

 TassoTuwas äußerte darauf am 12.06.20:
Du sagst es.
Darum nicke ich und halte den Rand
TT

 Didi.Costaire (12.06.20)
Hallo Tasso,

bei uns in der Stadt gibt es ein Café Wichtig. Dieses erscheint sogar oberwichtig.

Liebe Grüße, Dirk

 TassoTuwas ergänzte dazu am 12.06.20:
Hallo Didi,
könnte das nicht unser beider Stammcafé werden?


Liebe Grüße zurück
TT

Antwort geändert am 12.06.2020 um 11:57 Uhr

Antwort geändert am 12.06.2020 um 11:58 Uhr

 AZU20 (12.06.20)
Da kann man sich nur schnell genug wieder entfernen. LG

 TassoTuwas meinte dazu am 13.06.20:
Die Gefahr ist gebannt. In dem Laden ist jetzt ein Nagelstudio!
LG TT

 plotzn (13.06.20)
Servus Tasso,

da kann ich das "Wortreich" in Bad Hersfeld empfehlen (hat auch ein Café). Oder das Café "Semicolon" am Kölner Stadtrand.

Liebe Grüße,
Stefan

 TassoTuwas meinte dazu am 14.06.20:
Moin Stefan,
ja Cafés haben tolle Namen.
Als Kind hörte ich die Erwachsenen vom "Café Hemdhoch" erzählen. Dabei hieß doch der Betreiber Hasenpütz, komisch nicht?
Liebe Grüße
TT

 plotzn meinte dazu am 14.06.20:
:-) "Café Hoserunter" war wohl zu verräterisch...

 TassoTuwas meinte dazu am 15.06.20:
psssst,
(Kinder lesen mit)
Agnete (66)
(13.06.20)
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 TassoTuwas meinte dazu am 14.06.20:
Freut mich, liebe Agneta

Herzliche Grüße
TT

 AvaLiam (14.06.20)
Lieber Tasso,

ich bekomme die Rubrik "Ende" noch nicht ganz in meine Vorstellungen zum Text.

Bis auf dieses Fragezeichen fügen sich alle Bilder schlüssig und erzählen mir unterschiedliche Geschichten.

So ist es das Vermögen, dass wir einander auch wortlos verstehen können.
Andererseits gibt es trotz wortreicher Erklärungen oft Unverständnis.

Manchmal - da hat man sich auch nichts zu sagen und ist dennoch gern beieinander. Manchmal hat man sich auch einfach nichts mehr zu sagen.

So blicke ich in dein Café und sehe unterschiedliche Geschichten.

Eine steht dabei sicher im Vordergrund.
Doch ich schaue mich bei einem Kaffee in der Öffentlichkeit gern um und lese in den Gesichtern - daher erlaube ich mir die Mehrfachdeutung.

Kaffee schlürfende Grüße - Ava

 TassoTuwas meinte dazu am 15.06.20:
Hallo Ava,
es ist das Ende einer Beziehung und zwar für einen überraschend!
Ich denke diese Vieraugengespräche gibt es immer noch, obwohl die moderne Umgangskultur sehr viel leichtere Möglichkeiten bietet. Beziehungsende sind über Twitter oder SMS ja sehr viel leichter mitzuteilen. Das Vieraugengespräch wird bald "old school" sein.
Die Einbeziehung der Satzzeichen soll die Sprachlosigkeit dieser herumgestotterten Situation unterstreichen.
Aber wir kennen doch das Lied: "Wer wird denn weinen, wenn wir auseinander gehen..."
Liebe Grüße
TT

 monalisa (14.06.20)
Hallo Tasso,
ganz schöner Betrieb hier bei dir!
Obwohl mir die Stimmung trotz des Kommen und Gehens (der Kommentator*innen) im Kern gar nicht so anheimelnd erscheint . Wenn Ava in ihrem Beitrag nach dem Ende fragt, so denke ich dass hier in diesem Café eine Beziehung zu Ende geht, sich über den beiden Tassen Kaffee ein Abschied anbahnt, für den es keine adäquate Sprache gibt, oberflächliche Höflichkeiten zu den Doppelpunkten in den Augen, die nach wörtlicher Rede rufen oder das Ende des Satzes gleich doppelt besiegeln. Und das ins Herz jagende Fragezeichen, getränkt in WARUM und WAS NUN. Die erschlaffenden Bindestriche erfüllen ihre Funktion zu verbinden nur noch unzureichend, krümeln, fallen ...
So entsteht für mich eine Geschichte, eine Geschichte, die wohl erst allmählich begriffen werden kann, für die man noch keine Floskeln und Hülsen parat hat.
Wie gut, dass das Klavier so manches überspielt, nicht nur das Klavier?

Es ist eine wehmütige Stimmung, die mir da entgegenweht, und der Kaffee schmeckt bitter.

Liebe Grüße
mona

Kommentar geändert am 14.06.2020 um 15:35 Uhr

 TassoTuwas meinte dazu am 14.06.20:
Hallo Mona,
gegen diesen Betrieb hab ich nichts einzuwenden und schön, dass du dabei bist!
Für den Betrieb gibt es auch eine einfache Erklärung.
In dieser Situation wird sich wohl jeder schon befunden haben, kann sich also erinnern. Und ob man sich nun auf der einen Seite des Tischchens befindet oder auf der anderen, wenn es den Boden unter dir schwanken lässt, gibt auch keine Worte, die dem Kaffee die Bitternis nehmen!
Aber wir haben es alle überlebt!
Herzliche Grüße
TT
Al-Badri_Sigrun (61)
(15.06.20)
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 TassoTuwas meinte dazu am 16.06.20:
Hallo Sigrun,

das zwischen stockenden Worten nicht Gesagte, die Satzzeichen verraten es.
So jedenfalls der Versuch

Liebe Grüße
TT

 BeBa (07.07.20)
!

LG
BeBa

 TassoTuwas meinte dazu am 08.07.20:
Ich deute das in meinem Sinne

LG TT

 BeBa meinte dazu am 10.07.20:
Logo, wie sonst?

 harzgebirgler (15.11.20)
erinnert mich an das Café de Flore in paris, wo seinerzeit die ganzen "existenzialistischen" laberköpfe und gernegroße um sartre und camus vermeintlich weltbewegendes und grundlegendes "dachten". nun ja, heideggers 'sein und zeit' hing denen halt wie ein mühlstein am hals.

lg
harzgebirgler

 TassoTuwas meinte dazu am 16.11.20:
Die hatten es aber auch nicht leicht, so ohne Handy

LG TT
Teolein (70)
(01.09.22, 13:22)
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 TassoTuwas meinte dazu am 02.09.22 um 20:33:
Teolein,
entschuldige, ich bevorzuge allerdings anspruchsvolle Blätter. 
L'Osservatore Romano, die Apotheken Umschau und die Prawda, das ist die Wahrheit!
LG
TT
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