Das alte Telefon

Innerer Monolog zum Thema Alleinsein

von  AchterZwerg

Nabelschnur –
die mich mit der Welt verbindet
In deiner Tiefe
sind Wörter versiegelt

Manchmal
rufe ich die Zeitansage an

lausche bis zum Überdruss
Minuten und Sekunden
die sich zu Äonen teilen
mir das Greisenhirn zerbohren


Anmerkung von AchterZwerg:

Keine Sorge: Nix Autobiographisches.

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Kommentare zu diesem Text


 niemand (28.06.20)
Sehr gut gelungen dieses Bild bezüglich des "Alleinseins".
Und "Autobiographisches" habe ich nicht vermutet, obwohl
sie nicht schadet, diese Bemerkung, weil nicht selten jemand
vermuten könnte und so weiter und so fort
Mit lieben Grüßen, Irene

 AchterZwerg meinte dazu am 28.06.20:
Du sagst es, meine Liebe.
Hat man ein gewisses Alter erreicht, fällt man vollautomatisch in gewisse Schubladen. Es gilt fortan, das Gegenüber spontan zu überzeugen ... meistens gelingt das nach einem Satz oder durch natürliche Autorität.
80 war ich allerdings noch nie und weiß deshalb nicht, ob das dann immer noch so einfach sein wird.

Liebe Grüße
Heidrun
Konkret (54)
(28.06.20)
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 AchterZwerg antwortete darauf am 28.06.20:
Gottlob bin ich selber noch nie von der Zeitansage angerufen worden!
Ich glaube, dass ich sofort auf Petrus oder dessen Vorgesetzten tippen würde ...

Bange Grüße
der8.

 DanceWith1Life schrieb daraufhin am 28.06.20:
gibt es diesen Weckdienst gar nicht mehr, der einen mit der Zeitansage weckt?
Jo-W. (83)
(28.06.20)
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 AchterZwerg äußerte darauf am 28.06.20:
Danke schön, J.

Mir fehlt es leider häufig an Gelassenheit. :(
Darf ich daraus schließen, dass ich noch nicht einmal die Pubertät vollständig durchlebt habe?

Fragende Grüße
der8.

 EkkehartMittelberg (28.06.20)
Hallo Picola, wenn man deinen Text liest, weiß man, wofür es gut ist, auf kV zu kommunizieren.
Liebe Grüße
Ekki

 AchterZwerg ergänzte dazu am 28.06.20:
Das sehe ich ähnlich, lieber Ekki.
Und wenn sich dort noch Erfahrung, Wissen und Charme die Hände geben, ist der Forentag gerettet. :)

Herzliche Grüße
Piccola

 monalisa (28.06.20)
Lieber 8., die Einsamkeit wird sehr spürbar, der Wunsch nach Gemeinschaft und Kommunikation, ohne dass ein Lamento des Selbstmittleids wird. Gefällt mir, wie du das hier widergibst!

Liebe Grüße
mona

 AchterZwerg meinte dazu am 28.06.20:
Ja,
das gewöhnliche Mitleid unterscheidet sich gravierend vom Mitleiden. - Zu oft wird die Gunst der Stunde genutzt, seine eigenen Probleme langatmig in den Vordergrund zu schieben.
Gern auch in Telefonaten.

Ein Grund mehr, in dieser Hinsicht eher sparsam zu agieren. - Das Alter sorgt allerdings auf seine eigene Weise für Enthaltsamkeit.

Herzliche Grüße
der8.
Stelzie (55)
(28.06.20)
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 AchterZwerg meinte dazu am 28.06.20:
Da stimme ich zu.
Ich kenne alte Damen, die von ihren Smartphones vollständig besessen sind. Das piept und bimmelt ohne Unterlass; jede Scheißapp wird sofort heruntergeladen und die Umwelt mit deren
Statements bekannt gemacht ...

Das ist zuweilen zum Kotzen!

Herzlichst
der8.
Sätzer (77)
(28.06.20)
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 AchterZwerg meinte dazu am 28.06.20:
Hmm.
Das lass mal nicht uns' Lothar hören ...

 FRP (28.06.20)
"I was feeling kind of lonesome and blue / I needed somebody to talk to / so I called up the operator of time / just to hear a voice of some kind/ when you hear the peep it' will be 3 o`clock /
she said that for over an hour and I hung up"
;-)

trotzdem ein guter Text!

Bob Dylan - Talking World War Three Blues, 1962

 AchterZwerg meinte dazu am 28.06.20:
Bin Bob Dylan Fan, aber würde schon deshalb nicht vom Meister abschreiben.
Die Einsamkeit & das Telefon sind, glaube ich, beliebte Themen der Lyrik und schon oft besungen worden.

