Weltliteratur von Thomas Mann

Sonett zum Thema Wertschätzung

von  EkkehartMittelberg

Der Nobelpreis schützte dich sehr lange
und du nahmst kein Blatt vor deinen Mund,
machtest Barbarei der Nazis weltweit kund,
vor ihren Schergen war dem Kritiker nicht bange.

Deutschland schloss dich wegen Propaganda aus.
Du trugst wahren deutschen Geist ins Ausland,
den man nicht im Nationalen fand,
dem Kosmopoliten galten Ruhm und Applaus.

Man ehrte dich mit ungezählten Preisen,
Weltliteratur sind die Romane und Novellen,
Manns Interpreten ganze Bibliotheken speisen.

Dein Stil ist Inbegriff von Kreativität,
Missgunst und Neid an deinem Ruf zerschellen.
Freilich bleibt unbestritten keine Majestät.

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Kommentare zu diesem Text


 susidie (25.06.20)
Lieber Ekki,
eine wunderbare Hommage an einen ganz, ganz großen Erzähler. Und wie passend deine kürzlich veröffentlichten Zeilen:
"Der, den Missgunst nicht anficht, hat sich Neid verdient."
Niemand steht unangetastet in diesem Licht.
Herzliche Grüße von Su :)

 Regina (25.06.20)
Ich liebe seine Schachtelsätze. LG Gina

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 25.06.20:
Danke, Gina, es geht mir auch so. Er kann aber auch kurz und prägnant.
LG
Ekki
Jo-W. (83)
(25.06.20)
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 EkkehartMittelberg antwortete darauf am 25.06.20:
Merci, Jo, es gibt sogar Literaten, die ihn auf ihrem Gebiet zu den besseren Nobelpreisträgern zählen.
LG
Ekki
Al-Badri_Sigrun (61)
(25.06.20)
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 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 25.06.20:
Grazie. Du hast eine gute Auswahl getroffen, Sigi. Ich würde noch den "Zauberberg" hinzuzählen, den ich momentan lese. Bei dieser Lektüre lerne ich ihn nicht nur als hervorragenden Stilisten, sondern auch als guten Philosophen schätzen, zum Beispiel seine Betrachtungen der Zeit.
Herzliche Grüße
Ekki

 TassoTuwas (25.06.20)
Hallo Ekki,
du hast die richtigen Worte für einen ganz Großen gefunden, der in dunklen Zeiten Licht und Hoffnung war.
Dafür Dank!
Herzliche Grüße
TT

 EkkehartMittelberg äußerte darauf am 25.06.20:
Danke für diese Anerkennung, Tasso.
Herzliche Grüße
Ekki

 Dieter_Rotmund (25.06.20)
Ja, ich finde seine blasierte Schreibe auch doof.

 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 25.06.20:
Hallo Dieter, man mag seinen Stil stellenweise als blasiert empfinden, aber seine Schreibe pauschal als doof abzutun, fällt auf den Kritiker zurück.

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 25.06.20:
Ja, dessen bin ich mir bewusst ...
Dennoch halte ich ihn bzw. sein Werk für überbewertet - Zeitgenosse Stefan Zweig schätze ich weit mehr!

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 25.06.20:
Es tröstet mich, dass wir in unserer positiven Einschätzung Stefan Zweigs übereinstimmen.

 Artname meinte dazu am 25.06.20:
Ich feier mal den Dieter, der ebenfalls "kein Blatt vor den Mund nimmt"!

 Dieter Wal (25.06.20)
Während Väter und Großväter direkt oder indirekt Millionen Menschen töteten, schrieb Mann Joseph und seine Brüder. Was für ein Kontrastprogramm.

https://de.wikipedia.org/wiki/Joseph_und_seine_Br%C3%BCder

Das Sonett erscheint mir leider eher gut gemeint.

Manns Bücher gehören für mich zu den mit Abstand besten der deutschen Prosa.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 25.06.20:
Schön, dass du an den vielleicht bedeutendsten Roman Thomas Manns erinnerst.
Deine Kritik meines Sonetts ist ein Geschmacksurteil, das ich gelassen entgegennehme.

