Quer

Text zum Thema Aggression

von  Sadikud

Quer
Ich erkenne. In einer Pupille erkenne ich mein Spiegelbild, das seit längerem nicht mehr in der hohen Auflösung erschienen ist und sich seit einiger Zeit versteckt. Sicher hinter´m Spiegel hängt, hinter welchem echten Spiegel es verschwunden ist und es wartet darauf gesehen zu werden. Bis zu diesem Tag habe ich gewartet und dann ist es eine kleine Spiegelung, die mir auffällt. Eine in der ich für genau einen Augenblick gesehen habe wie ich aussehe. Wie ich wirklich sein muss und wie ich mich verändert habe nach so einer langen Zeit. Das wirkt sich natürlich auf all die vor diesem Wimpernschlag vergangenen Tagen aus in denen ich mich nicht erkannte habe. Wäre es nicht natürlicher ich würde mich in einem echten Spiegel sehen und nicht in den Pupillen? Es muss mehr dazugehört haben. Viel mehr das mich beeinflusst hat so erstaunt über mein Erscheinungsbild zu sein. Zu diesen vielen Einflüssen gehört bestimmt die Nase die zwischen den Pupillen liegt, die zwischen den Augenbrauen die Mitte des Gesichtes bildet in dem ich mich wieder erkannt habe. Na gut, es war auch das Gesicht mit dem mir bekannten Mund, dem eckigen Kinn und den flachen Backen. Neben den Pupillen war da einfach noch viel mehr, das mich in meiner Erscheinung, oder in der Art wie ich über mein Aussehen nach gedacht habe, beeinflusst hat.
Mir fällt ein weiterer Grund ein. Vielleicht gehört auch die Atmosphäre des Raums dazu. Ich blickte ihr in die Augen, konzentrierte mich mit enormer Hingabe auf das mir reflektierende Spiegelbild, das vor dieser hölzernen Einrichtung stand. Die Einrichtung besteht nicht aus vielen Einzelteilen, die ich im Spiegelbild hätte wiedererkennen können. Deshalb fehlten mir die Details. Gerade deshalb musste ich Ewigkeiten darüber nachdenken. Wo es gewesen war, wo ich stehen geblieben bin, wo ich die Entscheidung getroffen hatte, wie ich mich dabei gefühlt habe und weshalb ich nicht mitfühlen konnte. Die Atmosphäre des Raums der dahinter liegt, direkt vor meinem Spiegelbild, ist schwer zu erkennen und füllt sich lediglich mit diesem Gefühl der Ungewissheit auf. Klar sind es Bänke, es sind die Bänke umgeben von der Absperrung, hinter welcher einzelne Stühle stehen, die ich in Bruchstücken wiedererkannt habe. Verzehrt sind sie wie das Spiegelbild das ich von mir selbst sehe. Welches ich dennoch als eines der besten bezeichnen muss, von allen denen die ich in meinem Leben bisher sehen durfte.
Es steckt so viel Wissen darin, wissen über mich selbst und das was ich mein Leben nennen darf. Es beschreibt die Gesamtheit meiner Persönlichkeit. Wie kein anderes enthält es mehr echte Informationen, als falsche Annahmen, die ich zuvor gesehen hatte. Solche Annahmen, die sich an einem üblichen grauen Tag aus dem Spiegel trauen und mir erzählen wollen was ich sei und wie ich mich zusehen habe. Durcheinander gelegtes Haar, das mir den Aufschluss über meine Nacht gibt. Ob ich ruhig geschlafen habe, oder doch wieder kein Auge zu bekommen habe. Schlaflosigkeit ist ein Teil von mir seit dem einen Tag, der für immer chaotisch in meinem Unterbewusstsein schläft. Der Rest ist dann die eigene Motivation die mich treibt, mich schön zu machen, das eigene Haar zu kämmen, weil es vermutlich sauberer aussieht. Eine Erscheinung die weniger mein Spiegelbild ist, als das was ich versuche dem Rest zu vermitteln. Die Pupillen, in denen ich mich sah, wissen es und lassen sich nicht von meinem Äußeren beirren. Die wissen es ganz bestimmt.

