Als die Prügelstrafe noch allgemein akzeptiert wurde

Erzählung zum Thema Fortschritt

von  EkkehartMittelberg

Ich weiß nicht, ob man behaupten darf, dass die heutige Pädagogik gegenüber den Erziehungsmethoden aus den Fünfziger Jahren große Fortschritte gemacht habe. Aber eines hat man wenigstens erreicht: Es gibt hierzulande kaum noch Lehrer, die schlagen. Wenn ich an meine eigene Schulzeit von 1945 bis 1958 zurückdenke, war das Schlagen an der Tagesordnung. Ich selbst habe noch zu Beginn der Siebziger Jahre in Sprechstunden erlebt, dass mir Eltern empfahlen, ihrem Sohnemann etwas hinter die Löffel zu hauen, wenn er nicht pariere.
In den Vierziger und Fünfziger Jahren konnten sich Sadisten unter den Lehrern ausleben, ohne Sanktionen befürchten zu müssen. Aber ich möchte hier nicht von Extremen erzählen, sondern von dem, was für normal und gerecht gehalten wurde
!948 unterrichtete mein Vater Sport an der Grundschule. Die Bedingungen waren damals sehr schlecht. Es gab weder Turnhallen, Laufbahnen noch Geräte.  Unsere Grundschule hatte aber immerhin eine Sprunggrube. Also trainierten wir permanent Weitsprung und Hochsprung, Sportarten, die bei Zehnjährigen natürlich nicht beliebt waren.
Direkt neben der Schule befand sich ein kleiner Park mit einem Bolzplatz, auf dem wir nach Schulschluss mit einem alten Tennisball Fußball spielten. Das wurde von den Eltern damals allgemein nicht gern gesehen, weil Schuhe teuer waren. Es wurde aber von den meisten Eltern trotzdem geduldet, die wussten, dass sie ihren Kindern anders kaum Freude bereiten konnten. Diesmal nutzten wir den Bolzplatz in der Pause vor unserer Sportstunde und da uns die Springübungen anödeten, vergaßen wir die Zeit und spielten weiter Fußball. Mein Vater holte uns wutentbrannt an die Sprunggrube zurück. Nach der Sportstunde erhielten alle Jungen Prügel mit einem Rohrstock, jeder gleich viel Schläge. Er vollzog an mir als seinem Sohn eine exemplarische Strafe. Ich empfing einige Schläge mehr.
Ich weiß nicht, ob meine Klassenkameraden zuhause von der Bestrafung erzählten. Aber als ich Jahre später meinen Vater danach befragte - er hatte inzwischen wie die meisten Eltern seine Einstellung zur Prügelstrafe geändert  – sagte er mir, dass es nie eine Beschwerde von den Eltern meiner Klassenkameraden gegeben habe.
Die Schulen heute scheinen prügelfrei zu sein, was die Lehrer angeht. Auf der anderen Seite liest man immer wieder von Prügeleien und grausamen körperlichen Übergriffen unter schulpflichtigen Kindern. Bewegen wir uns auf dem dünnen Eis scheinbar fortschrittlicher Humanität?

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Kommentare zu diesem Text


 Regina (21.06.20)
…..und Kindesmissbrauch durch perverse Erwachsene bis hin zu Entführung.
Es wäre zu erforschen, was die Prügelstrafe erzieherisch bringt, was Alternativen sind für Lehrer und Eltern.
Aggressionen unter Gleichaltrigen, woher kommen die und inwiefern sind sie anders als früher?
LG Gina

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 21.06.20:
Merci, Gina,auch deine Fragen verweisen auf das von mir vermutete dünne Eis scheinbar fortschrittlicher Tradition.
LG
Ekki

 eiskimo (21.06.20)
Wer nicht hören will, muss fühlen....Nein, nicht Prügel!
Sondern Konsequenz, zur Not auch mal eine harte Konsequenz, selbst wenn sie den Erziehenden selber Not machen.
lG
Eiskimo

Kommentar geändert am 21.06.2020 um 09:15 Uhr

 EkkehartMittelberg antwortete darauf am 21.06.20:
Absolut einverstanden, Eiskimo; denn Prügel bringen nicht nur nichts. Sie sind kontraproduktiv.
LG
Ekki

 Dieter_Rotmund (21.06.20)
Das Verschwinden des pädagogischen Gewaltmonopols erzeugte ein Vakuum, das nun durch Gewaltpornos auf dem Smartphone und Mobbing im Klassenzimmer gefüllt wird. Kinder sind nicht per se die besseren Menschen, sie agieren nur instinktgesteuerter.

