Die Kreuzigung des Lotharius

Elegie zum Thema Leben/Tod

von  LotharAtzert

Das Kreuz ist auch für mich eines der wichtigeren Symbole. Fast könnte man sagen, ich hänge dran. Und je mehr ich es bedenke, ist es ein Gehänge des Lotharius. Denn durch eben dieses Kreuz wird das Prinzip des Daseins erst verständlich: In einen Kreis gestellt, viertelt es diesen und erlaubt eine Betrachtung der anderen drei: den Körper, die Rede, den Geist.
Wie bei den Jahreszeiten - es steht kein sichtbare Trennlinie zwischen ihnen, sondern Krisen trennen sie voneinander und leiten durch Klärung das nächste Kapitelgeviert ein. Und wie die Jahreszeiten in sich, ist jedes Viertel des andern Verursacher.

1. der Stoff, entsprechend dem Frühling, die Erscheinung
2. das Leben - Sommer, Lust und Frucht
3. der Geist - Herbst, Ernte, Reife.
4. der Sinn (das Daseinsprinzip) - Winter, Tod, der nichterscheinende Wirk-Grund.

Wohin mit dem Kreuz? Da den Berg hinauf? So hoch die Füße tragen. Oben warten die Dohlen, die so gern in den Windströmen segeln. Und am Fuße spinnt die Kreuzspinne Hekate  sofort ihr Netz, in dem sich vor Tagesanbruch Morgentau sammeln wird.


Anmerkung von LotharAtzert:

Gute Reise, Babette.

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Kommentare zu diesem Text


 Graeculus (31.08.20)
Mach dir keine Sorgen. Du hast zuviel und zuwenig gesehen, wie alle Menschen von dir. Du hast zuviel geweint, vielleicht auch zuwenig, wie alle Menschen vor dir. Vielleicht hast du zuviel geliebt und gehaßt – aber nur wenige Jahre – zwanzig oder so. Was sind schon zwanzig Jahre? Dann war ein Teil von dir tot, genau wie bei allen Menschen, die nicht mehr lieben oder hassen können.

Du hast viele Schmerzen ertragen, ungern wie alle Menschen vor dir. Dein Körper war dir sehr bald lästig. Du hast ihn nie geliebt. Das war schlecht für dich – oder auch gut, denn an einem ungeliebten Körper hängt die Seele nicht sehr. Und was ist die Seele? Wahrscheinlich hast du nie eine gehabt, nur Verstand, und der war nicht gedenkend der Gefühle. Oder war da manchmal noch etwas anderes? Für Augenblicke? Beim Anblick von Glockenblumen oder Katzenaugen und des Kummers um einen Menschen, oder gewisser Steine, Bäume und Statuen; der Schwalben über der großen Stadt Rom.

Mach dir keine Sorgen.
Auch wenn du mit einer Seele behaftet wärest, sie wünscht sich nichts als tiefen, traumlosen Schlaf. Der ungeliebte Körper wird nicht mehr schmerzen. Blut, Fleisch, Knochen und Haut, alles wird ein Häufchen Asche sein, und auch das Gehirn wird endlich aufhören zu denken. Dafür sei Gott bedankt, den es nicht gibt.

Mach dir keine Sorgen – alles wird vergebens gewesen sein – wie bei allen Menschen vor dir. Eine völlig normale Geschichte.
(Marlen Haushofer)

 LotharAtzert meinte dazu am 31.08.20:
Du orientierst dich an den Orientierungslosen, wie diese sich an dir. Das ist mir kein Vorbild.
Vorbildlicher gilt mir die deutlich praxisnähere Version der drei Bardos aus dem tibetanischen Totenbuch:

"1. Der erste, Tschikhai-Bardo genannte Teil schildert detailliert die physischen und psychischen Ereignisse im Sterbeprozess und im Moment des Todes. Der Tschikhai-Bardo endet mit der Wahrnehmung des Klaren Lichts, das nach buddhistischer Lehre die letztendliche Natur des Geistes und damit des Universums ist. In den Neurowissenschaften wird das Klare Licht auch Void-State oder White Light-State genannt.

2. Der zweite, Tschönyi-Bardo genannte Teil beschäftigt sich mit den sogenannten karmischen Illusionen, die in diesem ersten Bardo nach dem Tod auftreten. Die Essenz der höchsten Wirklichkeit, repräsentiert durch Die friedvollen und rasenden Gottheiten erscheinen als sich entfaltendes Mandala. Der Tschönyi-Bardo endet mit einer überwältigenden Erscheinung der bisherigen Entwicklung des gesamten Universums und den potentiellen zukünftigen Entwicklungsmöglichkeiten. In Nahtoderfahrungen kommt dieser Zustand als Präkognition und Allwissenheitsempfinden vor.

3. Der dritte, Sidpa-Bardo genannte Teil beschreibt wie das persönliche Karma (Ursache und Wirkung) und die Taten des Lebens rekapituliert werden, und die Abläufe beim Eintritt in einen der Sechs Daseinsbereiche der Wiedergeburt."

 Graeculus antwortete darauf am 31.08.20:
Mit dem (übernommenen/zitierten) "du" habe ich mich an Hannah gewendet, nicht an Dich.

 LotharAtzert schrieb daraufhin am 31.08.20:
Ach so. Ich brauch halt immer etwas länger. Sorry.

 LotharAtzert äußerte darauf am 01.09.20:
… der Name Haushofer - da war doch mal was - der Opa vielleicht?

 FrankReich ergänzte dazu am 13.09.20:
Nein, die beiden sind bluttechnisch nicht miteinander verwandt, Lothar, ihr Name ist angeheiratet.

 LotharAtzert meinte dazu am 13.09.20:
Danke, Frank.

 Oskar (31.08.20)
Shine on you crazy diamond.

 LotharAtzert meinte dazu am 31.08.20:
Dein Pikkolöchen haben wir vor ein paar Tagen noch zusammen getrunken (allein war's ihr zu viel, aber sie hat sich total drüber gefreut und bedankt sich bei dir).
Gestern abend ist sie dann verstorben.

 Oskar meinte dazu am 31.08.20:
 Wind.

 Fidel (01.09.20)
https://www.youtube.com/watch?v=vu_3RS2rO78
_______________________________
https://www.youtube.com/watch?v=wFR2vasetgA

Unbekannterweise.

 LotharAtzert meinte dazu am 02.09.20:
Fleet Foxes - kannte ich noch nicht, schöne Stimme, Dankeschön.
Danke fürs Lesen und den Lieblingstext.

Gruß
Lothar

Erst ging das Rotschwänzchen, das ich sterbend fand.
"Das bin ich" sagte Babette, als ich es ihr im Hospiz erzählte.
Dann ging auch sie, gleich am nächsten Tag. ...

 Fidel meinte dazu am 02.09.20:
Gerne, Lothar!
Wie gesagt, das Lied hat mir immer "geholfen" sag ich mal, auch wenn es einen doch immer mal wieder in die Trauer um Verstorbene zurück schubst.

Schmerzfrei = Friede

So wie du sie beschreibst und wie sich für dich wichtig ist, ist sie für viele sicher ein sehr bedeutender Mensch. Sie wusste das.
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