Die Katharer - viel gewagt und doch verloren

Essay zum Thema Vergangenheit

von  Bluebird

Illustration zum Text
(von Bluebird)
Der Katharismus war eine christliche Bewegung des Mittelalters, die vom 12. bis zum 14. Jahrhundert vornehmlich im Süden Frankreichs sowie in Italien, Spanien und Deutschland ihre Verbreitung fand.
  Die Katharer (die „Reinen“)  sahen sich selber als die wahren Christen an und bekämpften die kath. Kirche als ihr teuflisches Gegenstück, als die "große Hure der Apokalypse". (Wikipedia)
    Welch ernstzunehmender Gegner der katholischen Kirche da heranwuchs, geht deutlich aus dem Bericht eines päpstlichen Prälaten aus der Stadt Toulouse hervor:

Sprachen die Ketzer, wurden sie von allen verehrt. Sprach ein Katholik, dann fragten die Leute, wer das sei!“
Hier bestand  ganz offensichtlicher Handlungsbedarf, denn schließlich gab es ja nur eine von Gott eingesetzte wahre Kirche auf Erden.

Tatsächlich muss man aber als neutraler Betrachter damaliger Vorgänge einräumen, dass es sich bei dem Katharismus wohl  um eine Irrlehre gehandelt haben dürfte:

Christus war – katharischem Glauben zufolge – nicht Gottes Sohn, sondern ein Engel, der als Erwecker und Lehrer ausschließlich zur Erlösung der Engelsseelen, also der Katharer, auf die Erde gesandt worden war. (Wikipedia)
Dies widerspricht schon ziemlich der der neutestamentarischen Jesusüberlieferung und auch in der Glaubenspraxis wirkt manches eher buddhistisch, wenn beispielsweise Vollkommenheit durch Askese/Weltensagung angestrebt wurde.
    So ein Vollkommener zog dann als Wanderprediger durch die Lande, um die Normalgläubigen (Credentes) zu stärken undzu einem einfachen Leben anzuhalten und Nicht- oder Andersgläubige für den katharischen Glauben zu gewinnen.
    Er selber, sofern er nicht noch irgendwann sündigte und seinen Vollkommenheitsstatus wieder verlor, war berechtigt auf dem Sterbebett einem Normalgläubigen das Consulamentum, eine Art Absolution und Fahrkarte ins Paradies, zu spenden.  Warum erst auf dem Sterbebett? Mangels Gelegenheit zu neuerlichen Sünden konnte nun auch der Normalgläubige - nach katharischer Vorstellung - ins Paradies eingehen.
    Gut, der Wahrheiten und Irrtümer sind eh viele, und ich möchte  auch nicht darüber urteilen.

Einmal alarmiert, beobachtete die katholische Kirche die beue Bewegung mit Argusaugen. Und schließlich schlug sie erbarmungslos zu. In den Jahren 1209 - 1229 führte sie einen regelrechten Krieg gegen die Katharer in Südfrankreich, auch Albigenser genannt. Es kam zu zahlreichen Massakern mit Zehntausenden von Toten.
  Nach dieser groben Zerschlagung folgten dann die inquisitorischen Nachforschungen. Man suchte nach den Katharern in den entlegensten Winkeln.  Am Ende des 14. Jahrhundert galt das Katharertum offiziell als vernichtet.

Gedankenimpuls:
Angesichts all der Untaten der katholisch-mittelalterlichen Kirche kann es einem schon Grausen. Wie war so etwas möglich angesichts der im Neuen Testament propagierten Nächsten- und Feindesliebe?
    Es wird vermutlich ein nicht aufklärbares Rätsel bleiben, wie es zu dieser jahrhundertelang praktizierten Verfolgung von Häretikern kommen konnte, ohne das da den Verantwortlichen ernsthafte Zweifel an der Richtigkeit einer solchen Praxis gekommen zu sein scheinen.
    Wirklich kein Ruhmesblatt!

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Frühere bzw. ältere Kommentare zu diesem Text


 LotharAtzert (16.09.20)
Immer wenn ich den Namen Katharer lese - mehr noch bei Albigenser - füllen sich meine Augen mit Tränen und das Herz beginnt zu rasen. Das kann man interpretieren, wie man will, aber was an jenen vortrefflichen Menschen an Verbrechen verübt wurde ... steht leider nicht mal einzigartig da. Es ist jedoch der Hauptgrund, warum aus mir Himmelsverehrer kein Christ mehr werden konnte.
Du hast recht, daß im (Theravada-) Buddhismus ähnliche Tendenzen auszumachen sind und ich bin sicher, daß viele (Wiedergeborene) heute in dessen Reihen (Vajrayana) zu finden sind. Ist eigentlich logisch.
Damals hätte (habe?) ich einen anderen Weg gewählt: den Weg in den Untergrund, bzw. den gewaltlosen Weg, wie Mahatma Gandhi ihn für die Hindus beispielsweise ging. Man kann und darf unter Druck allem Äußerlichen "abschwören", ohne daß sich auch nur das Geringste innerlich ändert. Abwarten und Tee trinken. Oder: das "Versetzen eines einzigen Steines verändert den Flußlauf, wenn es der richtige Stein ist" (-der richtige Zeitpunkt). Aber Europa ist nicht Indien. Dort hätten die Albigenser einiges mehr bewirkt, zumal die Kämpfe rein geistig geblieben wären und viele, sehr viele Mystiker befruchtet hätten.
Die Chuzpe mit dem einzig wahren Glauben beweist einmal mehr die Macht des Teufels und du bist nunmal sein naiver Abgesandter. Aber du hast ja mich, Bluebird - ich gehe, das entsprechende Gelübde wurde mir von einem Buddha abgenommen, erst ins Nirvana ein, wenn du längst in Glückseligkeit aufgelöst bist, versprochen!
tashi delek
Gruß Lothar, Albigenser forever.