Die Zeit ist angenehm vergangen in den paar Sekunden des Augenblicks in welchem beide aneinander geraten waren. Nach dieser Kollision zerbrach die einzelne egoistische Sichtweise. Heraus kam eine Antwort.
Er hat mich angesehen wie wenn er sich selbst in mir suchen würde. Wie wenn ein kleiner Teil von mir abhängig von ihm ist. Abhängig, alleine und alleine abhängig von mir. Wie wenn sich alles um ihn dreht und ich nur ein weiterer Teil bin. Klein geschnitten sind alle seine Teile in seiner großen Saga und untergehen tut das Meiste, das damit in Berührung kommt. Meine Welt wäre fast untergangen im Hinblick dessen was ich anrichten hätte können, wenn er mich nochmal so angesehen hätte. Von Angesicht zu Angesicht wäre es nur gekommen, wäre ich nicht schneller gewesen. Denn dazu braucht es Nähe, die mich nicht leben lassen hätte.
In seinen Pupillen fängt sich alles Schwarz der Umgebung. Zusammen laufen tut es in diesen beiden farblosen Punkten die seine spitze Nase einschließen. Umgeben von einem spitzen, kantigen verschlagenen Gesicht. Eines das weder zur Begrüßung noch zu einem Wiedersehen gemacht wurde. Die Verschlagenheit ist auf meiner gesamten Haut spürbar, staut sich an und wird zu einer Berührung auf seiner eiskalten Haut. Auf meinen Armen bildet sich die unangenehme Gänsehaut, die auch in seiner großen Nacht hätte mich überraschen können, aber ich habe sie rechtzeitig gespürt, die von ihm bedrängte Nähe in der eiskalten Halle – seine Halle. Sein Werkzeug, seine Ideen, sein Reich das hinter viel Schwarz, hinter sehr viel schwarzer Masse an Unbekanntheit und unbehandelten Problemen, die in ihm schlummern, steckt. Er hatte es sich darin gut gehen lassen. Man muss es sich wie eine Badewanne bis an den Rand gefüllt mit heißem, aromatisierten Wasser vorstellen, das ihm umgibt. Zumindest in seiner Vorstellung ist es das. Eine Wanne in der seine eigene Welt die Regeln macht und in der jegliches Spiegelbild eine Reflektion seines kühlen Charakters ist, der nach Wärme schreit. Jammert und sich beklagt, weil er sie nie an dem richtigen Ort gefunden hatte. Seine Augen sind die Gesamtheit seiner verschlagenen, ruchlosen, eingeengten Persönlichkeit, die weiterhin in den Pupillen stecken bleibt. Denn die Sogwirkung, die von ihnen ausgeht, ist stark erfüllt von Hass, nichts anderes kann es sein, das seine Welt zu der meinen werden lässt. Soweit wäre es fast gekommen und nun spürt meine Haut die seine in einem Moment der keiner sein sollte, aber erzwungener Maßen sein muss. Gestellt habe ich mich und stellen musste er sich.

