Falscher Film

Innerer Monolog zum Thema Aggression

von  eiskimo

Ich hasse meinen Nächsten, nur nicht mich selbst.
Wahrscheinlich war ich von Anfang an im falschen Film.
Egal.
Irgendwie komme ich klar dabei. Denn Hass fokussiert.

Schon das Hundegebell morgens, das mich weckt.
Hass!
Dass die Tageszeitung noch nicht da ist, schon wieder nicht.
Hass!
Dass die Chaos- Kids nebenan zur Schule chauffiert werden.
Hass!
Es ist noch nicht halb 9, und es loderte in mir: Mein
Hass!

So hasse ich gleich den Nächsten, nur nicht mich selbst.
Ich hab den  Film wohl auch falsch verstanden.
Egal.
Letztlich komm ich halbwegs klar. Mit Hass bin ich fokussiert.

Die Rechnung vom Zahnarzt. Er nimmt glatt den 3fachen Satz!
Hass!
Mein Nachbar mäht rituell Rasen. Er mäht lange, mit Liebe.
Hass!
Im Radio diese Sprecherin, schon ihre Stimme, dieser Akzent -
Hass!
Es ist noch nicht halb 11, und er hält mich stetig auf Trab: Mein
Hass.

Ich hasse schon den- schon die Übernächsten, womöglich mich selbst.
Denn was sein könnte: In dem Film, da hab ich mich wiedererkannt.
Egal.
Ich kann nicht zurück. Was mich vorantreibt, es ist übermächtig:
Hass

Prompt darf der Hund wieder bellen. Er bellt so hysterisch.
Hass!
Prompt geht das Handy. Und ich geh dran. Es ist meine Ex.
Gott!
Prompt heult sie. Dabei hatte sie MICH verlassen. Wortlos. Einfach so.
Weg!
Und was hatte ich sie geliebt! Richtig geliebt. Mehr als mich selbst.
Nein. Es gibt keine Nächste mehr. In keinem Film der Welt.
Egal.

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