"Heute ist nicht alle Tage,
ich komm wieder, keine Frage,"
Paulchen Panther

Kommentar geändert am 16.09.2020 um 10:36 Uhr

 Bluebird meinte dazu am 16.09.20:
Die Chuzpe mit dem einzig wahren Glauben beweist einmal mehr die Macht des Teufels und du bist nunmal sein naiver Abgesandter.(Zitat)
Soso ... es macht keine wirkliche Freude sich mit den Verirrungen und Schandtaten der katholischen Kirche zu beschäftigen, aber sie sind nun mal historische Tatsachen und dürfen nicht ausgeblendet werden.

Dennoch gehe ich mal davon aus, dass es zu allen Zeiten auch friedliebende Christen gegeben hat., einfach Gläubige, von denen im Allgemeinen wenig bekannt ist.
Im Übrigen versuche ich hier einzelne Puzzelteile zu einem Gesamtbild zusammenzufügen ... und den Buddhismus/Hinduismus habe ich nicht aus dem Blick verloren. Zur Zeit lese ich gerade noch einmal die Autobiografie von Yogananda

 Bluebird antwortete darauf am 16.09.20:
Der Weg ist das Ziel! ... zumindest was das Schreiben angeht!

Antwort geändert am 16.09.2020 um 12:29 Uhr

 LotharAtzert schrieb daraufhin am 16.09.20:
Nein!
Den (von allen Esoterikern gern gebrauchte) Slogan benutzen stets die, die keine Lust aufs genauere Artikulieren haben.

War übrigens ein Steinbock, der Yogananda.

Antwort geändert am 16.09.2020 um 12:57 Uhr

 LotharAtzert äußerte darauf am 16.09.20:
Da gibt es noch einen Bock und den empfehle ich dir ganz besonders:
Ramana Maharshi.

 Bluebird ergänzte dazu am 16.09.20:
Mir sind alle "Perfecti" suspekt ... im Übrigen habe ich das auch nur wegen erneuter Doppelung geschrieben

 LotharAtzert meinte dazu am 16.09.20:
Scheiß auf die Doppelung.
"Weihe Ihm all deine Taten, wie immer du Ihn auch nennen magst. Bewahre Ihn immerwährend im Hintergrund. Dann wird das Empfinden ‚Ich bin der Handelnde’ wegfallen und dafür das Empfinden ‚Ich bin das Instrument des Herrn’ an seine Stelle treten."
Ramana Maharshi

 Bluebird meinte dazu am 16.09.20:
Fragt sich dann nur noch: "Welches Herrn"? Yogananda redete ja auch immer von Gott ... aber meinte er wirklich denselben Herrn, den ich meine? Lassen wir es vorest mal offen!

Antwort geändert am 16.09.2020 um 15:08 Uhr

 LotharAtzert meinte dazu am 16.09.20:
Nix da, weiter geht's!
" … meinte er wirklich denselben Herrn, den ich meine?"
das ist das angesprochene ‚"Ich bin der Handelnde", welches wegzufallen hat." … und dafür das Empfinden ‚Ich bin das Instrument des Herrn’ an seine Stelle treten."

Du stellst die falsche Frage. Beim Allmächtigen" gibt s kein "denselben" oder "anderen".
Lese es bitte nochmal - ohne alles vorgefertigte Meinen.

 Bluebird meinte dazu am 16.09.20:
Ich habe dich bzw. Maharshi sehr wohl verstanden ... aber du mögest verzeihen, dass ich jetzt nicht vor Ehrfucht und Erstaunen den Griffel fallenlasse und mir die freigewordene Hand auf den Mund lege.

Ich bin dankbar für deinen Hinweis, aber das war es dann auch schon!
Den Rest wird man sehen! Ich bin ein "der Sache auf den Grund- geher" ...

Antwort geändert am 16.09.2020 um 15:40 Uhr

 LotharAtzert meinte dazu am 16.09.20:
:)

 DanceWith1Life (16.09.20)
ich kann nur die Frage wiederholen, wurde Rom christlich oder das Christenrum römisch, ich zähle hier auf Graeculus und seinen Hinweis, du erinnerst dich hoffentlich.
Wir sollten auch diesen wirklich einzigartigen Scherz neu aufwärmen,
kommt ein Glaubender des einzig wahren Unsinns an das Tor des einzig wahren Himmels, und wird vom einzig wahren Himmelstorwächter gefragt, was er denn hier wolle.
Ja, antwortet dieser, ich will in den einzig wahren Himmel.
Aha, antwortet der einzig wahre Torwächter und wie kommst du dazu, zu glauben, du hättest ein Recht.
Ja, antwortet der Glaubende des einzig wahren Unsinns, ich tat alles was im Buche stand.
Aha, antwortet der Torwächter des einzig wahren Himmels, wir haben keine Bücher veröffentlicht.

Kommentar geändert am 16.09.2020 um 11:44 Uhr

 Bluebird meinte dazu am 16.09.20:
Auf jeden Fall humorvoll-geistreich argumentiert!
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