Wir spiegeln uns jeweils im Augenblick der Gegenüberstellung. Innerhalb von mehreren Stunden in denen keine Bewegung, kein unnötiger Atemzug getätigt wurde trafen sich die Pupillen kein einziges mal. Nichts musste ausgetauscht werden, das für einen selbst hätte wichtig sein können. Erst die Notwenigkeit schafft die Anstrengung dort hinein zu blicken, wo die eigene Geschichte zu Grunde gegangen wäre. Die anderen jedenfalls hätten um jeden bitteren Augenkontakt gebeten und gebettelt. Hätten sich jegliche Tortur im Saal angetan, wären jeder Tortur in der Halle entflohen. Es ist wie das Aufwiegen von Tod und Verzweiflung, das zum Gunsten des schlechteren für die meisten geworden ist. Jedoch tun es die stehen gebliebenen Pupillen nicht. Eingefangen in Sicherheit schauen sie ruhig, gefasst, anmutig mit Ehrgeiz dem entgegen der da hatte es so oft gespürt. Das Jucken, das ihm dazu veranlasst hatte abermals und abermals in sich hineinzugehen, um das herauszuholen was nach Hässlichkeit ruft. Bevor er das letzte mal nach seiner Art gerufen hätte, rufen nun die Stimmen der Vernunft quer durch den Raum.
Wir sind Stimmen voller Gerechtigkeit, die nicht näher an des angeklagten Persönlichkeit dran sind, als nötig.
Wir sind Stimmen voller Durchsetzungsfähigkeit, die nicht härter den Kontext zerschneiden, als nötig.
Wir sind Stimmen voller Rechtschaffenheit und beenden, das was Sie längst angefangen haben.
Während er vor den Augen der anderen gestanden hatte.
Wir: „Die Zersetzung ihres Ichs hat angefangen, ab dem Zeitpunkt, an dem Sie angefangen haben einen nach der anderen so zu behandeln wie es der Schlachter mit den Kühen tut. Gestehen sie?. Die Beweislage spricht eindeutig gegen sie.“
Ich: „Die Beweislage spricht gegen mich, weil an jedem Beweis meine Spuren kleben. Es... “ und er schaut dabei auf seine gefesselten Hände „hat mir gereicht“.
Er: „es hat ihm gereicht. Es war ausreichend für ihn, versteht ihr?“
Wir: „wir sehen auch das was nicht notwendig ist. Sie gestehen mit dieser Aussage?“
Ich: „wenn sie wollen erkläre ich wie ich vorgegangen bin“
Während er vor den Augen der anderen gestanden hatte, verzweifelten die gefassten Gesichter. Aus der Erwartungshaltung heraus, welche eindeutig gegen ihn gerichtet war, zog sich eine schockierte Einsicht quer durch den Saal: aus dem „er war es vielleicht“, wurde „er war es“, tat es, hat es verschwiegen. Die beobachtenden richtenden Augen begleiten weiterhin sein eingeknickte aber dennoch selbstverliebte Körperhaltung. Distanziert sind sie und halten mit ihrer Aufmerksamkeit durch. Des Opfers Blick hingegen hat den Kontakt längst abgebrochen und schreitet weiter in Richtung Ausgang. Die seltsame Verbindung hatte sich ab dem Eintreten der anderen Stimmen gelegt. Sein Spiegelbild war wieder verschwunden und jegliches Selbsterkennen auch.
Ich bin tagelang hin und her gelaufen. Habe dabei alles durchdacht. An den freundlichsten, friedlichsten Orten hatte ich mich hingelegt, hab die Natur die mich umgab betrachtet, das Gras unter meinem Körper gespürt, jeden Windzug der über mich trüber kam wahrgenommen und im blauen Himmel über mir ein Gerüst gebaut. Unsichtbar lag es vor dem hellen Hintergrund und wurde mit jeder weiteren Stunde größer und mächtiger, weiträumiger und komplexer. Wochenlang hatte ich nach dem passenden Ort gesucht. Überdacht musste es sein. Zuerst lag mein Verlangen ganz nah bei mir. Es bezog sich auf meine Eltern, meine Geschwister auf jeden der mir nahe Stand. Jedoch hatte ich Glück und meine Gedanken bezogen sich auf weit viel mehr, wollten förmlich ausbrechen aus der Gnade meiner Familie. Ich wollte selbstständig werden und frei in der Entscheidung sein wen es treffen wird, deshalb waren einige der ersten Gedanken anderer Natur.
