Schlafwandler

Text zum Thema Horror

von  Der_Rattenripper

Mein Name ist Tom, Hawkings, ich bin 10 Jahre alt und sitze zur Zeit in der Kinder - und Jugendpsychiatrie auf der geschlossenen Abteilung. Morgen um 7.00 Uhr stehen wir auf, um 7.15 frühstücken wir gemeinsam. Ich weiß nicht, warum ich hier bin. Mein Therapeut hat mir gesagt, dass er genau das herausfinden möchte. Er ist sehr nett und verständnisvoll. Gestern hat er mich hypnotisiert um in mein Unterbewusstsein dringen zu können. Ich selbst kann mich an diesen Vorfall überhaupt nicht erinnern. Wo ist Micha mein kleine sechs Jahre alte Schwester? Warum besucht sie mich nie? Mama und Papa besuchen mich jedes Wochenende, aber Micha meine Schwester kommt nie mit. Immer wenn ich Papa und Mama nach Micha frage, weint Mama und fängt an zu schreien. Sie sagt dann immer, ich solle aufhören, ich solle aufhören, von Micha zu reden. Warum wird Mama immer hysterisch, weint und kreischt, wenn ich Micha erwähne? Wieso sagt mir niemand etwas? Was ist mit meiner Schwester? Warum kommt meine Schwester nicht mit? Hat Micha mich nicht mehr lieb? Warum weint Mama immer? Warum fragt sie immer, warum hast du das getan? Hast du deine Schwester nicht lieb? Natürlich habe ich meine Schwester lieb, was soll ich denn getan haben. Warum darf ich nicht wieder nach Hause? Mama und Papa meinen ich sei hier, weil ich krank wäre. Wieso krank? Ich fühle mich ganz gesund. Seltsamerweise trägt Mama seit neusten immer schwarze Sachen, früher hat sie sich immer farbenfroh angezogen, rote Blusen, grüne Blusen, usw. Aber seit ich hier bin, trägt sie schwarz, sie lächelt nicht mehr und auch Papa sieht mich neuerdings immer mit so einem seltsamen Blick an. Er redet nicht mehr, er schenkt mir nur einen stummen Gruß, falls er mich überhaupt mal besuchen kommt. Meistens kommt Mama allein. Hier sind auch viele andere Kinder,  wir spielen zusammen mit Bauklötzen oder Autos. Mein bester Freund Ben ist im Fußballverein. Da möchte ich auch gern reingehen, aber meine Eltern erlauben es mir nicht. Sie meinen ich solle noch ein paar Jahre warten. Aber Micha geht einmal die Woche zum Ballettunterricht und zum Reiten. Meine Eltern meinten, der Sport sei nicht so gefährlich wie Fußball. Manchmal wünschte ich, meine Schwester würde weggehen, einfach verschwinden, in eine andere Familie oder so. Manchmal wache ich auch an ganz komischen Orten auf. Einmal bin ich ins Bett gegangen und am nächsten Morgen im Badezimmer, in der Küche oder im Wohnzimmer wieder aufgewacht. Ich selbst konnte mich nie daran erinnern, dass ich in der Nacht aufgestanden bin. Ich hatte auch nie geträumt. Aus diesem Grund musste die Tür zu meinem Zimmer immer offenbleiben, damit meine Eltern mitbekamen, wenn ich nachts auf Wanderschaft ging. Jetzt gerade sitze ich bei Dr. Austin im Behandlungszimmer. Mit den Augen verfolge ich das Licht einer kleinen Taschenlampe. Ich bin müde, aus der Ferne höre Dr. Austins Stimme, deine Augenlider werden schwer, so schwer, dass du sie nicht mehr offen halten kannst. Ich schließe die Augen, mein Atem ist ruhig, ich bin wieder zu Hause. Es ist Nacht, ich laufe über den Flur. Ich betrete unsere Küche, laufe über die warmen Fliesen. Wir haben überall Fußbodenheizung, mit einer Hand öffne ich die Schublade in welcher sich Messer, Gabeln und Löffel befinden. Ich nehme ein großes Messer mit langer Klinge heraus. Mama und Papa benutzen das Messer immer zum Fleisch oder Gemüse schneiden. Mit dem Messer in der Hand verlasse ich die Küche und trete in den Flur. Langsam schleiche ich über dem dunklen Laminat, der Vollmond scheint durch eines der Fenster herein, sodass ich die Umrisse der Kommode und der Garderobe schemenhaft erkenne. Ich bleibe vor der Zimmertür meiner Schwester stehen und nähere mich langsam der Tür. Atem und Puls sind ruhig, meine Augen blicken starr geradeaus. Michas Zimmertür quietscht leise, als ich die Klinke nach unten drücke und die Tür öffne. Im Zimmer ist es dunkel, doch trotz der Finsternis kann ich Michas Puppen und Kuscheltiere erkennen, welche auf dem Fußboden liegen. Geschickt weiche ich dem Spielzeug aus und trete neben das Bett meiner kleinen Schwester. Ein Daumen steckt in ihrem Mund. Sie schläft tief und fest. Eine Zeitlang bleibe ich vor ihrem Bett stehen. Ich betrachte sie, ihre Pferdebettwäsche hebt und senkt sich leicht bei jedem Atemzug. Ich hebe das Messer und lass es auf meine Schwester niedersausen, wieder und wieder und wieder.

