Unscheinbar

Gedicht zum Thema Einsamkeit

von  niemand

Er kommt so unscheinbar, so fahl,
man müsste zwei Mal nach ihm sehen,
will er besetzten Raum begehen -
doch keiner tut's ein zweites Mal.

Dann sitzt er stille da, inmitten
der Schar, die fröhlich trinkt und plaudert.
Er fühlt [sie fühl'n ihn nicht] ihm schaudert -
Unscheinbarkeit wird kaum gelitten.

Nach Stunden am besagten Orte,
erhebt er sich und bleibt kurz stehen,
so unbemerkt, so ungesehen -
„Ich geh jetzt heim“ sind seine Worte.

Er geht, die andern schaun befangen,
zu diesem nun verwaisten Platz
und nur ein Einzger spricht den Satz:
„Der Stuhl ist leer, er ist gegangen.“

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Kommentare zu diesem Text


 EkkehartMittelberg (29.09.20)
hallo Irene, mir gefallen beide Gedichte. Sätzers lässt jedoch auch eine negative Deutung des "Leisetreters" zu, was bei dir, auch wegen der Titeländerung, kaum möglich ist.
Liebe Grüße
Ekki

 niemand meinte dazu am 29.09.20:
Ja, ich weiß, aber mir war dabei eher das Unscheinbare, das Unspektakuläre wichtig. Grade in heutiger Zeit, in der alles, aber auch alles vom Äußeren und vom Spektakulären Verhalten/Auftritt abhängt. In einer Zeit in der jeder, der so nicht sein kann, einfach quasi "weggewischt" wird. Man macht sich ja noch nichtmal die Mühe jemandem dieser Art ins Innere zu schauen. Da gibt es sogleich den Loser-Stempel, genauso wie der Freche/Dreiste den Gewinner-Kranz verliehen bekommt. Und eines noch. Es wird dem Unscheinbaren nicht selten Psychopathie wenn nicht öffentlich, dann aber oft heimlich, gedanklich, zugeschrieben. Dabei halten diese Ruhigen, Unscheinbaren nicht selten den Alltag und alles was damit zusammenhängt quasi am Laufen.
Mit liebem Dank Dir und lieben Grüßen zurück, Irene

 AchterZwerg (30.09.20)
Der "pathologischen" Zuordnung kann ich nur zustimmen.
Der Wunsch nach Ruhe, nach Beschäftigung mit den eigenen Angelegenheiten, wird zunehmend als absonderlich angesehen.
Trotz Corona. Im Gegenzug erfolgt eine wahrhafte Überschwemmung mit unsäglichem Gelabere, das dämlicher nicht sein könnte.

Liebe Grüße
der8

 niemand antwortete darauf am 30.09.20:
Du sagst es, liebe Heidrun, Du sagst es.
Mit lieben Grüßen und liebem Dank, Irene
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