Es ist völlig unnormal und komplett idiotisch, bei solchen Gedanken einfach nur so da zu sitzen und das ganze zu schlucken. Es aushalten und nichts tun. Es fühlt sich an wie eine namenlose Substanz die meinen Körper durchströmt. Lähmt Gedanken, Geist und Glieder. Jetzt kann wirklich nichts mehr passieren. Ich bin gelähmt, sitze und besitze nahezu keinen Stress. Was sollte mich jetzt schon aufregen? Im Fernseher läuft die immer gleiche Late Night Show. Direkt davor liegt die Mutter auf dem Sofa und der Sohn direkt daneben. Auf dem Tisch leuchten verteilt einzelne Teelichter, aus der Tasse verdampft der Tee, und in der Küche ruht das Besteck, darunter das Messer. Wenigstens läuft das Richtige. Der Tag war gut. Die Woche war gut. Ich war wirklich zufrieden und bis zu diesem Zeitpunkt, als es wieder anfängt. Das leicht gereizte Gefühl andere Dinge zu tun. Dinge die mich aus meiner Trostlosigkeit befreien.
Ein Joke, eine Pointe ausgesprochen vom Fernsehmoderator. Das Publikum applaudiert. Die Mutter lacht. Ich hingegen bleibe Regungslos, spüre rein gar nichts und verenge mich weiter in mir und meiner unsäglichen Wut gegen Nichts. Gegen rein gar Nichts, das ich am liebsten zerstören möchte.... schau wie sie lacht. Ich nehme jetzt einfach das Messer.. hols nochmal aus der Schublade und schneid ihr einfach die Kehle durch. Oder ramme es ihr direkt ins Herz. Aber was wird dann passieren... Blut wird spritzen, und das ganze Sofa besudeln. Ein Kurzer Moment der ihr Leben beendet, meines verändert und die angenehme Situation, den schönen Moment vorm Fernseher unter Kälte begräbt. Bei ihr könnte ich also anfangen, wobei ich dann nicht weit kommen würde. Was zur Hölle. Schon wieder.. Schon wieder, warum hört das nicht auf.
Mein Hand versteift sich, mein Kopf verkrampft stärker in einer Schräglage und nur noch Bruchstücke aus dem Fernsehgerät werden wahrnehmbar verarbeitet. Ich muss jetzt los. Das immer wiederkehrende ist unerträglich. Sie lacht während meines Schubs weiter. Es ist meine Mutter. Sie lacht, sie ist glücklich, sie schaut gerne Fernsehen, sie ist alt und das ist eine ihrer Lieblingsfernsehsendungen... sie tut mir nichts.
Fett ist sie. Liegt einfach so auf dem Sofa, und wir müssen leiden. Einfach abstechen. Aber Vorsicht, die werden es sehen. Die werden es mit bekommen und dann haben wir nicht viel Zeit. Das Klügste wäre, es schnell zu tun. Langsam in die Küche gehen. Das Messer, ...ja das große, aus der Schublade nehmen und es hinter dem Rücken verstecken. Am besten zwischen Jogginghose und Pullover. Dann langsam zurück ins Wohnzimmer. Das Licht bleibt abgedunkelt. Einfach neben sie setzen und dann zu stechen. Es wird nicht lange dauern und von ein auf den anderen Moment ist alles vorbei. Dann runter rennen. Die Haustür zusperren, Fahrräder und sonstige schwere Gegenstände davor stellen. Die Tür zum Erdgeschoss versperren. Dann nach oben rennen, das Haus komplett abdunkeln und aus dem Keller den Spiritus holen. Die Tür des Kellers hinter mir zu ziehen, die Flasche öffnen, und den Inhalt vom Flur aus über die Treppe bis hoch ins Schlafzimmer verteilen.
Einfach auf das Gute konzentrieren. Einfach auf die Sendung konzentrieren. Es muss Absicht sein. Der Gedanke kann in keinster Weise echt sein. Von irgendwo her muss mir dieser Gedanke eingegeben worden sein. Scheint ein ziemlich schwieriges Unterfangen zu sein, wie bekomme ich das nur hin? Es steht in keinster Weise in Bezug zu meiner Person.. es gibt kein vergleichbares Ereignis, das diesen Hass nur ansatzweise rechtfertigt. Es ist wie bei vielen Amokläufern, Gewaltverbrechern, die sich durch ihre Tat ein Mahnmalsetzen wollen. Eines das alle anderen warnt und über den Tod hinaus bestehen bleibt. Es ist die einfachste Art und Weise, sich einen Namen zu machen. Alles benötigt Arbeit, Fleiß und Ehrgeiz. Vieles benötigt Mut, doch die Tat benötigt das Aufgeben der Hemmschwelle und das Verbrüdern mit dem Hass. Und Aufgeben geht schnell, sehr schnell. Auch über die Tat an sich benötigt man sich dann keine Gedanken mehr zu machen. Entstehen Gewissensbisse, Mitleid und andere Zweifel an der Tat, hat einem das Blut auf den Händen schon längst den Verstand geraubt, diese ordentlich bewerten zu können. In ein solches Raster will und kann ich nicht geraten. Ich muss mich entscheiden. Ich werde es nicht hier und jetzt tun, sondern langsam. Werde mich vorbereiten an einem sicheren Ort und ich werde nicht ertappt werden. Werde sorgsam still sein, bis völlige Stille mich umgibt.