 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 21.06.20:
Nicht auszudenken, wenn deine Hypothese stimmen sollte, Dieter. Ich weiß ihr nichts entgegenzusetzen. Danke für den tief greifenden Denkanstoß.

 DanceWith1Life äußerte darauf am 21.06.20:
ich finde "instinktgesteuert" die nicht ganz passende Wortwahl, da es unter den Lebewesen, denen die Menschen ein rein instinktives Verhalten attestieren, so etwas ja nicht gibt.
Das mit dem Vakuum, dürfte wohl eher so sein, dass es bereits da war und durch die Prügel versucht wurde zu beheben/überbrücken/auszumerzen und dann eben wieder sichtbar wurde. Wenn jetzt wieder mit "Gewalt" in welcher Form auch immer, versucht wird damit umzugehen, dann vielleicht, weil diesbezüglich noch keine echte Entwicklung stattgefunden hat, und der Mensch durchaus die Tendenz zur Wiederholung hat, sei sie nun gut oder schlecht, hauptsache es passiert was. Soweit meine Meinung zum Thema Vakuum.

Antwort geändert am 21.06.2020 um 18:22 Uhr

 Thomas-Wiefelhaus ergänzte dazu am 15.07.20:
Das Kinder im Allgemeinen Instinkt-gesteuerter als Erwachsene reagieren, halte ich für eine willkürliche und unbewiesene Behauptung. So etwas sagen manche Erwachsene leider gerne, um Kinder grundsätzliche Grund-Rechte abzusprechen!
Meine Erfahrung sagt eher: Kinder sind sehr oft einfach vernünftiger. Sie merken z.b. dass es in einer Sekte nicht stimmen kann, bevor das hundert Erwachsene tun.

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 15.07.20:
Du hast recht, ich vergaß, Kinder sind die vernunftsgesteuersten Menschen, die es gibt. Mit Kant, Hegel, Rousseau und Co. im Gepäck geben sie niemals dem ersten Impuls nach. Ein Kind, das schreit, weil es Hunger hat, müde oder genervt ist? Das gibt es nicht.

Antwort geändert am 15.07.2020 um 16:10 Uhr

 Thomas-Wiefelhaus meinte dazu am 15.07.20:
Vielleicht reagieren Kinder auch gerade deshalb oft vernünftiger, weil sie weniger gegen ihre Natur und ihren Instinkt handeln?
Nicht nach indoktrinierten Glaubenssätzen?
Das machen wir schon immer so/alle so?! Immer den Schein waren!

Erwachsene Menschen zerstören die Welt.
Nicht nur in meiner Kindheits- und Jugendzeit hätte ich mir mehr vernünftige Erwachsene gewünscht.

 monalisa (21.06.20)
Doch, lieber Ekki, ich bin überzeugt, dass sich schon sehr viel verändert/verbessert hat, wenn Prügel nicht mehr als pädagogische Maßnahme akzeptiert, sondern gesetzlich verboten sind. Wobei Gewalt ja nicht nur körperlich sondern sehr viel subtiler auch verbal, oder ganz einfach durch Ausgrenzung und Nichtbeachtung geschieht und Lehrer davon nicht freizusprechen sind. Immer wieder werden Schüler vor der ganzen Klasse blamiert, lächerlich gemacht, ihre Würde missachtet ...
Was agressives Verhalten zwischen Schülern angeht, scheint mir wichtig, erst einmal den Ursachen nachzugehen und den Schüler gewaltfreie Strategien zur Konfliktlösung an die Hand zu geben, bzw, die Gewaltbereitschaft durch Anti-Agressionstrainig und Sozialkompetenztrainig zu senken. Das ist ein weites Feld und es gibt viele erfolgversprechende Ansätze, um das "dünne Eis" zu verstärken und der Humanität weiter auf die Beine zu helfen. Ich bin und bleibe da optimistisch, obwohl ich soziale Unterschiede und Ungerechtigkeiten für die Wurzel des Übels halte, und da in nächster Zeit wenig Aussicht auf Verbesserung besteht.

