Herbstspiele

Naturgedicht zum Thema Jahreszeiten

von  tulpenrot

Der Herbst wirft sturmgepeitscht sich uns zu Füßen,
er blättert lustvoll seine Farben auf,
mischt raschelnd welkes Laub mit reifen Früchten
und breitet sie als bunten Teppich aus.

Dann reckt er seine kalten Nebelhände
begierig himmelwärts zum letzten Blau.
Mit grauen Wolkenfingern zaust, zerzupft er
die sommerwarme Herrlichkeit im Nu.

Er spielt, er würfelt mit Kastanien
um Prunk, um Schönheit oder sterblichen Zerfall.
Verstörung? Tröstung? Vielleicht beides.
Gewinnen wird nur zweifelsfrei der Herbst.


Anmerkung von tulpenrot:

Man ist nie sicher - Überarbeitungen durchaus möglich.


Empfohlen von:
harzgebirgler, franky,AZU20, Ralf_Renkking, Moja, LottaManguetti, Paulila, INS, wa Bash.
Lieblingstext von:
franky, LottaManguetti.

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Kommentare zu diesem Text


 AZU20 (14.10.20)
Ein schönes Gedicht mit vielen Facetten. Ich persönlich glaube noch an den Herbst, aber in milder Form. Dafür sollte der Winter immer mehr ausfallen, oder? LG

 tulpenrot meinte dazu am 14.10.20:
Je nachdem, wo man lebt - jede Jahreszeit hat ihre schönen Seiten. Danke für die Empfehlung und viele Grüße

 FrankReich (14.10.20)
Die schlechte Nachricht zuerst: Herbstgedichte gibt es wie Sand in der Wüste, die gute aber ist, dass dieses sprachlich aufgelockert daher kommt und durch den Jambus und die Vokalisierung auch reimlos wirkt, inhaltlich und metaphorisch robust, einen großen Wermutstropfen allerdings bildet der vorletzte Vers, optisch schrecken die drei Fragezeichen ab, die Konjunktion aus dem Vers davor wiederholt sich und die Kadenz fällt aus dem alternierenden Modus, einmal abgesehen davon, dass die letzte Frage wie eine provisorische Zahnfüllung wirkt, auch wenn sie sich auf die beiden vorhergehenden bezieht. Wie wäre es mit: "Verstörung, Tröstung, vielleicht beides?"?, die Betonung des Adverbs wäre dabei noch zu verschmerzen.
Empfehlenswert ist dieses Gedicht aber auf jeden Fall.
Ciao, Frank
P.S.: Ach so, der Titel: Grauenhaft! 😂

Kommentar geändert am 14.10.2020 um 10:39 Uhr

 tulpenrot antwortete darauf am 14.10.20:
Grauenhafte Titel - dafür bin ich bekannt. Bei mir. Aber noch ist nicht aller Tage Abend.
Herbstgedichte und auch Frühlings- und so - mag ich überhaupt nicht, deswegen mal ein etwas anderes. Zwiespältiges.
Ich mag auch keine Liebesgedichte, Herzschmerz- und Abendgedichte, und dennoch sind sie manchmal einfach da. Man muss sie nicht schreiben, geschweige denn lesen. Aber tut es doch.
Deinen Änderungsvorschlag übernehm ich gerne.
Danke auch für die Empfehlung
tulpenrot

Antwort geändert am 14.10.2020 um 11:17 Uhr

Antwort geändert am 14.10.2020 um 12:00 Uhr

 Moja (14.10.20)
Der Herbst als Übergang, fällt mir gerade ein, liebe Tulpenrot, in Deinem Gedicht spielt er sich mächtig auf, lebhaft erzeugst Du mit wenigen Worten Bilder, so sieht es gerade vor meinem Fenster aus.
Dir fällt gewiss noch ein besserer Titel ein.

Also, windige Grüße durch die Buche,
Moja

 tulpenrot schrieb daraufhin am 14.10.20:
Es ist so zwiespältig mit dem Herbst, man weiß nie, woran man ist. Er ist unglaublich schön und dann wieder grässlich ungemütlich. Ich wollte dem Ausdruck geben - ein Versuch, wie immer
Danke für deine Empfehlung. und liebe regennasse Grüße
tulpenrot

Antwort geändert am 14.10.2020 um 16:11 Uhr

 LottaManguetti (14.10.20)
Mir gefallen die Bilder, die sich reim- und schnörkellos darbieten.
Schönes Gedicht, Rojo de tulipán (Rot der Tulpe)

:)

Lieben Gruß
Lotta

 tulpenrot äußerte darauf am 14.10.20:
Und mir gefällt so ein Kommentar und die Empfehlungen. Danke.
Rojo d.t.

 AchterZwerg (15.10.20)
Liebes Tulpenrot,

jetzt naht sich der böse8., ein erklärter Feind zu üppiger Adjektive in Gedichten.
Aus meiner Sicht ließe sich allerhand abspecken:

Der Herbst wirft sturmgepeitscht
sich uns zu Füßen
und blättert lustvoll seine Farben auf,
mischt welkes Laub mit reifen Früchten;
er breitet sie als Teppich aus.