Er ist mir nachgelaufen. Mehrmals ist er zurück gefallen, ist hinter mir stehen geblieben. Ich blickte zurück und kurzzeitig bestand Blickkontakt zwischen uns. Zwischen den Türen des langen Ganges, der nur auf einer Seite beleuchtet war. Lang genug jedoch für das Wissen, dass er weiterhin selbstsicher war. In mir stieg weiter Angst empor, die sich von den Zehen über meinen Unterleib bis hoch zum Nacken in mir festsetzte. Der Zwiespalt baute sich parallel dazu auf, da ich nicht verstehen konnte weshalb er sich seiner Sache so sicher war. Es fühlte sich an, wie wenn jeder weitere Schritt von vornherein von ihm durchdacht worden war. Jeder Schritt der mich weiter von ihm weg brachte, jagte mich mit jedem verstreichenden Centimeter näher in seine suchenden Arme. 
Wir sehen ihn in der Zelle. Dieses mal blickt er in seine eigenen Pupillen, vor welchen der Abspann seiner Sitzungen herunter läuft, wie der Schweiß von seiner Stirn. Tropfen für Tropfen vermengt sich der Stress der sich um das Augenlied gelegt hatte mit den leichten Tränen, die sich an den Ecken bilden. Die angespannte Gesichtsmuskulatur verfällt in einer Kaskade sich legender zuvor verkrampfter Falten. Die Mundwinkel fallen ebenso herab und eben werden Backen, Stirn und Kinn. Dem Gesichtsausdruck fehlt jenes lebendige Lachen, das einen daran erinnert noch nicht Tod zu sein, noch mit beiden Beinen im Leben zu stehen. Der ganze Kopf hat sich ausgezogen. Hat sein Kleid, seine Tracht, seine Uniform abgelegt und übrig bleibt ein weißes Unterhemd, das mit Flecken übersäht von den vergangenen Enttäuschungen erzählt. Wie die Ringe eines Baumes befinden sie sich dicht beieinander und warten nun... der Ausdruck völliger emotionaler Nüchternheit wartet auf alles was nicht mehr kommen kann. Denn vor dem Spiegel heißt es Endstation. Nichts geht mehr.
Beim Anblick seiner eigenen bleichen Iris die seine gleich bleibenden schwarzen Pupillen umgibt vergehen wieder Sekunden, die nicht mehr gezählt werden können. Stunden die nicht mehr nennenswert sind und Minuten, die nur noch reine Materie ausfüllen, die irgendwo dazwischen liegt. Irgendwo zwischen Betrachter und Objekt. Irgendwie verloren gegangen auf dem Weg zur eigenen Vollständigkeit musste die Zeit davon fliegen, da sie nicht mehr gebraucht wird. Davon fliegt was keinen Halt mehr hat. Die Gedanken tun es nicht. Diese persönlichen Wegbegleiter sind die Iris seines Spiegelbildes, umgeben alles was schwarz ist und bilden das farbliche Spektrum seiner Selbst ab. Die Gedanken haben festen Halt gefunden und bilden das ab was ohnehin ein fester Bestandteil ist, nämlich die wahre Persönlichkeit, das wahre Selbst das sich diese Umgebung wünscht. Eine befremdliche, schroffe Umgebung die alles schlechte ist, das gute kennt, es jedoch hält, weil es dazu gehört.
Er ist in sich verloren. Ich bin weggelaufen und er hat mich nicht bekommen, zu schnell muss ich ihm gewesen sein. Schnell war ich, aber das hat nicht ausgereicht. Glück und Zufall waren es. Dass genau in diesem Moment ein Polizeiauto vorbei fährt, anhält, mich laufen sieht und reagiert war pures Glück. Die Beamten waren meine Lebensretter, denn ohne sie wäre ich bald erschöpft zusammen gebrochen. Weder sportlich noch stark bin ich, weder flink noch könnte ich mich gegen einen Angreifer dieser Größe wären. Ich hatte einfach Glück und damit will ich nach Hause gehen. Schaut ihn euch an. Er ist gestraft genug mit dieser Verendung in sich selbst. Ich bezweifle sein Eingeständnis und bezweifle damit seine Einsicht, aber das tut hier nichts mehr zur Sache. Seine Pläne sind hinüber, meine auch. Sie geht verlassen, eingehüllt in einen dicken Wintermantel nach Hause.