 AZU20 (25.06.20)
Ja, Thomas Mann, der hat's. Gut erkannt. LG

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 25.06.20:
Danke, Armin, alles und jedes freilich nicht.
LG
Ekki

 BeBa (25.06.20)
Nicht immer mein Fall, aber der Zauberberg hat mich damals gefesselt (und das will bem Thoms-Mann-Stil etwas heißen ).
"Der Tod in Venedig" ist mein liebstes Werk von ihm.

LG
BeBa

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 25.06.20:
Merci, Beba, der "Tod in Venedig" ist übrigens ausgezeichnet verfilmt worden, Die sich an dem Stil Thomas Manns stoßen, müssen einräumen, dass es weitere hervorragende Verfilmungen gribt, wie zum Beispiel " Die Buddenbrooks mit Hans Jörg Felmy und Hanns Lothar oder "Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull" mit Horst Buchholtz.
LG
Ekki

 BeBa meinte dazu am 25.06.20:
Völlig richtig, die beiden Verfilmungen habe ich gesehen. Sehenswert.
Aha (53) meinte dazu am 26.06.20:
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 26.06.20:
hallo Aha, solche diferenzierten Kommentare nenne ich Literaturkritik. Jeder kann einen schnellfertigen abfälligen Satz über Thomas Mann raushauen.. Du zeigst, dass die Würdigung dieses Poeten komplizierter ist. Wenn es um sprachliche Innovation geht, gehört er nicht zur Avantgarde. Auf der anderen Seite hat er die Sprache des deutschen Romans in der Folge der Klassik durch subtile Ironie und syntaktische Varitionen vervollkomnet wie kein anderer. Das lese ich aus deinem Kommentar heraus und dafür danke ich dir.
Beste Grüße
Ekki

 TrekanBelluvitsh (25.06.20)
Vielleicht sollte man eine Kaserne nach ihm benennen. Denn das würde sowohl die richtig heißen Militaristen als auch die richtig heißen Literati auf die Palme bringen.
;-)

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 25.06.20:
Hallo Trekan, er hatte ja eine Freude an ironischen Pointen, aber ich glaube, in dem Falle wäre sein Verständnis für Ironie überfordert gewesen. :)

 TrekanBelluvitsh meinte dazu am 25.06.20:
Ja, ich gebe zu, dass ich das gerne sehen würde, auch ohne Rücksicht auf den Autor.

 AchterZwerg (26.06.20)
Obwohl ich mich zu seinen glühenden Verehrerinnen zähle, möchte ich doch anmerken, dass du seinen Lebenslauf "leicht" geschönt hast.
In seinen "Politischen Schriften" gibt es so manche Stelle zum Fremdschämen, ebenso bei seinen antisemitischen Äußerungen.
Auch stand er dem Nationalsozialismus durchaus nicht von Anfang an feindselig gegenüber.
Aber: Er lernte aus seinen Fehlern und ist - so oder so - für mich einer der größten Schriftsteller überhaupt.
Gerade in den Josephsromanen beweist er sein überaus großes Talent für historische Zusammenhänge, seine stets gründliche Recherche und die Fertigkeit, Mythos und Jetztzeit problemlos aneinanderzubinden.

Liebe Grüße
Piccola

Kommentar geändert am 26.06.2020 um 20:01 Uhr

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 27.06.20:
Hallo Picola, es ist richtig, dass der junge Thomas Mann politisch gesehen problematisch war. Aber er hat sich von den Nazis und seinem Antisemitismus zu einem Zeitpunkt distanziert, zu dem man ihm nicht Opportunismus unterstellen konnte. Anders ausgedrückt: Sein politischer Wandel war übewrzeugend. Das ist für mich entscheidennd.
Liebe Grüße
Ekki

 harzgebirgler (27.09.20)
zwar war sein bruder heinrich auch nicht ohne
doch thomas gebührt zweifellos die krone.

lg
henning

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 27.09.20:
Merci, Henning. Ich lese momentan den "Zauberberg" und komme auch zu diesem Urteil.
LG
Ekki
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