Liebe Grüße
mona

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 21.06.20:
Liebe Mona, deinem ersten Satz stimme ich vorbehaltlos zu.. Zu der verbalen Gewalt habe ich eine bedrückende Erinnerung aus meiner Schulzeit. Ich hatte einen Lehreer, der schlug und das Prügeln mit folgendem Spruch begleitete: " Ich habe Hände wie Abortdeckel. Wo die hinhauen, da wächst kein Gras mehr.". Ich fand diese unsägliche Entgleisung noch schlimmer als das Prügeln selbst.
Jede Fachkraft wird den von dir empfohlenen langfristigen Maßnahmen zustimmen Ja, soziale Unterschiede und Ungerechtigkeiten zählen sicher zu den wichtigsten Ursachen des Prügelns in der Schule. Gleichwohl bleibt für mich ohne Klärung, warum Kinder aus gesicherten sozialen Verhältnissen und intakten Elternhäusern Bedürfnisse nach Gewaltpornos zeigen.
Wie immer vertiefst du meine Texte. Hab vielen Dank dafür.
Liebe Grüße
Ekki

 Regina meinte dazu am 21.06.20:
Für monalisas Vorschläge gibt es nicht ausreichend Personal.

 monalisa meinte dazu am 21.06.20:
Nicht unbedingt Regina, man hat z.B. schon sehr gute Erfahrungen damit gemacht, Schüler*innen als Mediator*innen und Streitschlichter*innen einzusetzen, mit entsprechender Ausbildung und Befähigung natürlich.
Liebe Grüße
mona

 TassoTuwas (21.06.20)
Hallo Ekki,
in einer Konsumgesellschaft steht die Humanität im Mittelpunkt der Talkshows, aber am Rande der privaten Praxis.
Was die "Aufzucht" des Nachwuchses betrifft hat das höchst gebildete Wesen lange Zeit die "Zucht" in den Vordergrund gestellt.
"Brutpflege" ist zeitaufwändig, braucht Nerven und Geduld und bedeutet oft auch Verzicht!
Herzliche Grüße
TT

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 21.06.20:
Merci, mein Freund, du drückst es bildlich und fein aus: Prügeln hat kurzfristig Erfolg (Wiederherstellung trügerischer Ruhe) und ist bequemer als wohlbedachte und geduldige Appelle an die Einsicht.
Herzliche Grüße
Ekki

 AchterZwerg (21.06.20)
Hallo Ekki,
ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass Schläge überhaupt einen Erfolg zeitigen (dein Antwortkommentar an Tasso).
Durch Einschüchterung und Gewalt lassen sich Menschen mundtot machen - das bleibe unbestritten - doch beides ändert nichts an der Ausgangslage. Nur ein aufrechter, mutiger Mensch ist in der Lage, etwas an seiner Situation zu ändern, wann immer das nötig sein sollte.
In meiner Schulzeit gab es das Prügeln durch Lehrer auch noch. Es trat aber vereinzelt auf und konzentrierte sich in meiner Schule auf die Kinder der ersten Gastarbeitergeneration.
Mir steigt jetzt noch die Schamesröte ins Gesicht, wenn ich daran denke ...

Liebe Grüße
Piccola

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 21.06.20:
Merci, Picola, keine Frage, dass Schlagen immer eine Ausdruck von Ohnmacht ist. Freilich muss man sich immer wieder damit auseinandersetzen, dass es Menschen gibt, die Friedhofsruhe für einen Erfolg halten nach dem Mott: "Mögen sie mich hassen, wenn sie mich nur fürchten." Für uns ist das armselig und keineswegs ein Erfolg. Andererseits wird auch die Sicherheit der Humanität immer trügerisch bleiben und muss täglich neu erkämpft werden.
Liebe Grüße
Ekki

 AchterZwerg meinte dazu am 21.06.20:
Das stimmt!
Allmählich nähern wir uns wegen der herrschenden Krise (Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit, finanzielle Einbußen etc.) Zeiten an, die schon einmal zum denkbar Schlimmsten geführt haben.

Liebe Grüße
Piccola

 LotharAtzert (21.06.20)
Mit "schlagen" meinst du die körperliche "Zucht".
Was ist aber mit der seelischen Mißhandlung, die ja keine blauen Flecken hinterläßt? Oder das geistige Schlagen der Ideologen, die Keule der Logik? Oder die Ignoranz als Waffe gegen Spirituelles?
Wieder einmal muß ich dich (ein wenig) ermahnen, dir nicht bloß die populistischen Rosinen herauszupicken, die dich in einem edlen Licht erscheinen lassen und Empfehlungen bringen - wir haben alle Dreck am Stecken.
Und wie heißt es doch so schön von den Aufgeklärten: "Einmal Schläger, immer Schläger".