ICH habe es scheinbar geschafft. Sehe mich ganz klar vor Augen direkt in meinen Augen. Dieses mal sehe ich mich richtig, so wie ich bin in meinen eigenen dunklen Pupillen, mit meiner grün-grauen Iris, den leicht blau unterlaufenen Augenhöhlen. Mein Kinn, meine Backen, meine Stirn, mein Aussehen... ich bin ich und ich bin hier, hier vor diesem Spiegel und dahinter versteckt sich kein zweites Ich mehr. Egal wie sehr ich auch mit meiner Hand hinter die Rahmenfläche fahre, nichts ist hier hin verschwunden, beruhigt bin ich, ausgeruht und beruhigt.
Fast hätte mich der Tod gehabt. Weit entfernt von mir konnte er nicht mehr sein. Es fühlte sich an wie wenn er mich bereits umarmt gehabt hatte, die arme dabei stärker anspannte und somit den mich umschließenden Ring enger schnürte. Meine Verzweiflung war zu groß. Nichts konnte ich mit ihr anstellen, rein gar nichts. Kein Plan ist mir eingefallen, keine Lösung die mich aus dem Schlamassel hätte raus bringen können, in das ich mich selbst gebracht hatte. Wie in einer verdammten Sucht trieb es mich hin zu diesen Weibern, darunter auch Mädchen. In einen Fluss der Sucht muss ich gesprungen sein. Der mich an das Ufer trieb. Also zwei Möglichkeiten. Zwei Wege konnte ich gehen um der reisenden Strömung entrinnen zu können. Das eine wäre eben der meinige Tod gewesen und das andere der Tod der Anderen. Nichts was ich besser hätte machen können. Keine Schuld trifft mich, wenn überhaupt, nur zum Teil. Es war eine Teilentscheidung und ich hatte mich für das Leben entschieden.
Jetzt sehe ich mich selbst ohne Mehrwert, ohne Trug und ohne Schuld, so wie ich wirklich bin. In diesem Zimmer bin ich erwacht, zu mir selbst gekommen. Habe mein verloren gedachtes Selbst wieder gefunden. Kann mich endlich wieder selbst ansehen und zufrieden sein. Die Länge meines Leidensweg war gerade lang genug. Auf diesen Weg gewann ich Stück für Stück mein Leben zurück und sammelte versiegte Wesenszüge. Mit innerer Stärke konnte ich all die Strapazen auf mich nehmen, und mein Selbst zu einem besseren Ich umformen. Tat dabei Hand und Meisel anlegen, wie ein Steinmetz der Schlag für Schlag eine Statue aus einem rohen Quader Marmor schlägt. Die Bruchstücke fielen nur so herab. In meiner Welt regnete es Leichtigkeit und das alles weil ich zu mir selbst stand und an mich geglaubt hatte. Wie sonst wäre ich gegen Anschuldigungen, Lügen und Anfeindungen gekommen, wäre da nicht mein harter innerer Kern gewesen, der alles aushält. Einfach Alles.
Jetzt vor dem Spiegel bin ich frei.

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (30.10.20)
Guten Morgen.
Man muss nicht einen Text komplett löschen, um Korrekturen unterzubringen.
Kommas fehlen dennoch immer noch sehr viele.

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 31.10.20:
Auch heute wünsche ich einen wunderschönen guten Morgen.

 Dieter_Rotmund antwortete darauf am 02.11.20:
Bitte, gern geschehen.

 Teichhüpfer schrieb daraufhin am 02.11.20:
@ Dieter, so mit dem Diktiergerät und so, Du weißt schon, wenn die Sekretärin nicht ganz richtig geschrieben hat, und dann auch noch diesen so und so kennt.

Antwort geändert am 02.11.2020 um 14:18 Uhr

 Dieter_Rotmund äußerte darauf am 24.12.20:
Jaja. Die Sekretärin von Herrn Sadikud und sein Diktiergerät.

 RainerMScholz (29.08.21)
Der ganze Kopf hat sich ausgezogen...
- da stehen gute Sätze im Text, der ein wenig zu lang geraten scheint, oder zu wenig unterteilt, oder zu wenig strukturiert.
Und der Mutterteil gefällt mir.
Grüße,
R.
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