Dann reckt er seine kalten Nebelhände
begierig himmelwärts
zum letzten Blau.
Mit Wolkenfingern zaust, zerzupft er
die sommerwarme Herrlichkeit..

Er spielt, er würfelt mit Kastanien
um Prunk, um Schönheit, selbst
um sterblichen Zerfall.
Verstörung? Tröstung? Vielleicht beides.
Gewinnen wird ganz zweifelsfrei der Herbst.

Nicht böse sein. Kannst ja mal überlegen ...

Herzliche Grüße
der8.

 tulpenrot ergänzte dazu am 15.10.20:
Guten Morgen AchterZwerg,

jetzt musste ich erst einmal genau hingucken, um den Adjektiv-Abspeckungsvorgang zu entdecken. ...... Wo?
Du hast dir viel Mühe gemacht, um mein "Werk" zu verbessern. Danke. Ich hab alles aufmerksam gelesen, aber hab heute morgen nicht die Ruhe um näher darauf einzugehen. Es kommt noch.
Das als schnelle Rückmeldung.
Bis später

 AchterZwerg meinte dazu am 15.10.20:
Na ja, ein paar weniger gibt es schon.
Die letzte Versgruppe gefällt mir übrigens sehr gut.
Besonders das Würfelspiel. :)

Zum Titel: Vielleicht was im Sinne von "Zeit der Ernte?"

 tulpenrot meinte dazu am 15.10.20:
So, jetzt komme ich noch mal vorbei. Alsoooooo..... du wirst es ahnen: Auch, wenn ich mich über deine Beschäftigung mit meinem Text gefreut habe, sehe in deinem Vorschlag keine Verbesserung des Textes.
Ich beziehe meine Ausführungen auf deine Version.

Die Zeilenumbrüche sind zu willkürlich gesetzt – es war ursprünglich einmal daran gedacht, einen Wechsel mit Zeilen aus 11 und solchen aus 10 Silben herzustellen.
(In meiner Schlussstrophe ist mir das leider bisher nicht gelungen.)

1. Strophe
Das „und“ von dir in Zeile 3 verbindet in deiner Fassung zwei verschieden geartete Gedanken unnötig miteinander, während der Neuanfang in Zeile 5 den Inhalt zerreißt (es geht dort um das Laub in Zeile 4 und 5).
Der Teppich ohne „bunt“ geht natürlich inhaltlich, in meiner Fassung fehlen mir aber ohne „bunt“ 2 Silben. Abgesehen davon gibt es zwar auch „unbunte“ Teppiche – der Herbst aber ist nicht unbunt. Es sei denn, man fasst die Vorstellung des bunten Herbstes als Tautologie auf. Aber ist es denn immer so, dass man mit Herbst jedes Mal auch gleich „bunt“ assoziiert?
Auch wenn es sich im Text um eine Mischung aus Obst und welkem Laub handelt? Oder ich müsste, wenn ich bei dem Silbenschema bleiben wollte, etwas Neues erfinden, um die fehlenden Silben zu ergänzen.
2. Strophe
Ähnlich ist es auch bei den grauen Wolkenfingern. Ich frage mich, warum ich die Wolkenfinger nicht mit einem Adjektiv (grau) näher umschreiben soll. Oder denkt man zwangsläufig bei Wolkenfingern automatisch an grau?
3. Strophe
Abgesehen davon, dass man diese Strophe durchaus noch verbessern kann, bin ich aber mit deinem Vorschlag nicht so recht einverstanden.
Das „selbst“ macht einerseits aus der Aufzählung etwas anderes, als ich gedacht habe, auch wenn es eine Silbe einspart, was mir andererseits wieder sehr entgegenkommt. Ich muss noch mal darüber nachdenken. Auch das „ganz“ bringt eine mir nicht so passende Nuance in den Text.
„Zeit der Ernte“ passt zwar zum Stichwort „Herbst“, aber nicht zum Inhalt des Textes. Von Ernte ist hier überhaupt nicht die Rede.
Schade um deine Mühe, schade auch für mich; ich muss nun selber wieder weiter sehen, was sich machen lässt.
Viele Grüße
tulpenrot

 franky (15.10.20)
Mir ist es völlig egal in welchem Genre geschrieben wird, es muss nur gut sein und deine Schriftzeichen stehen auf „Sehr gut“

Herzliche Grüße von Franky

Kommentar geändert am 15.10.2020 um 09:15 Uhr

 FrankReich meinte dazu am 15.10.20:
Güte allerdings ist stets eine Frage der Definition, also wie gut jemand definiert ist. 😂👍
Ciao, Frank

 tulpenrot meinte dazu am 15.10.20:
@ franky
Das freut mich und ich danke dir für die Auszeichnungen
Viele Grüße
tulpenrot

@ Ralf_Renkking
Deine Worte sind mir ein Rätsel. Um wieviel Ecken muss ich denken?
tulpenrot mit krauser Stirn
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