LG
Lothar

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 21.06.20:
Werter Untersteller,
wenn du dir die Mühe gemacht hättest, den Thread zu lesen, hättest du meine Antwort gefunden, dass geistige Schläge weitaus schlimmer sein können als körperliche.
Ich habe hier eine tatsächliche Begebenheit aus meiner Jugend wiedergegeben. Wie man in die das geistige Schlagen der Ideologen. die Keule der Logik oder Ignoranz als Waffe gegen Spirituelles hineinbringt, deine Lieblingsthemen, die du gebetsmühlenhaft wiederholst, das musst du mir mal zeigen.
Mir zu unterstellen, ich hätte diese Geschichte erzählt, um mir eine populistische Rosine herauszupicken und in einem edlen Licht zu erscheinen, ist der Gipfel der Unverschämtheit. Was das Totschlagargument "Wir haben alle Dreck am Stecken" hier soll, wird selbst Buddha nicht wissen
Wie heißt es doch so schön von den Missgünstigen, die sich gerne als über den Dingen stehend gebärden: "Einmal Neidhammel, immer Neidhammel."

 LotharAtzert meinte dazu am 21.06.20:
Ach Ekki …
Ein letztes noch - meine Oma pflegte immer zu sagen: "Getroffene Hunde bellen". - womit sie natürlich mich meinte.

Meine Lieblingsthemen bleiben solange Lieblingsthemen, bis sie verstanden werden. Neidisch ja, bin schon ganz grün
Stelzie (55)
(21.06.20)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 21.06.20:
Grazie, Kerstin, so ist es. Körperliche und verbale Schläge schaden immer, ausnahmslos. Wenn alte Menschen heute behaupten, es habe ihnen nicht geschadet, so ist das nichts anderes als eine bequeme Beschwichtigung ihres Gewissens.
Liebe Grüße
Ekki

 AZU20 (21.06.20)
Mein Lieber, als ehemaliger Lehrer gehe ich davon aus, dass zu meiner Zeit als Lehrer (ab 1967) Prügel nicht mehr vorkamen. An einem Gymnasium in der Voreifel war es auch nicht allzu schwierig, mit Schülerinnen und Schülern einen ordentlichen Weg der Zusammenarbeit zu finden. Das scheint heute schwieriger zu sein.
In der Grundschule und auch im Gymnasium (bis etwa 1955) wurde kräftig geprügelt. Vor allem ein Lehrer am Gymnasium sorgte dafür, dass Schüler durch die halbe Klasse flogen und sich dabei teilweise verletzten. Die Eltern hielten still. LG

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 21.06.20:
Danke, ja, lieber Armin, faschistisches Denken, das sogar noch durch altgriechische Sprüche gestütz twurde ("Der nicht geschundene Mensch, wird nicht erzogen"), hat sehr lange nachgewirkt.. Ich kann mir bis heute nicht erklären, dass die Generation unserer Eltern so lange zu der Prügelei geschwiegen hat. Aber wie gesagt: Rückfälle in die Barbarei sind nicht ausgeschlossen.
LG
Ekki

 Didi.Costaire (21.06.20)
Hallo Ekki,
die Gewalt stirbt leider nicht aus. Eher scheint es so, dass Gewaltfreiheit Vakuen schafft, in der sich neue Gewalt breit machen kann.
Beste Grüße,
Dirk

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 21.06.20:
Gracias, Didi, ich teile deinen Skeptizismus, der uns freilich nicht davon entbindet, für Gewaltfreiheit einzutreten.
Beste Grüße
Ekki
Sätzer (77)
(21.06.20)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 22.06.20:
Hallo Uwe, diese Schläger wollten Angst verbreiten und ihre Rechnung ging auf. Auch ich habe mich als Schüler vor so einem Typ geängstigt und dazu hier eine Kurzgeschichte veröffentlicht: "Die güldne Sonne".
LG
Ekki

 TrekanBelluvitsh (21.06.20)
Die Prügel ist nichts anderes als Dummheit, gemischt mit Hilflosigkeit und Frustration. War schon immer so. Diejenigen, die sich die heute - auch wenn sie das verklausuliert formulieren, damit sie hinterher behaupten können, "Da haben Sie mich flach verstanden" (u.a. die Lieblingsentschuldigung von Extremisten in deutschen Talksshows) - gehören in jene Kategorie.

Im besten Fall.

Oft handelt es sich um Menschen mit Dissozialer Persönlichkeitsstörung. Sadisten sind da nur eine Gruppe. Soziopathen wären eine andere. Am häufigsten dürfte hingegen die Gruppe der Psychopathen vertreten sein, Menschen die nach einer schnellen Triebbefridigung streben und dem alles unterordnen.

