Einigkeit macht stark

Fabel zum Thema Wahrnehmung

von  EkkehartMittelberg

Der Dichter gönnte sich eine wohlverdiente Pause. Seine Werkzeuge langweilten sich und prahlten voreinander, dass jedes von ihnen das wichtigste sei.                                                                                                                                                                      So brüstete sich das Symbol: „Ohne mich wäre Dichtung nichts, denn ihre Aussage soll nicht direkt sein. Ich verhelfe ihr zu der unverzichtbaren symbolischen Bedeutung.“ „Gib nicht so an“, entgegnete die Metapher. „Alle Symbole beruhen auf Übertragung und ohne mich wärest du wirkungslos.“ „Das mag ja alles sein“ riefen da empört die Worte, „wenn wir nicht Symbole und Metaphern transportierten, wer könnte sie ohne uns wahrnehmen?“
Als das die Fabel hörte, sagte sie lächelnd: “Euer Streit ist uralt. Schon in der Fabel des Menenius Agrippa vom Magen und den Gliedern meinten die Glieder ohne den Magen auskommen zu können. Schließlich mussten sie erkennen, dass sie nur im Zusammenwirken mit ihm überleben. So ist es auch mit euch. Die bloße Übertragung ohne symbolische Bedeutung wäre nichtssagend und kein Mensch würde sie verstehen, wenn die Worte ihnen nicht Sinn gäben.“
Da schwiegen Symbol, Metapher und Worte beschämt und erkannten die Weisheit der Fabel an, die sich seit Jahrhunderten immer wieder bestätigt.

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Kommentare zu diesem Text


 monalisa (12.11.20)
Lieber Ekki,
wie wahr, kann ich da nur sagen! Und nicht nur in der Dichtkunst - überall gültig. Wo es wohl herrührt, immer wetteifern zu müssen, der Irrglaube, sich selbst gegen andere behaupten (zu deren Kopf/zur Spitze machen) zu müssen. Dabei kann so vieles nur miteinander, nicht gegeneinander gelöst werden. Gerade in diesen Tagen - ! Und wir erleben im Gegenteil: Spaltung, Spaltung, Spaltung!

Sehr nachdenkliche Grüße
mona

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 12.11.20:
Vielen Dank,Mona, wenn sich noch die spalten, die aufeinander angewiesen sind, ist die mangelnde Einsicht fatal.
Liebe Grüße
Ekki

 harzgebirgler (12.11.20)
ohne sprache die den menschen hat
fände nie und nimmer dichtung statt:
erst als der mensch zur sprache kam
und dann beim wort die dinge nahm
vermocht' er auch zu dichten
anderenfalls mitnichten.

lg
henning

 EkkehartMittelberg antwortete darauf am 12.11.20:
merci, so ist es,Henning. Die Sprache ist die Grundlage der Dichtung. Aber erst Symbole und Metaphern, die ihrerseits in Sprache gekleidet werden müssen, geben ihr eine tiefere Bedeutung. So gesehen macht Einigkeit stark
LG
Ekki
Al-Badri_Sigrun (61)
(12.11.20)
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 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 12.11.20:
Grazie, so ist es Sigi. Die Eitelkeit ist in der Kunstwelt stark vertreten.
Herzliche Grüße
Ekki

 TrekanBelluvitsh (12.11.20)
Im Sport nennt man diese Zusammenspiel "Taktik". Sollte in der Literatur vielleicht auch eingeführt werden. Denn ganz gleich, was und wie jemand schreibt, niemand möchte sich doch nachsagen lassen, er/sie habe keine Taktik.
;-)

 EkkehartMittelberg äußerte darauf am 12.11.20:
Merci, Trekan, das stimmt. Auch Literaten sollten gut aufgestellt sein.

 Moja (12.11.20)
So viel Einsicht wäre in jedem Lebensbereich wünschenswert, lieber Ekki, eine schöne Utopie!

Liebe Grüße,
Monika

 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 12.11.20:
Gracias, Monika, es gibt eine winzige Chance, durch ständige Wiederholung Utopien in Realutopien zu verwandeln.
Liebe Grüße
Ekki

 TassoTuwas (12.11.20)
Hallo Ekki.
Einigkeit macht stark, wer will das bestreiten?
Das Kunststück ist die Einigkeit zu erreichen, und dazu braucht es Überzeugungskraft, gute Argumente, manchmal List, auch eine kleine Erpressung ist hilfreich, Geduld und vor allem der gemeinsame Wille!
Alles nicht einfach in Zeiten des Individualismus
Herzliche Grüße
TT

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 12.11.20:
Da hast du recht, mein Freund, alles hängt von der Stärke der Argumente für die Einigkeit ab. Der Sage nach konnte Menenius Agrippa die widerspenstigen Plebejer überzeugen.
Herzliche grüße
Ekki

 AchterZwerg (12.11.20)
So lange Es und Ich und Überich noch konkurrieren und Harmonie oft nur durch Übertragung zustande kommt, werden sich Symbol und Metapher wohl nur an den Ellenbogen berühren.

Aba däs is ja jetzt modärn.

Zwinkernde Grüße
der8.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 12.11.20:
Das ist eihn pfiffiger Einspuch, Piccola. Siegmund Freud als Erklärer für mangelnde Harmonie leuchtet mir ein.
Nickende Grüße
Ekki

 Enni (12.11.20)
Lieber Ekki,

allein schon die Idee, eine Fabel mit dieser Thematik zu kreieren, finde ich toll.
Das, was man kurz auch in einen Sachtext hätte packen können, gewinnt durch die Art der Darstellung eine besondere Bedeutung, die sich sehr einprägt.

Inhaltlich stimme ich dir natürlich auch zu. Symbolik und besonders auch Metaphern haben ja auch in der Alltagssprache Platz gefunden. Fiele all das weg, könnte unsere Sprache irgendwann zu leeren Worthülsen degradieren.
Und so gesehen kann Dichtung ohne alle drei nicht auskommen.

Sehr gut, gefällt mir.
Lieben Gruß
Enni

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 12.11.20:
Danke, Enni, ich freue mich über die Zustimmung einer klar denkenden Mathematikerin.
Liebe Grüße
Ekki

Antwort geändert am 12.11.2020 um 20:10 Uhr
wa Bash (47)
(13.11.20)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.11.20:
Merci, wa Bash, diesmal fühle ich mich wieder richtig verstanden.
LG
Ekki
Agnete (66)
(13.11.20)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.11.20:
Ich freue mich über dein Lob, Monika. Danke.
LG
Ekki
Sätzer (77)
(14.11.20)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 14.11.20:
Merci, Uwe, in dieser Hinsicht bin ich Pessimist.
LG
Ekki
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