Supermans Höhenflüge. PREDIGT. PARODIE.

Text

von  Willibald

Und Jesus ging von dort weg und kam in seine Vaterstadt Nazareth, und seine Jünger folgten ihm nach.    Und als der Sabbat kam, fing er an zu lehren in der Synagoge. Und viele, die zuhörten, verwunderten sich und sprachen: Woher hat er dies? Und was ist das für eine Weisheit, die ihm gegeben ist? Und solche Taten geschehen durch seine Hände?
Ist der nicht der Zimmermann, Marias Sohn und der Bruder des Jakobus und Joses und Judas und Simon? Sind nicht auch seine Schwestern hier bei uns? Und sie ärgerten sich an ihm.
Jesus aber sprach zu ihnen: Ein Prophet gilt nirgends weniger als in seinem Vaterland und bei seinen Verwandten und in seinem Hause.
Und er konnte dort nicht eine einzige Tat tun, außer dass er wenigen Kranken die Hände auflegte und sie heilte.
Und er wunderte sich über ihren Unglauben. Und er zog rings umher in die Dörfer und lehrte.
(Markus-Evangelium 6,1-13)

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn, ihr habt das Wort Gottes gehört. Ihr habt von Jesus in der Synagoge von Nazareth gehört.  Nun etwas anderes, aber doch auch hierher gehörig. Kennt ihr, liebe Brüder und Schwestern,  die Superman-Filme von Richard Donner, Richard Lester, Sidney Furie und wie die Regie-Väter dieser Filme alle heißen? Ein Sohn, der von seinem himmlischen Vater  auf die Erde geschickt wurde, um ein Retter für die Menschheit zu sein - das sind nur die grundlegendsten Parallelen, die diesen "Superman", wie er in literarischen und popkulturellen Kreisen genannt wird, zu einer Christusfigur machen. Er hat eine Doppelnatur als der unscheinbare Clark Kent und der wunderbar mächtige Superman. Sogar sein Erzfeind, Lex Luthor, hat einen Namen, der auf den Teufel selbst schließen lässt, Luzifer.  Jesus - Menschensohn und Gottessohn zugleich.

In all diesen Spielfilmen entwickelt sich  Superman als Christusfigur zu wahren  Höhenflügen. Da gibt es den Titel  „Superman kehrt zurück“, mit seinen Anklängen an die Wiederkunft Christi. Aber - warum "aber" - in diesem Film stirbt Superman buchstäblich durch einen Kryptonitsplitter, der ihm in die Seite gestoßen wird, um anschließend wieder auferstehen zu können und schließlich in den Himmel aufzusteigen, von wo aus er verspricht, "immer da zu sein", um den Bedürftigen auf der Erde zu helfen.

Superman als Retter ist in diesem Szenario  kaum ein subtiles, verborgenes  Thema, sondern ein offenbares. Aber erstaunlicherweise kauft Lois Lane das alles ihrem „Heroen“ nicht ab. In den fünf Jahren, in denen Superman auf der Suche nach den Überresten seines Heimatplaneten Krypton unterwegs war, wurde sie für einen Leitartikel mit dem Titel "Warum die Welt keinen Superman braucht" mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet. Der einzige Hinweis, den wir als Zuschauer auf den Inhalt ihres Artikels erhalten, stammt aus einem Dialog zwischen Lois Lane und dem Superman-Mann nach seiner Rückkehr. Sie erzählt ihm, dass sie in der Zeit, in der er weg war, mit ihrem Leben weitergemacht hat und dass sich auch die Welt weiterentwickelt hat. "Die Welt braucht keinen Retter", sagt sie Superman, "und ich auch nicht". Wenn man sich nicht darauf verlassen könne, dass Superman alle  Bösen und Feinde vernichtet, dann sollte man den Kampf besser allein weiterführen.

Das ist eine Auffassung, ein  Gefühl, das nicht weit von den Ereignissen  entfernt ist, die der Evangelist Markus  uns berichtet, dass nämlich Jesus ungefähr in der Mitte seines Lebens  in seine Heimatstadt zurückgekehrt ist. Am Sabbat kam er in die Synagoge, wo er seit seiner Kindheit bekannt war. Wie jeder Ehrengast ist  er eingeladen, die Schriften, die an diesem Tag gelesen wurden, zu erläutern. Markus  berichtet, dass "viele, die ihn hörten, erstaunt waren". Aber anscheinend waren nicht alle allzu sehr  beeindruckt. Das Sprichwort sagt: "Vertrautheit erzeugt Verachtung." Vielleicht waren einige dort in Nazareth einfach zu vertraut mit Jesus. "Ist dies nicht der Zimmermann, der Sohn der Maria ... und sind nicht seine [Brüder und] Schwestern hier bei uns? "Er hält sich für einen großen Propheten oder Wundertäter, nicht wahr? Nun, wir kannten ihn als einen Dreikäsehoch, mit  laufende Nase, mit Dreck bedeckt, spielte auf der Straße.

