Wenn eine/r der Anhänger_innen der Protestbewegungen der letzten Jahre (erinnert sich noch jemand an Occupy?) mit schöner Entrüstung "Recht", "Gerechtigkeit", "gleiche Rechte" verlangt, so steht er/sie damit nur unter dem Drucke seiner/ihrer Unkultur, welche nicht zu begreifen weiß, warum - und jetzt wechseln wir zum generischen Femininum - sie arm ist, am Leben... Ein Ursachen-Trieb ist in ihr mächtig: jemand muss schuld daran sein, dass sie sich schlecht befindet... Auch tut ihr die "schöne Entrüstung" selber schon wohl, es ist ein Verngügen für alle armen Me-Too´s (sic! im Original) zu schimpfen- es gibt einen kleinen Rausch von Macht. Schon die Klage, das Sich-Beklagen kann dem Leben einen Reiz geben, um dessentwillen man es aushält: eine feinere Dosis Rache ist in jeder Klage, man wirft sein Schlechtbefinden, unter Umständen selbst seine Schlechtigkeit denen, die mehr Glück im Leben hatten, wie ein Unrecht, wie ein unerlaubtes Vorrecht vor. "Bin ich Frau-ü40 oder Hartz4´ler, so solltest du es auch sein": auf diese Logik hin sind alle Protestbewegungen gebaut. - Das Sich-Beklagen taugt in keinem Falle etwas: es stammt aus der Schwäche. Ob man sein Schlecht-Befinden andern oder sich selber zumisst oder wie der durchschnittliche aggressiv-schuldbewusste TAZ-Leser anderen und sich selber gleichzeitig, macht keinen eigentlichen Unterschied. Das Gemeinsame, sagen wir auch das Unwürdige daran ist, dass jemand schuld daran sein soll, dass man leidet - kurz, dass der Leidende sich gegen sein Leiden den Honig der Rache verordnet. Die Objekte dieses Rach-Bedürfnisses, als eines Lust-Bedürfnisses sind Gelegenheits-Ursachen: der Leidende findet überall Ursachen, und sei es das Klima!, seine kleine Rache zu kühlen. Fridays for Future - wozu eine "Future", wenn es nicht ein Mittel wäre, das "Hier und Jetzt" zu beschmutzen? Es sind alles nur verkappte Christen, die ihr "jüngstes Gericht" wollen, als ihren süßen Trost der Rache...