Konfortfrei.

Erzählung zum Thema Erinnerung

von  franky

Als meine Eltern In Laufnitzdorf Steiermark im Jahre 1938 in ein Bauernhaus einzogen, wohnte hier schon eine Familie mit zwei Töchtern im Parterre des ziemlich verlottertem Hause. Hier gab es weder Strom, noch Wasser, noch Wc.
Das Wasser musste man mit Eimern hinterm Haus am Waldrand holen und zum Haus schläppen, Für jedes kleinste Wehwechen benötigt man doch Wasser, das wieder mühsam von der Hundert Meter hinterm Haus befindlichen Quelle herangeschafft werden musste.
In heißen, trockenen  Sommern drohte die sowieso schwache Quelle, zu versiegen.
In den klirrend kalten Wintern fror das freiliegende Wasserrohr ein und Papa musste all seine Künste auspacken, um das hoffnungslos eingefrorene Wasserrohr vom Eis zu befreien.
Kurz nach Austritt der Quelle aus der Erde, gab es eine Schnittstelle, wo man das vereiste Wasserrohr abschrauben konnte. Die Erdwärme verhinderte das Einfrieren der tief im Waldboden eingegrabenen Wasserleitung. Hier war der Zugriff zum kostbarem Nass wieder möglich. Diese mickrige Quelle versorgte drei Haushalte, denn auch unsere Nachbarn Graßecker mit vierköpfiger Familie, bezogen all ihren Bedarf aus diesem Wasservorkommen.

Wenn ein Waschtag anstand, wurde der Weg vom Wassertrog bis zum Haus von Mama unzählige Male zurückgelegt.
Die Wäsche wurde in einem großen (Weschhefen) auf den Kochherd gestellt und ein undeffiniertes Waschmittel beigegeben, das dann stundenlang durch übel riechendem Dampf sich im gesamten Haus verbreitete. 
Wenn die weiße Wäsche dann lange genug gekocht hat, wurde das noch dampfende Gefäß von Mama vor das Haus buxiert und in ein Holzschaff geschüttet. Wenn die ärgste Hitze verraucht war, Schruppte Mama die Wäsche am Waschbrett (Waschrumpel) noch sauber.
Im Winter war der Platz vor dem Haus gar nicht ungefährlich, wenn der von der Sonne angestrahlte Schnee auf dem Hausdach unvorhergesehen abrutschte und Mama sich noch im letzten Augenblick aus der Gefahrenzone ins Sicherheit bringen konnte.
Der klumpen Schnee landete nicht selten im Waschtrog, in dem sich noch ein Teil der halbfertig gewaschenen Wäsche befand. Mama hörte man dann leise fluchen, da das Heiße Wasser vom Schnee auf null abekühlt wurde. Der sonst schon mühsame Waschtag, zog sich dann zusätzlich in die Länge. 
Zum Bügeln wurde zu dieser Zeit ein Bügeleisen mit Stachel verwendet. Der Stachel war ein Eisenteil, der im Feuer zur Weißglut gebracht werden musste, um dann ins Bügeleisen eingeführt wurde, erst dann war das Gerät zum Bügeln parat.
Der große Nachteil war, es hatte keine KontinuirlicheHitze. Zu Beginn fast zu heiß, dann laufend immer weniger, bis der Stachel von Neuem ins Feuer gelegt werden musste. 

Mit der Toilette (Scheißhäusel) abgekürzt (Häusel), war es ein ausgesprochenes Dilemma!
Es war keine Sickergrube vorhanden, wo Fekalien hätten gesammelt werden können, sondern nur ein luftiges Häusel, wo man auf einem Brett sitzend, durch ein rundes Loch in ein Fass seine Notdurft verrichten musste. Wir Kinder hatten daran Freude, wenn wir durch die Astlöcher des Billigen Holzes, jemand verbotener Weise dabei beobachten konnten.

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Kommentare zu diesem Text


 eiskimo (03.10.20)
Schön, dass (und wie) Du diese Erinnerungen wach hältst - wir sollten nie vergessen, wo wir herkommen und dass nichts von unserem Komfort selbstverständlich ist.
lG
Eiskimo
Noch (74)
(03.10.20)
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 EkkehartMittelberg (03.10.20)
So vielen Widerständen zum Trotz ist aus dir ein optimistischer Mensch geworden, Franky. Wunderbar.
Herzliche Grüße
Ekki
Jo-W. (83)
(03.10.20)
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 harzgebirgler (04.10.20)
eindrucksvoller blick in eine zeit
wo ihr tun echt hatten viele leut'.

gerne gelesen!

beste sonntagsgrüße
harzgebirgler
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