Diese Leute waren nicht einfach unbeeindruckt oder unempfänglich, sie waren "beleidigt", dass Jesus eine solche Autorität beanspruchen würde. Offenbar kam diese Reaktion auf seine Lehre für Jesus nicht überraschend. Er zitierte ihnen ein Sprichwort: "Propheten sind nicht ohne Ehrung, außer in ihrer Heimatstadt und unter ihren eigenen Verwandten und in ihrem eigenen Haus".

Was Jesus jedoch zu erstaunen schien, war ihr "Unglaube" angesichts der Heilungen, die er dort in Nazareth vollbringen konnte. Das Markus-Evangelium ist sehr kurz, aber es ist sehr tief in seinem Glauben. In der Tat scheint Markus zu sagen, dass ihr "Unglaube" die Fähigkeit Jesu einschränkte, in Nazareth "Machttaten" zu vollbringen. Es ist dies ein wenig so, als ob die Einwohner von Nazareth die Wahrheit wussten, dass der Mensch Clark Kent Superman war. Sie hätten Superman allein vielleicht eifrig akzeptiert, aber sie konnten die Realität, dass Clark Kent Superman war, nicht akzeptieren. Vielleicht oder wahrscheinlich sehnten sie sich nach einem Menschen, der übernatürliche Kräfte zur Vernichtung von Krankheit und Tod entfalten würde. Oder die Römer vernichten konnte.

Aber sie kannten Jesus nur zu gut. Dieser sanfte und milde Zimmermannssohn hatte es nicht in seiner Natur, ihre Feinde zu vernichten, selbst wenn es Anzeichen dafür gab, dass er die Macht dazu haben könnte. Sie brauchten niemanden, der die Kraft von Superman mit der Zurückhaltung eines Clark Kent verband. Sie brauchten keinen Retter, der Macht mit Schwäche kombinierte. Sie brauchten diesen Gottes- und Menschensohn nicht.

Wie Jesus in Nazareth befand sich Paulus in Korinth in einer Situation, in der seine Autorität als Apostel von einer Gruppe in Frage gestellt wurde (2. Kor 11,5). Diese Herausforderer hatten im Grunde genommen behauptet, dass es dem großen Apostel einfach an den geistlichen Erfahrungen und der Macht fehlte, die sie hatten. Obwohl Paulus davon überzeugt war, dass daraus nichts Gutes hervorgehen konnte, ließ er sich in einen Verbalkampf hineinziehen, eine Mann-gegen-Mann-Konfrontation des Machoglaubens. Doch - so kann man sagen -  immerhin nicht ohne uns , liebe Brüder und Schwestern im Herrn, zu beeindrucken:

Recht ironisch  sagte Paulus, er kenne "eine Person in Christus", die eine spirituelle Erfahrung hatte, die so real und lebendig war, dass es unmöglich war zu erkennen, ob sie nur visionär gewesen sei oder ob sie buchstäblich ein physischer Transport in die himmlische Wohnung Gottes war.

Diese "Person" war natürlich Paulus selbst. Während dieser Erfahrung sah Paulus Dinge, über die er nicht einmal sprechen durfte.

Gedankenimpuls:

Wo viel Rauch ist, da ist auch meist ein Feuer!
Wo Unglaube ist, da kann der Herr schwerlich seine Wunder tun. Wiewohl er sie manchmal dennoch tut.
Wer aber sagt, dass Gott sich ihm nicht offenbarte bisher, den heiße ich hoffen und meine Seiten  in KV lesen. Und die von Bluebird.



 Bluebirds Wundersessel
  Wunder

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Kommentare zu diesem Text


 loslosch (24.08.20)
jetzt hast du für bluebird ein grandioses gerüst bereitet.

tippfehler finde ich keine, so dass die aufmerksamkeit des lesers gemindert wird. dahingegen waren bluebirds zeilen ein hingucker.

aber merke: du kannst laut duden mit fehlerfreiem deutsch den größten unsinn verzapfen.

