Rupi Kaur - Die bestverkaufte Menstruationslyrikerin der Jetztzeit

Erzählung zum Thema Unreife

von  toltec-head

Bis ich vor exakt 53 Minuten von ihr in der FAZ-Online las, kannte ich sie ehrlich gesagt auch nicht. Dabei ist sie laut FAZ nicht nur die im Moment bestverkaufte Dichterin sondern die "bestverkaufte Dichterin aller Zeiten". Am zweitbesten verkauft ist immer noch der von ihr erst jüngst abgehängte Homer. Der Artikel ist unter einer Bezahlschranke, aber aus dem Appetizer entnehme ich, dass Fräulein Kaur im März 2015 berühmt wurde, weil sie auf Instagram das Foto einer zusammengekrümmten jungen Frau mit Periodenfleck an der Hose postete. Zitat: "Warum sollten sich Frauen für ihre Natürlichkeit schämen?" Ihre in der Folgezeit erschienen beiden Gedichtbände verkauften sich zusammen bisher sieben Millionen Mal. Auf Instagram postet sie auch weiterhin kleine mit sehr schlichten Handzeichnungen illustrierte Gedichtlein, bei denen sie ausschließlich Kleinschreibung verwendet. Wikipedia:"Kaur schätzt dabei insbesondere, dass alle Buchstaben gleichbehandelt werden, weil dies auch ihrer Weltsicht entspricht." Warum eigentlich noch mit einem verkrüppelten X-Chromosom schreiben? Fairerweise sollte alles Getextete nur noch aus vollwertigen, exakt gleichen XXen mit Periodenflecken als Sinnbeilage bestehen. Sry, meinte natürlich xx.

Ich fass mal eines ihrer neuesten Gedichte auf Instagram zusammen:

Sie kommt Nachhause und beklagt sich bei ihrer Mutter, dass Männer auf der Straße sie belästigt hätten. Die Mutter sagt ihr, sie solle nicht so kurze Röcke tragen und in der U-Bahn die Beine nicht spreizen. Kaur findet:"That doesn´t even make sense!" Wie sie sich auch anstelle, niemals werde es ihr gelingen, die Hälfte der Population davon zu überzeugen, dass ihr Körper nicht ihr Bett sei. Moral von der Geschicht: Frau darf in der U-Bahn im Sommer ruhig mit kurze Röcken die Beine spreizen. Die Männer mögen denken, was sie wollen, Frau ist jedenfalls nicht ihr Bett.

Frenetisch jubelnde Kommentare, die dann ihrerseits zehtausendmal geliked  werden. Ein Fräulein Syrah.Kai schreibt: "Mein Körper. Nicht euer. Meiiiiiiin. Kapiert ihr´s? Er ist mein. Vielleicht möchte ich mit einem ausgewählten Personenkreis etwas teilen. Aber ich bestimme die Bedingungen. Mein Körper. Meiiiiiiin."

Die FAZ  ("Zeitung für Deutschland") sieht Kaur auf absoluter Augenhöhe mit Goethe. Die Meine-Zeitung, der Mein-Körper, das Mein-Gedicht... Und damit sich das Mein-Bankkonto am Monatsende wieder füllt, muss ich auch morgen früh wieder zur Arbeit gehen. Als alternder schwuler Mann, der eigentlich nur noch ein Ziel im Leben hat, nämlich mit möglichst vielen anderen Männern in seinem Leben, bei denen Hauptsache der Schwanz noch steht, Sex zu haben, kommt man da kaum noch mit. Liegt aber sicherlich nicht an der weltweit sich durchsetzenden Kultur total abhängiger Angestellter mit Genderstern und Mehrwert-Menschenrechten, sondern an meinem verkrüppelten Y-Chromosom.

Wer fistet mich noch?


Anmerkung von toltec-head:

https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/themen/phaenomen-rupi-kaur-weshalb-lyrik-auf-instagram-so-gut-funktioniert-16891673.html

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Kommentare zu diesem Text


 Judas (06.08.20)
Kannte diese Person auch nicht bevor ich jetzt deinen Text las aber klingt nach Krebs.

 Dieter Wal (06.08.20)
Da hast Du zwar leider nicht Alan Ginsberg der Neuzeit, doch immerhin Sappho Now entdeckt. Herzliche Glückwünsche! Und Menstruationslyrik erhält eine ganz eigene, ungeahnte Bedeutung! Du bist der Beste!
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