UNSERE LIEBEN ALTEN EIN ALTERSHEIMDUETT

Gedicht zum Thema Alter

von  hermann8332

GEGLUCKT UND GEDUCKT

Im Heim für demente Seniorinnen
ist man nun nicht mehr so allein,

denn man hat Hühner angeschafft
zur Unterhaltung der Alten

und aus pschyohygienischen Gründen
wie die Gesundheitspsychologen
es  für therapeutisch sinnvoll finden

um die sich die Alten scharen
zweimal am Tag im Heimhühnerhof

und alle die so einsam,
schweigsam, verängstigt waren

in diesen schweren
Covid- Zeiten

müssen nun weniger leiden
und nicht mehr allein bleiben …

Jede Alte hat eine Patenhenne,

füttert ihr Huhn ,

führt ein Eierlegetagebuch

und hat wieder was zu tun ..

Leider geht dies alles nicht
ohne Hahn

und damit fing die Misere an.

Zuerst herrschte eitel Sonnenschein

Man gackerte mit den Hühnern,
ließ sich auf Gespräche ein ,
freundete sich an,

der Medimantenbedarf
ging zurück

und alle genossen ihr Glück

Im Seniorenhaus
bei der Heimleitung
den Angehörigen
in der Öffentlichkeit
im Hühnerstall
und überall

war man zufrieden

und es  wäre so geblieben,
bis der schwarze Hahn kam

Die Alten
und die jungen Hennen
fingen das Turteln an

und eine Seniorin legte
sogar ein Hühnerei....

aber dachte sich nichts dabei

Die Gesundheitspsychologin
fand das Kücken süß,
das man bei der Alten ließ

und alle liebten  den kleinen
Alzheimerhybriden

Als sie schlief;
hackte er ihr eines Nachts
die Augen aus

Man warf ihn aus dem Haus
hinaus

Entfernte den Hühnerstall
verurteilte den Hahn zum 
Brathähnchen

sammelte die Körnerfutter-
tüten aller Alten ein
und verrührte den Inhalt
unter den täglichen Müslibrei
damit nichts weggeworfen sei

...machte aus dem Hühnergelege
eine Sitzplatzanlage,
wo die alten Seniorinnenhennen
manchmal herumgackern ...

….und sich mit ihren
verblassenden Erinnerungen
abrackern ….

im Alzheimeraltenheim

VERGISSMICHNICHT
        und / oder
VERGISSMEINNICHT

ihrer letzten Rast ,

wo sie ihre mickerigen
Erinnerungseier legen

und sediert werden,
bis sie sterben,

geduckt von den Hähnen
des Stumpfsinns

wie in ihrem früheren Leben 

…. schicksalsergeben ….



UNSERE
LIEBEN
ALTEN

Je mehr
und länger
sie gelebt haben,

die alten Trottel

um so weniger
kommen sie auf den
naheliegenden
Gedanken,

daß es durchaus
angebracht
erschienen wäre,

nicht und nie
gelebt zu haben

Die Selbstgefälligkeit
und der Starrsinn
der Altersblödheit.

ihre naive Religiosität
und ihr stupider
Gemeinschaftssinn

samt dem Herdentrieb

lassen sie gar nicht
auf solche Gedanken
kommen

Nun sitzen sie im Heim,

einsam und allein

mit ihrem Wirgefühl
ihrem Familiensinn

der stupiden Bürgerlich-
und Biedermeierlichkeit ….


Der Tod ist nicht mehr weit

Vor dem sie Angst haben,
weil sie gläubig sind

Igitt ! Der Sensenmann
geht herum ,,, schaut
euch nicht um !

Vor siebzig , achtzig Jahren
da machte ihr Dummfickvater
ihre Dummfickmutter an

und sie gingen der Gnade
des Nichtgeborenwordenseins
verlustig,

das ihnen ihr borniertes
Leben und ihre infantile Angst
vor dem Tod erspart hätte

Nun sitzen sie allein im Heim,

liegen des Nachts betend
in ihren Betten

und bilden sich ein

sie hätten „ gelebt “

Komatöse Lemminge

Manselbstwesen

Immer schon
Fallobst gewesen

Achtzig Jahre untod

und durch
Sozialiserungsparasiten
künstlich am Leben gehalten: 

die lieben Alten
die wir in Heimen
pallativ verwalten

Parasiten , die sie
wie Zombies
wandeln ließen ….

von der Wiege
in die intantile,
juvenile, virile
senile, debile
und schließlich
humile Welt

bis ins Heim hinein,
wo wir sie betreuen 

all die lieben Alten,
bis sie erkalten

und von dort
auf die Bahre

Doch sie meinen
mit ihrem bisschen
Restverstand, :
ein solches
Pseudoleben
wäre das einzig
wahre: 

Familienbezogen,
erfolgreich,
liebend und geliebt
und allgemein
anerkannt  …

Hallelulja!

Jetzt sitzen sie da

debil und allein

im Heim 

Niemand erscheint

niemand bedauert sie

während draußen die
Sonne scheint

Niemand liebt sie

Niemand weint

Niemand kommt,

Alzheimer schaut
zum Fenster rein

Und sie sind
bereits zu dement
um auf den naheliegenden
Gedanken zu kommen,

daß es sich vielleicht
mehr gelohnt hätte
nicht gelebt zu haben,

denn seit jeher
haperte es bei ihnen
an den sogenannten
Geistesgaben: 

Geistig
waren sie nie auf der Höhe
aber „ geistlich“  schon

und die Borniertheit
war der Born für ihr Glück

Darum
schauen sie auch
mit soviel Wehmut
zurück …

… die lieben Alten
und schauen so lang
bis sie erkalten ...
...und schauen
mit einem dementen
blöden Blick zurück ...

...und mit einer
stargetrübten Seele
schielen sie gleichzeitig
verstohlen hin zum Paradies ...

….ihrem nächsten Verließ ….

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Kommentare zu diesem Text


 EkkehartMittelberg (13.11.20)
Naja, die Geschwätzigkeit des Alters hast du mit deinem Alterheimdummett ja schon erreicht.
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