Es freut trotzdem, dass dir mein Gedicht gefällt, gerade wegen der unerreichbaren "Vorlage."

Leicht gekränkte Grüße
der8.

Antwort geändert am 28.06.2020 um 13:40 Uhr
Agnete (66)
(28.06.20)
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 AchterZwerg meinte dazu am 28.06.20:
Liebe Agneta,

hat dein Smartphone versagt?
Oder wer, bitte schön, ist Bold? Darf ich den zu meinen Verehrern zählen?

Lächelnde Grüße
der8.

 FrankReich meinte dazu am 03.07.20:
Also ich, ich würde ja auf Humboldt oder Wichsbold tippen. Bis bold mal. 😄
Fisch (55)
(28.06.20)
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 AchterZwerg meinte dazu am 28.06.20:
Ja, liebwerter Fisch,

in echt sitze ich Tag und Nacht vor dem Telefon und erträume mir einen Anruf von d i r! - Nun schreibst du sogar; und ich weiß vor Freude weder aus noch ein,

überglückliche Grüße
dein8. :)

P.S.: Anmerkungen sollten grundsätzlich nicht überlesen werden ...

 TassoTuwas (28.06.20)
Hallo Zwergi,
mein Greisenhirn erinnert sich noch gern ans Fräulein vom Amt!
Doch Autobiographisches
Liebe Grüße
TT

 AchterZwerg meinte dazu am 28.06.20:
Ja,
an jenes "einzigartige" Fräulein erinnere ich mich ebenfalls gut.
Und an dessen gutturale, angenehme Stimme.
Da kommt Dagmar Berghoff (1. Tagesschauverkünderin) nicht mit!
Und überhaupt: Die ganze Telefoniererei erscheint mir im Nachhinein romantischer als heute. Auch wegen der zahlreichen Fehlverbindungen.
In vorcoronösen Zeiten - damals, als es noch Flohmärkte gegeben hat - habe ich mal ein solches wunderbares Telefon gesehen, bin mir aber nicht sicher gewesen, ob man das überhaupt noch anschließen kann.
Weiß auch nicht, was mein Laptop davon halten würde ...

Durchzuckt hat es mich trotzdem mächtig, angeleitet von einem übermächtigen Schönheitstrieb.

Nostalgische Grüße
der8.

Antwort geändert am 28.06.2020 um 18:31 Uhr
Al-Badri_Sigrun (61)
(28.06.20)
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 AchterZwerg meinte dazu am 29.06.20:
Diese Kugeln, liebe Sigrun,
schmecken wirklich lecker!
Ich habe früher mal in den Ferien bei Ferrero gejobbt. Da gab es "zur Belohnung" an jedem WE ein Päckchen mit deren gängigen Produkten.
Schnell avancierte ich zum Liebling so mancher studentischen Wohngemeinschaft ... :) - Mir selber waren die Teilchen nach einer gewissen Zeit nicht mehr genehm.
Das hat sich aber inzwischen wieder geändert!

Herzliche Grüße
der8.

 eiskimo (28.06.20)
Ich habe früher beim Fernsehen schon mal nur den "Schnee" geguckt, nach Sendeschluss. Das hatte was Beruhigendes.
Gibts heute auch nicht mehr....
chronisch überreizt grüßt
Eiskimo

 AchterZwerg meinte dazu am 29.06.20:
Genau *lach.
Spätestens nach dem Aufwachen fiel auch mir das Krisseln ins Auge ...

 TrekanBelluvitsh (29.06.20)
Heute bestimmt an google outgesourcet...

 AchterZwerg meinte dazu am 29.06.20:
Kann gut sein! :D

 AvaLiam (30.06.20)
Lieber Achter...

...das erinnert mich doch an meine Jugend, also an die frühe Jugend. Vielleicht war es auch die späte Kindheit.

Nach der Schule mussten wir auf den Schulbus warten - manchmal über eine Stunde.
10 Schritte entfernt von der Bushaltestelle war eine gelbe telefonzelle. In ihr prangerte ein großer grauer Kasten mit Wählscheibe. Die Zeitansage war kostenlos.

Als beliebtes Mobbingobjekt flüchtete ich mich oft in die diese Telefonzelle, wenn die wenigen Schutzpersonen nicht vor Ort waren.
Ich legte dann immer 4 20-Pfennig Stücke auf den Apparat, steckte dann ab und an eins hinein - welches natürlich später durchfiel. Aber erst mal sah es so aus, als ob ich telefoniere.
So ließ man mich in Ruhe und so lange ich Kleingeld in den Schacht warf, vertraute man auf die Notwendigkeit.

