12 Raben

Erzählung zum Thema Ferne

von  Borek

Zwölf  Raben
Um das Wort Raben schlummern böse Worte, die einer ganzen Tierart
nicht gerecht werden, und sie in eine Art von Verleumdung bringen.
Rabeneltern, Rabenmutter, Rabenvater, es ist der Ausdruck von einer
elterlichen Beziehung zu ihren Kindern, die rabenschlecht ist.
Strenge, Schläge, eingesperrt sein, schlechte Versorgung, Lieblosigkeit,
Vernachlässigung und alles bezieht sich auf die Rabeneltern, die doch
in Wirklichkeit fürsorglich, behütend und beschützend für ihre Kinder
das sind.

Die Farbe  „Schwarz“ die ihnen die Schöpfung als natürliches Kleid
verliehen wurde, hat natürlich etwas unheimliches an sich. Schwarz ist die
Farbe von Gevatter Tod, die schwarze Nacht, ein schwarzer Tag,
schwarze Konten, schwarze Seele, all dies steht in enger Verbindung mit einer rabenschwarzen Nacht.

Sie als Vogeleltern sind fürsorglich, ja sogar vorbildlich. Die kleinen Raben
werden splitternackt geboren, während Hühnerkücken und auch vieles
Federvieh mit einem leichten Federflaum geboren werden.
Aus diesem Grund ist der Schutz vor Kälte im Frühjahr, wenn sie geschlüpft sind, ein wesentliches Element neben dem Füttern, was den Rabeneltern mehr Fürsorge abverlangt als bei anderen Federvieh.

Es war ein Rabenpärchen und zwei  diebische Elstern die sich in unserem
großen Garten einquartierten. Auch Elstern gehören zu den Rabenvögeln.
Es war eine Freude sie jahrein und jahraus zu beobachten, und auch ihre aufziehende Brut mit zu erleben, wie sie mit ihren schwarzglänzenden Federkleid durch das Gras auf eigenartige Weise hüpfen. Sie werfen sich in die Brust, um somit ihre Beine nachziehen zu können.
So war unser Garten  eine Rabenkinderstube und sie kamen im Herbst und
verschwanden dann in der wärmeren Jahreszeit und es wurden von Jahr zu Jahr 12 Raben und 2 Elstern und dazu gesellten sich noch 2 Nebelkrähen,
die zwischen ihren schwarzen Federn eine graue Federeinlage charakterisiert.
Sie haben sich an mich gewöhnt und ich an sie.
Da es viel Brotrinde gab erfolgte eine tägliche Fütterung und sie
saßen bereits in beobachtender  Nähe auf den Bäumen und ich begrüßte
sie mit „Guten Morgen Dagoberts“
Es ist schön ihr glänzendes Federkleid und ihren erhabenen Flug zu beobachten. Auch manchmal wird der Wunsch geweckt ebenso schweben
zu können.

Vögel fliegen frei,
aus ihren Kehlen dringt ein Schrei
nach Freiheit, Freiheit, Höhe und Rausch,
führen mit den Wolken ihren Plausch

Sehnsuchtsvoll folgen meine Blicke,
warum sind nicht so frei meine Schritte.
Muss mich passen an so viele Normen,
andere Menschen versuchen mich zu formen.

Grenzen meiner Gedanken,
führen mich an neue Schranken.
Tue dies, und jenes, tue es nicht,
sonst verlierst du es, dein Gesicht

Bin ich nicht geboren ebenso frei,
darf Niemanden anvertrauen meinen Schrei?
Nach Freiheit, Freiheit Höhe und Rausch,
mit meinem Herrgott zu halten einen Plausch
                                                 
Festgebunden an die Erde.
folgen muss ich der Menschenherde.
Eingebunden mit allem Muss und Sein,
doch frei, frei kann ich nicht sein      HL12

Diese Gedanken bewegten mich sehr oft, sich einfach zu erheben und mit ein paar Flügelschlägen Höhe zu gewinnen und dann schweben, einfach
schweben, sich wieder in die Tiefe fallen zu lassen und mit diesem Schwung wieder neue Höhe zu erreichen. Eine kleine Flügelkorrektur und die Richtung ist geändert. Wenn ich meine Lebensrichtung auf der  Erde
ändere, so ist das eine gewaltige Kraftanstrengung.

Ihr braucht nicht säen nicht ernten, der Tisch des Herren ist reichlich für
euch gedeckt. Und so erscheinen meine Raben täglich und suchen und finden immer reichlich Futter.
Sie sind stolze Raben mit ihrem schwarzen glänzenden Federkleid. Allerdings ist es fast unmöglich sie zu unterscheiden, kein weißes Federchen ist sichtbar, nein sie sind alle in ihrer Art gleich.
Dies ist der wesentliche Unterschied, wir Menschen sind leider nicht gleich.
Die Einen sind reich, die Anderen sind arm, die Einen befehlen und die
Anderen müssen gehorchen. Nein wir können uns schon wegen dieses kleinen Unterschiedes nicht in eine große Familie einordnen.
Der Gedanke an eine Gemeinschaft ist ein großer Traum und wird es auch
wohl bleiben, denn wir können uns nicht in die Lüfte erheben, wir haben
nicht alle die gleiche rabenschwarze Farbe die uns zur Gemeinschaft erhöht, zu bunt sind unsere Kleider, unsere Gedanken, auch wenn sie nach
Freiheit, Gerechtigkeit und Gleichheit rufen.

Jedes Jahr sind 12 glückliche Raben mit ihren Kindern in unserem grünen
Paradies. Sie säen nicht, sie finden immer reichlich Futter, und sie können
sich erheben in die Welt der Freiheit und  der Ferne.


Anmerkung von Borek:

aus meinen gesammelten Tiergeschichten

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Kommentare zu diesem Text

Sätzer (77)
(22.10.20)
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 Borek meinte dazu am 23.10.20:
Danke für Dein registriertes Lob,
.......und leider stimmt es mit der Farbe "Schwarz"
herbstliche Grüße
Borek

 TrekanBelluvitsh (22.10.20)
Gerade Elstern in ihrem "klassischen" schwarz und weiß sind sehr elegant anzuschauen.

Zum Glück hat sich der Ruf der Raben - meiner Beobachtung nach - in letzter Zeit geändert, auch weil wir endlich ihre große Intelligenz entdeckt haben. Und sooo fern sind sind sie uns in ihrem Verhalten gar nicht.

 Borek antwortete darauf am 23.10.20:
Danke für Dein registriertes Lob,
es ist interessant sie zu beobachten
Liebe grüße
Borek
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