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Kommentare zu diesem Text


 Annabell (05.11.20)
Guten Morgen, Rattenripper,
sehr gut und sehr bedrückend geschrieben, geht unter die Haut. Für imponierenden Text ein *chen.
Beste Grüße von
Annabell
(Ingrid Mohr)
PS: in Kürze kommt erin ähnlicher Text von mir

Kommentar geändert am 05.11.2020 um 08:31 Uhr

Kommentar geändert am 05.11.2020 um 08:37 Uhr

 Der_Rattenripper meinte dazu am 05.11.20:
Hallo Annabell,

vielen Dank für deinen Kommentar und die Empfehlung.

Schönen Gruß

Der_Rattenripper

 Dieter_Rotmund antwortete darauf am 05.11.20:
Sorry, Annabell hat dich angelogen. Warum, weiss ich nicht

Beispiele:
"Wo ist Micha mein kleine sechs Jahre alte Schwester?"
"Was ist meiner Schwester?"
"Micha Zimmertür quietscht leise"

...und zahlreiche fehlende Kommas.

Stilistisch sind die vielen Wortdoppelungen eine Katastrophe, aber zunächst müsstest Du intensiv an den RS- und Zeichensetzungsfehlern arbeiten.

 Der_Rattenripper schrieb daraufhin am 05.11.20:
Hallo Dieter,

danke für den Hinweis auf die Flüchtigkeitsfehler. Zum Thema Wortdoppelungen aber mal etwas. Ich glaube kaum, dass ein 10 Jahre alter Junge einen so großen Wortschatz besitzt, dass er in Synonymen denkt. Deshalb sind die Wortdoppelungen in diesem Fall ein Stilmittel.

Schönen Gruß

Der Rattenripper

Antwort geändert am 05.11.2020 um 12:07 Uhr

 Dieter_Rotmund äußerte darauf am 05.11.20:
Nein, das würde nur bei direkter Rede funktionieren. So, wie es jetzt da steht, ist es einfach nur schlechter Stil.
Auch "Morgen um 7.00 Uhr stehen wir auf, um 7.15 frühstücken wir gemeinsam." - wieso hat der nächste Tag diese große Bedeutung? Du kommst nicht mehr darauf zurück.
Aber das ist ein zweitrangiges Problem. Die Zeichensetzung müsste zunächst korrigiert werden.

 Der_Rattenripper ergänzte dazu am 05.11.20:
Nein das geht auch bei indirekter Rede.

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 05.11.20:
Dein Text ist der Gegenbeweis: Die Wortdoppelungen wirken einfach nur unbeholfen und sperrig.
Aber das ist ein zweitrangiges Problem. Die Zeichensetzung müsste zunächst korrigiert werden.

 Der_Rattenripper meinte dazu am 05.11.20:
Ansichts- und Geschmackssache.

Schönen Gruß

Der Rattenripper

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 05.11.20:
Nein, die Kommas sind zwingend notwendig - es sei denn, die Leser sind Dir völlig egal. Sind sie das?

 Buchstabenkrieger meinte dazu am 06.11.20:
Hallo Rattenripper,

ich sehe es so wie Dieter, dass du den Text für den Leser korrigieren solltest, zumal dir die Fehler genannt worden sind.
Ich verstehe nicht, warum da eine solche Diskussion aufflammt.

Weiteres:

Mein Name ist Tom, Hawkings, ich bin 10 Jahre alt und sitze zur Zeit in der Kinder – und Jugendpsychiatrie auf der geschlossenen Abteilung.
--> Tom Hawkins
--> zehn Jahre
--> Kinder - und ... (also Bindestrich, kein Geviertelstrich)

Ich bin müde, aus der Ferne höre Dr. Austins Stimme, deine Augenlider werden schwer, so schwer, dass du sie nicht mehr offen halten kannst.
--> höre ich
--> "deine Stimme ..." (wörtliche Rede)

Ein Daumen steckt in ihrem Mund, Sie schläft tief und fest.
--> Mund, sie

Gruß, Buchstabenkrieger

 Der_Rattenripper meinte dazu am 06.11.20:
Stimmt nicht, keine wörtliche Rede, sondern indirekte Rede bei aus der Ferne höre ich Dr. Austins Stimme,

Schönen Gruß

Der Rattenripper
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