Die freundliche Stimme der Dame am anderen Ende der Leitung hatte etwas Beruhigendes, beinahe Meditatives.
Meine Lippen formten die nächste Zeitansage und ich betrachtete die Dame als meinen Schutzengel.

Immer wenn ich auflegte und das Geld aus dem Schacht nahm, kam ich mir angenommen vor. Immerhin hat die Dame nicht einfach aufgelegt. Man wurde zwar nach einer gewissen Zeit der Untätigkeit vorgewarnt, dass die Verbindung gleich unterbrochen wird - konnte aber durch Tastendruck das jähe Ende dieser vertrauten und wohltuenden Verbindung aufrechterhalten.


Und ganz ehrlich Achter? Ich habs vergessen!!! Also ewig, wirklich ewig nimmer daran gedacht.
Dann diese Zeilen von dir und wie sie per Anruf die Zeit vertreiben.
Ich hab die Zeilen schon verstanden. Aber glaube mir - diese Zeitansage war echt Gold wert...für mich.

Ich bin dankbar dafür, dass es sie gab - sowie ich dankbar bin für diese - für mich - wertvolle Erinnerung.

Herzlichst - Ava

 AchterZwerg meinte dazu am 08.07.20:
Liebe Ava,

ich glaubte, deinen freundlichen Kommentar längst beantwortet zu haben und bin erst durch Schneewittchens Beitrag auf mein Versagen aufmerksam geworden.
Ist ja eigentlich kein Wunder: Sie ist ja die natürliche Muttertochterfrau von uns Zwergen.
Von allen! :)

Gruß
der8.
Schneewittchen (40)
(08.07.20)
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 AchterZwerg meinte dazu am 08.07.20:
Hallo Schneewittchen,

als Minizwerg besaß ich seinerzeit ein eigenes Telefon.
Das war rot und hatte eine beige Wählscheibe.
Irgendwann konstruierte mein älterer Bruder sein erstes Walkie Talkie - was das Ende für mein Telefon und den damit verbundenen Spaß bedeutete ...

Heutnochheul
der8

 Willibald meinte dazu am 14.07.20:
Salute, Achter!

Habe gerade eine alte Zeichnung Willibalds gefunden, dieser Zwerg hat auch telefoniert. Kunscht ist Verbindung.
Überzeitliche.



greetse
ww

Antwort geändert am 14.07.2020 um 16:10 Uhr

 AchterZwerg meinte dazu am 14.07.20:
Einmal und
gleichzeitig für immer verbunden!

Wenn das nix ist ...

 harzgebirgler (09.09.20)
'fernsprecher*, die noch mit recht so heissen,
konnten menschen mehr zusammenschweissen
als der ganze neumoderne kram
der die welt wie'n virus überkam:
alle sind nur noch von sich entzündet
was längst von weitaus größ'rer öde kündet.

gruß
harzgebirgler

 AchterZwerg meinte dazu am 10.09.20:
Du sagst es.
Aber ich telefoniere heute noch meist über Festnetz.

Trotzige Grüße
der8.

 Enni (03.11.20)
Hallo 8.,
gefällt mir gut, dieser innere Monolog.
Ist bildhaft, hat Tiefe und unterscheidet sich wohltuend
von vielen jammernden Texten über Einsamkeit.
Dennoch oder gerade deshalb kommt das Feeling rüber.
Bei mir zumindest.
(Und in Coronazeiten gewinnt das Telefon noch mal mehr an Bedeutung ...)

Lieben Gruß
Enni

 AchterZwerg meinte dazu am 03.11.20:
Vor Corona, liebe Enni,

hatte ich nicht einmal eine Telefon-Flatrate.
Jetzt bin ich einmal monatlich froh über die notwendige Änderung ...

Vielen Dank und herzliche Grüße
der8.

 Teo (20.04.24, 09:50)
Na, das ich dieses Werk noch einmal zu sehen bekomme.
Ich kenne diesen alten Dingen noch.
Auch die ganz alten. W48. Klasse.
Und ich hatte immer ein Netz.
Danke.
Teo

 AchterZwerg meinte dazu am 20.04.24 um 13:12:
Nee,
am Netz herrschte kein Mangel.
Und überhaupt. Zuweilen beherrscht mich die Meinung: Vor der Digitalisierung ging alles schneller  - und einfacher!

 Teo meinte dazu am 20.04.24 um 13:26:
Schneller?
Eher nicht. Mit etwas Übung könnte man sogar mit der Hörergabel wählen. Um die Nummernscheibe zu schonen.
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