 Willibald meinte dazu am 24.08.20:
Jou, Amen so ist es.

 Dieter_Rotmund (25.08.20)
Gewagter Vergleich, Supermann vs. Jesus.
Leider entgleitet dir das an sich interessante Thema, wenn Du hier den - mit Verlaub, nicht böse gemeint - frommen Christen gibst: Formulierungen wie "Dieser sanfte und milde Zimmermannssohn" machen den Text untauglich für einen unvoreingenommen oder vlt. sogar teilweise humorvollen Vergleich. Nichts gegen d(ein)en "Glauben", aber das macht den Text erheblich schlechter.

P.S.: Nette Ideen wäre vielleicht auch Wonder Woman vs. Maria oder Moses vs. Aquaman.

 Willibald antwortete darauf am 25.08.20:
Oje, der parodistische Charakter der Predigt ist offensichtlich nicht deutlich genug?
Ich dachte, spätestens beim "Gedankenimpuls" ist es soweit. Aber nunja. DR liest gern schnell und kursorisch?

 loslosch schrieb daraufhin am 25.08.20:
D_R liest auch keine vorkommentierung. boah.

 Willibald äußerte darauf am 25.08.20:
Jou, wackerer Loslosch, unser DR meint, fremde Texte seien eine Art Flitzekacke. Und er als Normalleser kenne die normalen Maßstäbe für das Verstehen von Texten.
Is er halt so. Leicht petrefakt und intransingent und schrullig-dullig.

greetse
ww

 Dieter_Rotmund ergänzte dazu am 26.08.20:
Nichts für ungut, Willi, aber wenn Du keine Kommentare willst, kannst Du den Text auch auf "unkommentierbar" stellen. Ich wollte nur konstruktive Kritik üben.

Boah.

P.S.: Nein, habe strukturierend gelesen.

Antwort geändert am 26.08.2020 um 09:47 Uhr

 Willibald meinte dazu am 26.08.20:
Nichts für ungut, Dieter.
Natürlich sind Kommentare erwünscht.
Von Usern, die Texte gelesen haben.
Und meine Kommentare zu deinen sind mir eine christliche Pflicht. Und Karmaverbesserungen laufen dann vielleicht auch.
Oder gar nix.
greetse
ww

Antwort geändert am 26.08.2020 um 11:59 Uhr

 loslosch meinte dazu am 26.08.20:
der leser sollte nicht "strukturierend" aufnehmen, es genügt, wenn er strukturiert denkt.

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 26.08.20:
Willibald spielte hier höchstwahrscheinlich auf die vier Leseformen im wissenschaftlichen Arbeiten an: selektierend/kursorisch/strukturierend und studierend. Der Begriff "strukturierend" ist dort zutreffend, weil es sich um genaues Lesen handelt, nur noch ohne Notizen etc. , das wäre dann studierend.
Aha (53) meinte dazu am 26.08.20:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Willibald meinte dazu am 26.08.20:
Oh, ihr Gläubigen und auch ihr, die ihr nicht glaubt, setzt euch in die kinetische Räume, betrachtet und erfasst mit der Seele das popkulturell verschlüsselte Evangelium, seht an, was Nolan im James-Bond-Film "Tenet" als Offenbarung versteckt hat.

Nicht viel sei gesagt, nichts sei verraten, nur ein piktoriales Zeichen sei erwähnt: Der Titel "tenet" (lateinisch: er, sie, es hält fest".

Entlehnt hat ihn Nolan dem sogenannten Sator-Quadrat, einem frühchristlichen Erkennungssymbol. Das Spezielle daran: Das ganze Quadrat ist ein Palindrom, die fünf Wörter, die darauf angeordnet sind, können von oben, unten, links und rechts gelesen werden, mit gleichbleibendem Ergebnis:

SATOR
AREPO
TENET
OPERA
ROTAS

Greetse

ww

p.s.
SATOR OPERA TENET – TENET OPERA SATOR
(„Der Sämann hält die Werke – es hält die Werke der Sämann“).

Antwort geändert am 26.08.2020 um 18:08 Uhr

 Willibald meinte dazu am 26.08.20:
Mögliche Erklärung für DRs Kommentare:

Dieter hat einen staunenswerten Sinn für durchgeknallten Humor und Trockeneis? Und für semiintellektuelle Schnappreflexe,?

Antwort geändert am 26.08.2020 um 19:24 Uhr
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