Markus Gabriel: Der Sinn des Denkens

Rezension zum Thema Bahnhof

von  Terminator

Peter Sloterdijk ist und bleibt der einzige deutsche Philosoph der Gegenwart. Der junge Philosophieprofessor löste indes den Entertainer Richard David Precht als Deutschlands bekanntester Philosophieunterhalter bereits im Jahr 2011 31-jährig ab, indem der den "Neuen Realismus" begründete, eine Erkenntnistheorie, die nichts als Common Sense mit viel Getue ist. Als er den Sinn des Denkens schrieb, war er ein Jahr älter als ich jetzt, und immer noch ist das seinem Werk angemessene Urteil: Kindergarten! 

In einem Buch ohne echte Struktur lädt der Autor seine Leser zu einem gemütlichen Spaziergang durch alle möglichen Denkrichtungen ein, ohne jemals richtig philosophisch zu werden. Aus dem Buche spricht ein privilegierter deutscher Bildungsbürger, das vermeintlich philosophische Werk ähnelt einem Instagram-Account: Guckt, ich bin auf Ischia! Schaut, jetzt bin ich in Chile! Seht da, jetzt lebe ich in Paris! Trotz weitgehend gähnenswerter Flachheit kann man diesem Machwerk der ideenlosen deutschen Gegenwartsphilosophie weder Dummheit noch Reduktionismus vorwerfen: es ist eher eine selbstgefällige Denkbequemlichkeit, die permanent stört, und das ideologische Problem liegt woanders.

Ideologisch entlarvt sich der Autor mit seinem wiederholten Trump-Bashing, das in solch einem Buch nichts zu suchen hat. An exakt einer Stelle kommt ein kluger und angebrachter Seitenhieb gegen den amtierenden US-Präsidenten, ansonsten handelt es sich um eine Orgie des Virtue Signallings, die für einen Gutmenschen aus dem Bereich der feminisierten, infantilisierten und politisch korrekt gedankenbefreiten deutschen Geisteswissenschaften der ultradekadenten Postmoderne typisch ist. Mit seinem durchaus hellen Kopf könnte Markus Gabriel immer noch Philosoph werden, aber das Leben zwingt ihn halt nicht dazu.

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Kommentare zu diesem Text


 Graeculus (11.09.20)
Peter Sloterdijk ist und bleibt der einzige deutsche Philosoph der Gegenwart.
Ach. Leben denn Dieter Henrich und Ernst Tugendhat nicht mehr? Und Dieter Birnbacher? Die wissen wenigstens, was ein Argument bedeutet und erzeugen nicht bloß Gedankenschaum.
Zu alt?
Dann empfehle ich Manuel Bremer.

 Terminator meinte dazu am 11.09.20:
Die leben zwar noch, sind aber nicht mehr aktiv. Und Bremer, nun ja, wenn Bekanntheit kein Kriterium ist, dann sind es mit mir schonmal zwei weitere außer Sloterdijk. Ein Philosoph ist für mich ein eigenständiger, origineller Denker, all die großen Professoren, die nur irgendwelche -ianer sind (Kantianer, Hegelianer usw.) sind eben nur Philosophieprofessoren, aber halt keine Philosophen.
Nimmer (45) antwortete darauf am 11.09.20:
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 Terminator schrieb daraufhin am 11.09.20:
Meinungen sind wie Ärsche, jeder hat eine.
Nimmer (45) äußerte darauf am 11.09.20:
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 Graeculus ergänzte dazu am 11.09.20:
Birnbacher ist m.W. durchaus noch aktiv. Den sollte man nicht unterschätzen.
Allerdings habe ich die Vermutung, daß Du die angelsächsische bzw. analytische Richtung nicht besonders schätzt.
Wer Sloterdijk für einen bedeutenden Philosophen hält, der sagt damit einiges über sein Verständnis von Philosophie. Ganz jenseits des (selbstverständlichen) Unterschieds zwischen einem Philosophen und einem Philosophieprofessor.

 Terminator meinte dazu am 11.09.20:
Ein biederer Philosophieprofessor würde Sloterdijk sicherlich nicht für bedeutend halten, allein schon weil er neidisch ist auf den Umstand, dass der exzentrische Peter von seinen Büchern leben kann, während der Akademiker auf Staatskosten lebt und ansonsten aufgeschmissen wäre (dass Prechts Kinderbücher sich gut verkaufen, steht auf einem anderen Blatt, und zwar: Philosophie zur Unterhaltungszwecken ab etwa 2000 im Trend)). Ich bin aber selber Philosoph, daher schätze ich Sloterdijk. Was ich nicht schätze, ist der Konformismus, und die Feigheit der meisten Akademiker und Gebildeten, dadurch bloßgestellt zu werden, dass man die Meinung der Mehrheit in der eigenen Zunft nicht teilt. Wie ein echter Denker, ein Original, Philosophie versteht, ist immer streng individuell, da dieser seinen eigenen Kopf hat und nicht der Masse folgt. Daher trifft mich der Vorwurf, nicht zur In-Group der darin Eingeweihten zu gehören, welches Verständnis der Philosophie heute als schick gilt, eben nicht. Und in der Tat halte ich wenig von der "angelsächisischen Richtung", besonders wenn diese auf drittklassige Art in Deutschland nachgeahmt wird. Deutschland hat durchaus (bzw. hatte bis 1933) seine eigene Richtung.
Nimmer (45) meinte dazu am 11.09.20:
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 LotharAtzert meinte dazu am 11.09.20:
Leute, kommt zur Sache. Ich bin alt und hab nicht mehr so viel Zeit: - Was wolle denke!

 LotharAtzert meinte dazu am 11.09.20:
Nix wolle denke - hab ich mir gedacht.

 Terminator meinte dazu am 11.09.20:
Manginas wixxen. MGTOW trinken, z. B. einen Brora 35, oder einen, nein zwei 25-jährige Lagavulin, oder gleich vier Laphroaigs 25, vier Jahrgänge nacheinander. Gammas rauchen nervös. Sigmas lachen. Buddha zwinkert. Heute 500 Euro versoffen.
Nimmer (45) meinte dazu am 11.09.20:
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