Heute gelesen: Schreiben nach Gehör - Statement eines Kaffeesachsen
Ansprache zum Thema Sprache/ Sprachen
von AvaLiam
Anmerkung von AvaLiam:
Eine kleine, fixe Spielerei für zwischendurch.
Eiskimo ist schuld
Es gibt natürlich auch im Sächsischen zahlreiche Dialektunterschiede. Ich leide unter dem Einfluss des Dresdner Dialektes und dem Erzgebirgischen. ( Äehrzgäbüürge )
Generell wird im sächsischen Schriftbild auf genau soviel Sprachunterstützung verzichtet, wie im Gesprochenen. Ich habe das der "Einfachheit" halber ergänzt, um die Laute einfacher nachformen lassen zu können.
Grundsätzlich werden alle Laute, die sich zwischen einem A und O bewegen - wie z.B. bei "oder" - zu sächsisch "odr" ohne zusätzliche Vokale und Umlaute geschrieben, da "wir" ja "Bescheid" wissen. (Wie im Arabischen - die schreiben ab der 6. Klasse auch kein A, U, I als Kurzvokal mehr mit, wie auch in fast allen Büchern, Zeitschriften und im Schriftverkehr darauf verzichtet wird, mit Ausnahme von Kinderbüchern, Lyrik, Wörterbüchern und des Korans. Als Langvokal oder nicht eindeutiger Kurzvokal werden sie jedoch in unterschiedlichen Formen/Zeichen mitgeschrieben.)
Und weil wir grad bei Arabisch waren - auch ist es entscheidend, welche Worte/welches Geschlecht vor/nach manchen Wörtern kommen. So wird "wir" auch als "wiehr" ausgesprochen, wenn es z.B. am Satzanfang steht.
Im Text habe ich dann "oudoar" verwendet. Das "ou" wird laaaangezogen - "oar" wird verwendet, wie der Ausruf "O", nur kürzer und als Mittelding zwischen A und O, beispielweise wie bei "Ocker" das "O".
Auch "wir" wird einfach zu "wr" - ja, der Sachse ist sparsam - und aus dem "i" wird auch ein kurzes "O" wie das "o" bei "tollen".
Das "öä" wird fast so wie das "ö" in öfter/öffentlich gesprochen, allerdings mit der Tendenz zu "ä". Man lege sich gedanklich die Worte "Möhre" und "Mähre" übereinander und versuche, sie gleichzeitig auszusprechen. Dann müsste es etwa passen.
Das sind nur Beispiele.
Für weitere Nach- und Rückfragen stehe ich Ihnen unter Pn oder der anschließenden Kommentarmöglichkeit gerne zur Verfügung.
Fertsch!
Kommentare zu diesem Text
(03.08.20)
Aber solang ein "Oachkatzlschwoaf" ein Eichhörnchenschwanz bleibt, ist ja alles gut.
Jo mei, a bisserl bairisch kann i awa aa.
Erinnerungen an Österreich / Bayern.
Interessant finde ich - jedenfalls geht es mir so - dass es Menschen gibt, die sich Dialekte sehr schnell annehmen, wenn sie sich im Anderswo wohl und gut aufgehoben fühlen, ein Heimatgefühl entwickeln - quasi.
Grundsätzlich sind wir also für (fast) jede Sprache offen.
Dschüssie und a Guadnacht
Ava
Heißt ein Auto wirklich "Möbbl" bei euch?
Nee, das ist wirklich zu schön! Wie überhaupt die komplette Einführung ins Ausländische.
Entzückte Grüße von einem Gaofaou-Winzling.
(Wie heißt überhaupt 8. Zwerg auf Sächsisch?)
Auto hat unterschiedliche Verwendungen in der Umgangssprache - wie im Grunde überall und wie viele Dinge haben.
In Sachsen werden diese unterschiedlichen Bezeichnung meiner Meinung nach aber vielmehr verwendet, als anderswo.
Zum Auto: Wenn wir einen großen Benz sehen, Audi, BMW oder Vergleichbares, dann heißt es dann eher "Guddschä" (Kutsche)
Alte und/oder ungepflegte/defekte Autos heißen zumeist "Goarre" (Karre) und kleine Autos, wie z.B: Twingo, Panda, Corsa, Fiesta nennt man "Möbbl" (ich nehme an, eine Verunglimpfung von Automobil).
So finden sich viele Bezeichnung - unabhängig ihres "dreckigen" Charakters, als direkte nähere Erklärung zum "Ding/Etwas".
Vom Prinzip her wie im Chinesischen Zahlwörter z.B. direkt angeben, ob das, was du zählst, groß oder klein, dick oder dünn, männlich oder weiblich, alt oder neu ist.