Was von dir in der Rückschau beschrieben wird, zeigt deutlich, warum sich solche Menschen in Erzieherberufe begeben. Dort haben sie die Möglichkeit, all dies auszuleben, finden sie einfach ihre Opfer. Wenn der gesellschaftliche Konsens diese Verhalten dann noch deckt, kümmert es nur wenige, wie weit das Prügeln über das eigentlich gesellschaftlich Akzeptierte hinausgeht. Das Prügeln wird verharmlost und wer sich darüber beschwert, muss ein Weichling sein. Ob tatsächlich zu viel geprügelt wurde, wird kaum geprüft, eben weil "Beschwerde über Prügel = Weichling" ein feststehendes Narrativ ist. Wer sich beschwert, muss demnach ein Weichling sein, eben weil er sich beschwert. Die Tautologie des ganzen wurde nicht bemerkt.

Und allen Latrinenparolen zum Trotz, die von Traditionalisten und selbsternannten Journalisten verbreitet werden, ist es klar auszumachen, dass es die Gewalt im öffentlichen Raum mit dem Verzicht auf die institutionalisierte Prügelstrafe abgenommen hat.

Selbstverständlich gibt es noch eine Menge mehr Faktoren, die zu Gewalt führen. Man muss sich allen widmen. Das ist mühsam und eine Arbeit, die die Latrinenparolisten gar nicht leisten wollen.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 22.06.20:
Gracias, Trekan, dein tiefschürfender Kommentar trägt viel zur Erhellung bei. Ich wäre ja sehr froh, wenn es wirklich stimmen würde, dass die Gewalt im öffentlichen Raum mit dem Verzicht auf die institutionalisierte Prügelstrafe abgenommen hat. Hast d u dafür einen Beleg? Ich fürchte, dass andere Gewaltursachen, wie zum Beispiel Gewalt verherrlichende Pornos, die früher eine geringere Rolle spielten, die durch Verzicht auf Prügelstrafe abnehmende Gewalt mehr als ausgeglichen haben.

 Terminator (21.06.20)
Wenn Fussball-WM ist, leben in Deutschland 80 Millionen Bundestrainer, wenn es um Prügel(eien) in der Schule geht, 80 Millionen Erziehungexperten. Lasst Marktweiber quatschen, nur diese fanatischen Hass-Ideologen, die jedes Thema missbrauchen, um ihre toxische Männlichkeit nein Weiblichkeit nein Eunuchität zu entfalten, sollten Bullshit-Steuer bezahlen müssen, 10 ct pro gelabertes Wort wäre angemessen.

Bei Interesse am Thema werde ich eine fundierte Monographie lesen. Dass hier so viele so viel dazu zu sagen haben, ist witzig.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 22.06.20:
hallo Terminator, dass sich hier so viele zu diesem Thema äußern, sehe ich zunächst gar nicht unter dem Gesichtspunkt der Qualität der einzelnen Beiträge. Es ist für mich ein wichtiges Indiz dafür, dass meine Vermutung stimmt, dass unter dem dünnen Eis fortschrittlicher Humantät Gewaktbereitschaft brodelt.

 DanceWith1Life meinte dazu am 17.07.20:
oder die Wahrnehmung derselben
Al-Badri_Sigrun (61)
(22.06.20)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 23.06.20:
Merci, Sigi. Ich denke auch, dass gewalttätige Kinder meistens Täter und Opfer sind.
Ich bin mir freilich noch nicht im Klaren darüber, wie ich die gewalttätigen Ausschreitungen in Stuttgart einordnen soll.
Herzliche Grüße
Ekki

 Thomas-Wiefelhaus (15.07.20)
Meine eigene Erfahrung: Ich - persönlich, Jahrgang 56 - habe MEHR SCHLÄGE von Gleichaltrigen bekommen.
Etwa von anderen Heimkindern.
Aber weitaus MEHR GEWALT von Erwachsenen.

Wäre ich früher geboren ...?

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 20.07.20:
Danke, Thomas, ich finde3 es gut, dass du zwischen Schlägen und anderen Formen von Gewalt unterscheidest.

 harzgebirgler (29.09.20)
das eis ist dünn und mobbing trägt zu bei
auch dank schier irrer smartphone-filmerei.

lg
henning

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 29.09.20:
Danke, Henning. Leider ist es so.
LG
Ekki
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