Wie gesagt - das gibt es auf die gesamte deutsche (Umgangs)Sprache verteilt - wird aber eher sparsam verwendet.
"Seht euch mal den Lulatsch an." ist deutschlandweit verbreitet. Damit weiß jeder sofort: Es geht um einen hochaufgeschossenen, schlacksigen, auf-den-Beinen-unsicher-wirkenden (und oft auch etwas trotteligen) Mann.
Sachsen haben eine sehr direkte Sprache und "faggln ni langä", hauen´s raus, was sie denken.
"Dubissdoch ni gans reejnä" (Du bist doch nicht ganz sauber)
"Beij diehr bliddsds wouhl?" (Bei dir blitzt es wohl? Du spinnst doch?) ...sind typische und alltägliche Formulierungen.
Das mal noch so nebenbei.
Schön, dass es "ä bissl Schbous gmacht hoad".
Ischwünnschdoar noachn guddn Toach - dä Aowao
Alte und/oder ungepflegte/defekte Autos heißen zumeist "Goarre" (Karre) und kleine Autos, wie z.B: Twingo, Panda, Corsa, Fiesta nennt man "Möbbl" (ich nehme an, eine Verunglimpfung von Automobil)."
Die dadurch näher bezeichnete besondere Wertschätzung speziell für A u t o s in Sachsen ist eine eigene Untersuchung wert. Das Vietnamesische kennt verschiedene Anredeformen für Menschen je nach Verwandschaftsverhältnis und sozialem Status. Dadurch wird eine besonders komplexe Sozialstruktur unter Vietnamesen erkennbar. Das gilt offensichtlich auch für Sachsen, wenn sie sich gerade über Autos verständigen.
Ich danke Dir für diese humorvollen informativen Beiträge!
Auch in anderen Sprachen gibt es das statushabhängige Grußwort.
Nun ja - ich hab eine Goarre. 15 und überarbeitungswürdig.
Ich danke dir fürs Lesen und Hören.
Bis bald - Andrea
Liebe Grüße - Ava
(06.08.20)
Schön, dass ich dich zum Lachen bringen konnte. Dann ist ja meine Mission fürs Wochenende erledigt.
In diesem Sinne: lass den Sommer in dein Herz und hab ein schönes Wochenende.
Herzliche Grüße - Andrea
Aber dass wir in diesem Land so ausdrucksstark sind, ist eine wundervolle Erkenntnis. Ich habe gestaunt und mich gefreut!
LG
Eiskimo
Ja, da hast du etwas auf den Plan gerufen.
Das Schlimme daran ist/war, dass ich 2 ganze Tage kein Deutsch mehr sprechen konnte, da ich einfach zu viel "sächsisch" gedacht habe. Schlimm!
Freunde gingen mir aus dem Weg. Nachbarn schauten mich ungläubig an.
Meine Katze suchte das Weite in unserer Wohnung.
Nur meine weit entfernte Familie wollte mit mir telefonieren.
Schön, dass dir die Spielerei gefallen hat.
Verschwitzte Grüße - Ava
Baldige Abkühlung wünscht uns
Eiskimo
Herzliche Grüße
Ekki
welch eine, mich herzlich freuende Ehre an diesen, offiziell zum "schlimmsten" gewählten Dialekt.
der schönste Dialekt - so hab ich oft gelesen und gehört - ist der bayrische...preußische...nordische...schwäbische..."kölsche" oder auch der sächsische.
Sicher gibt es dazwischen und drumherum auch noch ganz viele andere.
Ich kann es gar nicht wirklich ausmachen, welcher mir am besten gefällt oder welchen ich als schlimm empfinde.
Sauerland, Ruhrgebiet, Lausitz, Pfalz...
Und noch soooo viele Orte, an denen ich war, die mich, wie eine zweite Heimat, aufgenommen haben, voller Geborgenheit und Wohlgefühl.
Meine Muttersprache wird immer "Sächsisch" bleiben.
Doch lausche ich auch gern den vielen anderen Sprachen und Dialekten um mich herum. Jede hat ihr eigene Persönlichkeit.
So wie die Landschaft und die Menschen selbst.
Es ist so schön, durch den Klang der Aussprache an einen Ort erinnert zu werden, an dem man schöne Stunden verbracht hat oder an einen nahen Menschen.
Ein Gespräch gar entführt einen beinahe zurück und Erinnerungen werden lebendig.
Wir sprechen uns.
versprochen - Ava
ich bin ganz deiner Meinung. Der schönste Dialekt ist der, den man gerade hört und spricht. Eines haben sie alle gemeinsam: Sie entriegeln verschlossene Herzen.